Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 128. Sitzung / 53

glauben, daß Sie adäquate Lösungen finden, indem Sie irgendwelche bürokratischen Entscheidungsinstanzen zurechtzimmern und über diese Entscheidungsinstanzen 4 000 Jugendliche von insgesamt 10 000 Jugendlichen, die wahrscheinlich in diesem Jahr eine Lehrstelle suchen werden, unterbringen. Und dabei wissen Sie nicht einmal, was Sie mit den Jugendlichen nach diesem Jahr machen sollen und reden schon jetzt davon, daß dann möglicherweise um ein Jahr verlängert werden soll. Sie wissen jetzt schon, daß die Jugendlichen, die jetzt keine Chance gehabt haben, auch in Zukunft wahrscheinlich keine Chance haben werden und vor allem über diese Maßnahmen keine Chance haben können! Glauben Sie wirklich, daß das Maßnahmen sind, mit denen Sie den Jugendlichen ein Recht auf Leben, auf Bildung und auf eine Ausbildung in Berufen, die sie sich zumindest annähernd wünschen, sichern können?(Beifall bei den Grünen und beim Liberalen Forum.)

20.46

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Jetzt hat sich Frau Bundesministerin Hostasch zu Wort gemeldet. - Bitte.

20.46

Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales Eleonora Hostasch: Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Erlauben Sie mir zu etwas vorgerückter Stunde eingangs einige Bemerkungen zu dem einen oder anderen Debattenbeitrag.

Ich habe den Eindruck, daß nicht allen hier im Hohen Hause die Zukunft der Jugend und deren Ausbildung ebenso wichtig und bedeutend ist wie der Mehrheit dieses Hauses und auf jeden Fall der Bundesregierung. Die Bundesregierung und, wie ich meine, auch die Mehrheit dieses Hauses können nicht zu allem nein sagen. Wir dürfen nicht nur sagen, was alles nicht geht, sondern wir müssen auch den Mut haben, die eine oder andere neue Entscheidung zu treffen, einen neuen Weg zu gehen, neue Versuche zu machen und aus diesen Versuchen auch zu lernen. Daher bekenne ich mich dazu, daß wir zur Erreichung des Ziels, für die Jugend die bestmöglichen Chancen für die Zukunft zu eröffnen, auch neue Wege ausprobieren, und zwar in einer verantwortungsvollen Form. Ich meine, in diesem Sinn sind wir auch bei diesem Gesetz vorgegangen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sehr geschätzte Damen und Herren! Ich möchte mich bei allen bedanken, die dafür Sorge getragen haben, daß es möglich ist, dieses Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz bereits heute im Hohen Haus zu beraten und zu beschließen. Denn wir haben es in Rekordzeit geschafft, nach der Verabschiedung des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung diesen ersten großen und wichtigen legistischen Schritt zu setzen. Damit wird das, was wir als Auffangnetz für die Schulabgänger 1998 und 1999 bezeichnen, auf eine gesunde rechtliche und finanzielle Basis gestellt. Daher richte ich noch einmal meinen herzlichen Dank an die Damen und Herren Abgeordneten, aber auch an die Sozialpartner und die betroffenen Ressorts. Es haben, wie schon mehrmals angesprochen wurde, mehrere Ressorts zusammengearbeitet, um die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen.

Sehr geschätzte Frau Abgeordnete Schaffenrath! Ich möchte ihr, auch wenn sie im Moment nicht im Raum ist, mitteilen, daß ich die Einschätzung des Herrn Abgeordneten Nürnberger teile, daß das duale Berufsausbildungssystem nicht nur in der Vergangenheit und in der Gegenwart ein Kernstück des Berufsausbildungssystems, ein Kernstück für die Facharbeit der Zukunft war und ist, sondern dies auch in Zukunft sein wird. Diese Art der Ausbildung ist ausschlaggebend dafür, daß Österreich vor allem auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit beibehält.

Es ist kein Zufall, daß unser duales Berufsausbildungssystem in der Bewertung der Methoden im Rahmen der Europäischen Union zu den Best-Practice-Methoden gerechnet wird. Es ist auch mit ein Grund, daß Österreich europaweit die niedrigste Arbeitslosenrate hat. - Sehr geschätzte Damen und Herren! Ich denke, wir sollten zu etwas, was sich bewährt hat, ein klares Bekenntnis ablegen und es nicht krankreden, sondern weiterentwickeln, um die Qualität zu erhalten, die dieses System hat. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Ich muß auch sagen, es ist meiner Ansicht nach ein Unterschied, ob sich ein Jugendlicher, eine Jugendliche in einem Modell eines dualen Berufsausbildungsweges befindet oder ob er oder sie


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