Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 128. Sitzung / 48

Eine weitere Ausschußfeststellung ist begrüßenswert, weil im vorliegenden Gesetzentwurf zwar festgehalten ist, daß die notwendigen Schulräume unentgeltlich zur Verfügung zu stellen sind, im Schulorganisationsgesetz jedoch etwas anderes steht. - Ich gehe davon aus, daß man nicht versucht, aus der Lehrlingssituation Kapital zu schlagen und Mieten zu kassieren, sondern daß die räumlichen Kapazitäten für die Ausbildung tatsächlich unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.

Ich möchte noch ein paar Bemerkungen zur vorliegenden Novelle zum Berufsausbildungsgesetz machen. Erstmalig wird eine sogenannte Vorlehre für Jugendliche eingeführt, die benachteiligt sind oder bei denen es persönliche Vermittlungshindernisse gibt. Wie Sie wissen, gab es in diesem Zusammenhang sehr heftige Diskussionen. Nunmehr kann ich allerdings sagen, daß vor allem die Arbeitnehmervertreter mit der Zustimmung zur Vorlehre über ihren Schatten gesprungen sind. Ich appelliere daher anläßlich der Beschlußfassung an die Vertreter der Arbeitgeber: Mißbrauchen Sie dieses Instrument nicht, bestätigen Sie uns nicht die Vorbehalte, die es da und dort gibt, daß man auf diese Weise zu billigen Arbeitskräften kommen könnte, sondern machen wir das Instrumentarium der Vorlehre zu dem, was eigentlich beide Seiten vorhaben! Geben wir jener Personengruppe eine Chance, sich ins Berufsleben zu integrieren.

Ich darf Ihnen, geschätzte Frau Bundesministerin, für den Einsatz für unsere jungen Menschen, den Sie schon gezeigt haben und in Zukunft noch zeigen werden, recht herzlich danken! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

20.24

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Schaffenrath. - Bitte.

20.24

Abgeordnete Maria Schaffenrath (Liberales Forum): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Kollege Nürnberger! Wenn Sie angesichts des vorliegenden Jugendausbildungs-Sicherungsgesetzes glauben, daß die duale Ausbildung, Berufsschule und Betrieb, weiterhin das Kernstück der Ausbildung bleiben wird, dann glaube ich, daß Sie irren. (Abg. Nürnberger: Sicherlich nicht!) Ich werde dazu noch Stellung nehmen.

Daß die Kollegen von den Freiheitlichen bei dieser Debatte kontra gemeldet sind, überraschenderweise aber zustimmen werden und offenbar vergessen haben, welche Vorschläge für Reformen im Bereich der dualen Ausbildung sie schon im Vorfeld von dieser Stelle aus und auch im Unterausschuß gemacht haben, überrascht mich wirklich.

Aber nun zum Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz im besonderen. Ich halte es wirklich für ein reines Provisorium, ich möchte fast sagen, für einen bürokratischen Schildbürgerstreich. Wir investieren jetzt wieder mehr als 2 Milliarden Schilling insgesamt, um Lehrlinge unterzubringen, und diskutieren einmal mehr nicht über Qualität, sondern schieben die Probleme auf die lange Bank. Das wird sich auf jeden Fall zum Nachteil der jungen Menschen auswirken. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Herr Kollege Nürnberger! Um noch einmal darauf zurückzukommen: Anstatt daß Sie strukturelle Formen im Bereich des dualen Ausbildungssystems einleiten, die diese gute Ausbildungsform für Unternehmen und Lehrlinge attraktiver macht, loben Sie jetzt dieses Provisorium und gehen ganz bewußt das Risiko ein, daß das eine Dauereinrichtung wird. Herr Kollege Nürnberger, das muß ja eine Dauereinrichtung werden! Davor warnt die Uni Linz bereits jetzt ganz deutlich, und zwar haben sich dort Wissenschafter, die Ihrer Gruppe nahestehen, mit diesem Problem beschäftigt.

Ich verstehe, was Sie damit beabsichtigen, denn nur so kann über die Hintertüre das eingeführt werden, was von Ihrer Seite ganz beharrlich verneint wird, nämlich eine nachhaltige Kostenentlastung für die Unternehmen. Die Unternehmen werden sich jetzt einmal kurzfristig zurückziehen, die jungen Menschen besuchen diese Lehrgänge und werden ein Jahr lang - vielleicht auch noch ein zweites Jahr - für den Unternehmer völlig kostenlos ausgebildet, und dann kann der Lehrherr einen vorgebildeten Lehrling für eine nur mehr kurze Restzeit relativ kostengünstig übernehmen. Und das ist meine Sorge: Die Ausbildungszeit für den Unternehmer wird reduziert,


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