Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 121. Sitzung / 124

Weil mich jetzt der Minderheitensprecher der Österreichischen Volkspartei, Georg Wurmitzer, anlächelt: Ich will ihm das, was er noch über die gesamte Thematik zu sagen hat, nicht wegnehmen, ich möchte mich nur den speziell burgenländischen Themen und Problemen annähern. Ich tue dies in zwei Bereichen.

Ich glaube, daß es doch eine sehr ausgewogene Diskussion zum Thema "Volksgruppen im Burgenland" gibt, die sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte zum Inhalt hat.

Positiv - und das möchte ich ausdrücklich anmerken; das war möglich durch die gemeinsame Anstrengung aller im Land vertretenen Parteien - ist beispielsweise das zweisprachige Gymnasium in Oberwart. Es ist dies ein Quantensprung, vor allem für die Intelligenz unseres Landes, und es zeigt den jungen Menschen - egal, ob sie aus dem Burgenland, aus der benachbarten Steiermark oder mittlerweile teilweise auch aus Ungarn, aus Slowenien oder aus der Slowakei kommen - folgendes: Zwei Sprachen zu beherrschen, ist mehr, als eine Sprache zu beherrschen; drei Sprachen zu beherrschen, ist besser, als zwei Sprachen zu beherrschen. Das ist der richtige Weg! Den wollen wir gehen, denn Sprache ist für uns - auch für die Österreichische Volkspartei - immer der Schlüssel zum Mitmenschen gewesen. Wir sind der Meinung, daß wir damit einen guten Weg gehen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Jäger.)

Aber was wäre Sprache, wenn sie nicht schon zu einem Zeitpunkt, zu dem die Eltern die Kinder ins Leben entlassen, gelehrt würde? Es gibt im Burgenland mittlerweile ein vorbildliches Gesetz, bei dem man sich beispielsweise über Anstellungserfordernisse der Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen Gedanken gemacht hat. Unter anderem hat es da auch geheißen, es müsse so sein, daß Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen, die das Kostbarste, was unser Land hat, nämlich die Kinder, und zwar schon von deren dritten Lebensjahr an, unterweisen, zumindest in gemischtsprachigen Gemeinden zweisprachig sein müssen. Sie müssen neben dem Deutschen zumindest entweder das Ungarische oder das Kroatische beherrschen. - Ein Vorbild für ganz Österreich ist im Burgenland gelungen. Ich freue mich darüber. Auch dies ist in der Mehrheit von allen Burgenländern gutgeheißen worden, auch von der deutschsprachigen Mehrheit. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein weiteres: Das Minderheitenschulgesetz hat genau das eingebracht, was wir uns ursprünglich gewünscht haben, nämlich, daß in den gemischtsprachigen Gemeinden die Normalität im schulischen Bereich vom sechsten Lebensjahr an auch wirklich Platz greift, daß die Kinder vom Kindergarten an in spielerischer Art und Weise eine zweite oder eine dritte Sprache erlernen, aber in einer, wie ich meine, sehr plausiblen Art und Weise, in einer geführten Art und Weise, in sehr konstruktiver Art und Weise, und zwar vom sechsten Lebensjahr an in der Volksschule, dann in der Hauptschule oder aber auch - wie es möglich ist - im Gymnasium. Wir gehen damit einen guten Weg und zeigen einmal mehr, daß man im Burgenland weiß, welchen Wert die Sprache an sich hat und was alles Menschen mit der Sprache tun können, wenn sie sich in das berufliche Leben, in die Welt der Erwachsenen begeben.

Ich möchte aber auch nicht verhehlen, daß es Negativismen gibt, Negativismen, von denen ich zwei Dinge hervorstreichen möchte, die mir persönlich weh tun - noch dazu, da ich aus einer Gemeinde komme, in der ich zwölfeinhalb Jahre Bürgermeister war, einer Gemeinde, die fast symbolisch für alle Gemeinden, die gemischtsprachig sind, steht.

In Oberpullendorf, wo ich Bürgermeister war, sprechen etwa 60 Prozent der Menschen deutsch, etwa 30 Prozent zusätzlich auch ungarisch, fast 10 Prozent kroatisch, und außerdem beherrschen etwa 2 Prozent auch noch Romanes. Bei uns in Oberpullendorf haben wir schon im Jahre 1983 einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluß gefaßt, der da lautete: Wir wollen in Oberpullendorf eine Ortstafel haben, auf welcher nicht nur "Oberpullendorf" draufsteht, sondern auch "Felsöpulya", nämlich das ungarische Wort für Oberpullendorf. (Demonstrativer Beifall der Abg. Jäger.) Ich danke für den Applaus. - Dieser Beschluß ist vor 15 Jahren gefaßt worden. Wir haben auf rechtlicher Ebene nach wie vor den Status quo.

Ich registrierte aus dem Bundeskanzleramt in diesem Zusammenhang Aktivitäten, die es im Rahmen des kommenden EU-Ratsvorsitzes Österreichs setzen möchte, und zwar registrierte


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