Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 96

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15.19

Abgeordnete Ludmilla Parfuss (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Zu Beginn meiner Rede möchte ich jenen mein Mitgefühl aussprechen, die von dieser Terrorserie getroffen wurden, den Freunden und Verwandten, die durch diese schreckliche Tat ihnen nahestehende Menschen verloren haben und heute noch unter dieser Tat leiden, wie auch den Eltern und Verwandten von Franz Fuchs, die schwere Zeiten durchmachen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir müssen immer wieder daran erinnern, daß Menschen sterben mußten oder schwer verletzt wurden, wenn wir dieses Thema diskutieren. Dahinter steckt Ewiggestriges, verbunden mit Intoleranz und Menschenverachtung, wie Frau Abgeordnete Petrovic vorhin schon gesagt hat. Ich kann die Ausführungen von Frau Abgeordneter Petrovic nur unterstreichen.

Ich möchte mich ebenso wie meine Vorredner bei der österreichischen Exekutive, bei den österreichischen Justizbehörden, den Gutachterinnen und Gutachtern bedanken, die die Verhaftung des Franz Fuchs möglich gemacht haben, im besonderen bei den Leibnitzer Gendarmeriebeamten, die als erste damit befaßt worden sind – einer wurde sogar verletzt. Dank aber auch an die österreichische Bevölkerung, die in den letzten Jahren, als unsere Republik von dieser unglaublich schrecklichen Terrorserie heimgesucht wurde, den Glauben an die Sicherheit in unserem Lande nicht verloren hat.

Franz Fuchs hat letztlich ein Ziel erreicht: Er geht – wie auch immer – in die Geschichte dieser Republik ein, zumindest in die Kriminalgeschichte, wenn ihm die Täterschaft nachgewiesen werden kann. Da dieser Mann aus meiner Region stammt, möchte ich mich im besonderen mit der Person Franz Fuchs beschäftigen.

Es wurde viel spekuliert, wer solch hinterhältiger und gemeiner verbrecherischer Taten fähig ist. Die Indizienkette deutet darauf hin, wie Herr Bundesminister Schlögl in seiner Rede gesagt hat, daß Franz Fuchs der Täter ist. Die Gerichte werden das prüfen und letztendlich auch beurteilen.

Wer ist dieser Mann Franz Fuchs? Welche Beweggründe hatte er? – Der Tatverdächtige Franz Fuchs wird als intelligent, hochbegabt, perfektionistisch veranlagt und mit einem rigiden, aber falschen Gerechtigkeitssinn versehen beschrieben. Er wollte Atomphysiker werden und hatte sicherlich eine gewisse Begabung dafür. Es sollte aber anders kommen. Seine Wünsche und Vorstellungen waren wohl immer etwas überhöht, und die Realität war für ihn vermutlich desillusionierend. Die Ansprüche an sich und an die anderen wurden immer höher und führten zu Frustrationen, was ihn letztlich zu dem Menschen machte, der er jetzt ist, wie psychologische Gutachten belegen.

Ein Schulfreund von Franz Fuchs aus meiner Stadt schreibt, daß er schon in der Schule als versponnener Denker und Eigenbrötler galt. Er sagt, alles, was von ihm kam, war irgendwie skurril. Mit seinem Wissen wollte er Prüfer übertrumpfen und war von Rechthaberei geprägt, wie Professor Zeder im "Falter" geschrieben hat. Der hochbegabte Leistungsfanatiker verbummelte nach der Matura seine berufliche Zukunft, er kapselte sich von der Umwelt ab und zimmerte sich seine eigene Welt, geprägt von Haß und pseudohistorischem Wissen. Je weiter er weg war von seiner Umwelt, desto verdammenswerter schien ihm das Glück der Mittelmäßigen, um wieder den Schulfreund zu zitieren. – Dies ist sicherlich nur der Versuch einer Erklärung, des Verstehens von Außenstehenden.

Jemand, der psychische Defizite aufweist, kann durch aufgebaute Feindbilder ein persönliches Bessergehen erfahren, stellen Psychiater fest. Uns sollte das zu denken geben. Franz Fuchs hat sicher psychische Defizite, aber darüber hinaus glaubt er auch an eine fremdenfeindliche, rassistische Ideologie: eine Ideologie, die in Österreich nichts verloren hat, weil sie auf Feindbildern beruht.

An diesem Punkt stelle ich fest, daß in der aktuellen Politik bedauerlicherweise sehr oft mit Feindbildern gearbeitet wird. Achten wir auf die Sprache, die manche in diesem Hause verwenden. Ist es nicht oft eine Sprache der Feindbilder, der Ausgrenzung und der Vereinfachung: hier die Tüchtigen, dort die Faulen? Vor allem nach der gestrigen Debatte, aber auch nach dem


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