Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 128. Sitzung / 39

Als nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Sophie Bauer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. - Bitte, Frau Abgeordnete.

19.43

Abgeordnete Sophie Bauer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte in meinen Ausführungen zum Antrag der Abgeordneten Haller und Genossen betreffend eine geschlechtsneutrale Regelung der Nachtarbeit folgendes festhalten: 1879 wurde in Österreich ein Gesetzentwurf diskutiert, der erstmals Schutzbestimmungen für Frauen im Alter von 16 bis 21 Jahren vorsah, nämlich ein Verbot der Nachtarbeit und eine Beschränkung der täglichen Arbeitszeit. 1919, also vor 79 Jahren, wurde in Österreich auf Druck der Arbeiterbewegung ein Gesetz über das Nachtarbeitsverbot für Frau beschlossen. Es gab aber auch damals schon zahlreiche Ausnahmeregelungen für Arbeitnehmerinnen, zum Beispiel im Verkehrswesen, beim Rundfunk, bei Nachrichtenagenturen sowie in Krankenhäusern, in denen auch aus humanitären Gründen nicht auf die Nachtarbeit verzichtet werden kann.

Meine Damen und Herren! Nachtarbeit ist eine Arbeitszeitform, die auch bei optimaler Organisation und sozialer Gestaltung dem natürlichen Lebensrhythmus widerspricht. Regelmäßig geleistete Nachtarbeit gefährdet die Gesundheit und verkürzt die Lebenserwartung eines jeden Menschen. - Vielleicht ist das aber das Ziel der Antragsteller.

Meine Damen und Herren! In unserem Betrieb wird von Männern Nachtarbeit geleistet, und sie klagen über Schlafstörungen, Konflikte mit der Familie und weitere Probleme. Wenn schon Nachtarbeit geleistet werden muß, dann müssen zum Schutz der Gesundheit für Nachtarbeiterinnen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden, wie - um nur einige zu nennen - regelmäßige ärztliche Kontrollen des Gesundheitszustandes, Fahrmöglichkeiten vom und zum Arbeitsplatz, Kinderbetreuungseinrichtungen auch während der Nacht. Denn immerhin, Frau Abgeordnete Haller, gibt es in Österreich 115 000 Alleinerzieherinnen mit Kindern unter 15 Jahren.

Meine Damen und Herren! Nachtarbeit macht krankt, stört das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft und ist auch gegen die innere Uhr. Nachtarbeit bringt zwar mehr Geld, aber der Geldbeutel gewöhnt sich schnell, der Verstand nur teilweise, der Körper hingegen gewöhnt sich nie an die Nachtarbeit, Frau Abgeordnete Haller. (Abg. Haller: Wer macht denn die Gesetze? Das sind Argumente für die Wäsch'!)

Wir als Gesetzgeber haben die Verpflichtung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und deren Familien zumutbar sind. Deshalb werden wir Sozialdemokraten diesem Antrag nicht zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.46

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dolinschek. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. - Bitte, Herr Abgeordneter.

19.46

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn wir über den Bericht der sozialen Lage von 1996 diskutieren, so gibt es, glaube ich, keinen in diesem Haus, der nicht sagt, daß dieses wichtige Nachschlagewerk gut aufbereitet ist und in zwei Bänden über die Aktivitäten einzelner Ressorts, über Pensionen und über Einkommen recht ausführlich berichtet und Datenmaterial über die Arbeitsmarktlage enthält.

Zum Arbeitsmarkt möchte ich folgendes bemerken: Die Zahl der unselbständig Erwerbstätigen hat im Zeitraum von 1995 auf 1996 um 21 000 abgenommen, und es sind etwa 2,7 Millionen Inländer und rund 300 000 Ausländer beschäftigt. Dieser Trend, daß es weniger unselbständig Erwerbstätige in Österreich gibt, setzt sich aber auch im Jahr darauf, im Jahr 1997, und auch heuer fort. Die Zahl der offenen Stellen wird ebenfalls geringer. Es gibt im Berichtszeitraum zwischen 1995 und 1996 um 5 600 offene Stellen weniger. Das sollte uns doch darüber nachdenken lassen, wie wir diesen Trend stoppen können.


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