Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / 181

Immerhin lebt der Großteil der österreichischen Bevölkerung außerhalb der großen Städte; in der Steiermark sind das nahezu 70 Prozent.

Der ländliche Raum ist dann in Gefahr, wenn es nicht gelingt, die bäuerlichen Existenzen auf Dauer zu sichern, denn nur der Bestand der landwirtschaftlichen Existenzen wirkt der Abwanderung entgegen und stellt sicher, daß das Land nicht im wahrsten Sinne des Wortes zuwächst.

Wir von der ÖVP stellen nicht nur das Überleben der Kulturlandschaft, sondern das Überleben der darin lebenden Menschen in den Mittelpunkt unserer Bemühungen. Frau Kollegin Klein, Sie müssen vorsichtig sein mit Versprechungen, jeden Arbeitsplatz in der Landwirtschaft sichern zu wollen. (Abg. Schwarzenberger: Das ist ein Wahlversprechen!) Dieses Versprechen könnte Sie in Zukunft sehr teuer kommen, wenn es nämlich als Wahlversprechen ausgelegt wird. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)

Zu Recht wird heute vielfach gefordert, daß sich auch der Bauer dem Markt stellen muß. Viele Bauern sind dazu auch bereit, auch wenn ihnen der Markt, wie Pöltl heute in der "Kleinen Zeitung" meint, zurzeit ein "bitteres Gesicht" zeigt. Was wir aber tun können, ist, unseren Bauern die gleichen Bedingungen zu bieten, wie sie in anderen Ländern der EU geboten werden. Ich appelliere an alle Fraktionen - an alle Fraktionen in diesem Hause! -, alles zu tun, um unsere Bauern in der EU wettbewerbsfähig zu machen! (Beifall bei der ÖVP.)

Als Vertreter einer 5b-Region bin ich sehr stolz auf viele Initiativen, die beweisen, daß der ländliche Raum bereit ist, den Herausforderungen der Zeit zu begegnen. Ich nenne in diesem Zusammenhang etwa gemeinsame Projekte von Landwirtschaft und Gewerbe, den Qualitätsschlachthof in Weiz, das ALMO-Projekt, die professionelle Nutzung der Bioenergie für Fernwärmeprojekte, ich denke aber auch an die Initiative steirischer "Kraftspendedörfer", an die zahlreichen Tourismus-Leitprojekte oder einfach, Hannes Zweytick, an die Erfolgsstory des steirischen Weinbaues. (Beifall bei der ÖVP.)

Es gilt, die angebotenen EU-Mittel bestmöglich zu nutzen, und ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Leistungen der ILE-Berater der Landwirtschaftskammern hervorheben: Sie leisten wirklich ausgezeichnete Arbeit, und ich möchte ihnen für diese Arbeit im Interesse des ländlichen Raumes sehr, sehr herzlich danken. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich gebe zu: Unsere Bauern in der Oststeiermark haben Sorgen, Sorgen im Zusammenhang mit der Osterweiterung und Sorgen im Zusammenhang mit der Agenda 2000. Ich weiß aber, daß diese Bauern bei unserem Bundesminister Molterer und bei den kampfbewährten Bauernvertretern in guten Händen sind. (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenruf des Abg. Meisinger.)

Die Erhaltung des ländlichen Raumes ist eine Frage, die uns alle angeht, und es ist daher mit aller Vehemenz zu fordern, daß mehr Strukturmittel in strukturschwache Gebiete des ländlichen Raumes gelangen. Ich möchte von dieser Stelle aus betonen: Der Finanzausgleich, wie er derzeit in Österreich gehandhabt wird, ist ungerecht! Es verstehen kleine Gemeinden, die große Aufgaben haben, nicht, daß sie für einen Einwohner 7 800 S, große Städte aber 15 500 S aus gemeinschaftlichen Bundesabgaben erhalten sollen.

Erlauben Sie mir zum Abschluß, ein Zitat zu bringen, das 100 Jahre alt ist.

"Ich würde als Gesetzgeber das Wachstum der Städte möglichst erschweren, das Leben auf dem Land möglichst begünstigen. Ich würde nicht Unterrichtsanstalten, Kasernen, Krankenhäuser, Fabriken, Kunstinstitute, Behörden usw. in eine Stadt konzentrieren, sondern all derlei im Land möglichst verteilen." (Zwischenruf der Abg. Aumayr.) - Das war ein Zitat von Peter Rosegger aus dem Jahre 1998 - 100 Jahre alt! (Heiterkeit.) Ich habe dem nichts hinzuzufügen. (Abg. Schrefel: 1898!) - Ich danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

20.24

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kampichler. Redezeitbeschränkung: gleichfalls 4 Minuten. - Bitte, Herr Abgeordneter.


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