Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / 34

Abgeordneter Werner Amon (ÖVP): Herr Bundesminister! Welche Bildungseinrichtungen postsekundären Charakters existieren in Österreich, die mit einem Baccalaureat-Abschluß vergleichbar und international anerkannt sind, und zwar solche, die Fachhochschulen oder Universitätslehrgänge betreffen?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr Dr. Caspar Einem: Herr Abgeordneter! Die Fachhochschulen weisen einen Abschlußgrad auf, der über das Baccalaureat deutlich hinausgeht. Sie berechtigen ja auch zur unmittelbaren Fortsetzung in einem Doktoratsstudium an Universitäten. Da auch die Ausbildungsdauer vier Jahre beträgt, übersteigt sie jene für das Baccalaureat. Eine unmittelbare Vergleichbarkeit ist daher weder zwischen diesen Abschlüssen noch zwischen den Qualifikationen, die im Rahmen von Universitätslehrgängen gewonnen werden können, gegeben.

Das, worum es jetzt geht, ist zu sehen, wo entsprechende Ansätze heute schon vorhanden sind, um das Baccalaureat herauszuentwickeln, beziehungsweise auch zu sehen, ob sich nicht bestimmte Studienrichtungen in besonderer Weise eignen, auch anläßlich der Umsetzung des Universitätsstudiengesetzes in einer Weise entwickelt zu werden, daß dort ein Baccalaureat-Zwischenabschluß möglich ist.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Zusatzfrage: Frau Abgeordnete Dr. Moser.

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Herr Minister! Zweifellos sind mittlere Studienabschlüsse sehr wesentlich. Wesentlich erscheinen mir aber noch ausführliche Beratungen und ausführliche Gespräche vor dem Studienbeginn. Frage, Herr Bundesminister: Was werden Sie unternehmen, damit gerade für Studienanfänger die Beratung besser wird, und – zweite Frage – was werden Sie unternehmen, damit die Umstiegsmöglichkeiten während des Studiums besser vonstatten gehen können?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, die Geschäftsordnung spricht ausdrücklich von einer Zusatzfrage. Wenn Sie schon etwas Zweites hineinpacken wollen, dann sagen Sie bitte nicht ausdrücklich "zweite Frage". (Heiterkeit.) – Bitte, Herr Minister.

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr Dr. Caspar Einem: Frau Abgeordnete! Ich verstehe Ihre Frage so, daß es sich um die Frage nach den Umstiegsmöglichkeiten von einer Ausbildungsgelegenheit in eine andere handelt, und insofern verstehe ich das auch als eine Frage. Es geht darum, einerseits schon in den Schulen dafür Sorge zu tragen, daß in der Abschlußphase, also vor der Matura, eine ausführliche und sachorientierte Information über die Möglichkeiten eines Universitäts- oder Fachhochschulstudiums oder anderer Ausbildungswege zur weiteren Qualifikation gegeben wird, weil es ganz dringend notwendig ist, zu einer sachlichen und auch von den weiteren Ausbildungsinstitutionen mitgestalteten und mitgetragenen Information der Schüler zu kommen – dies nicht zuletzt auch deshalb, um etwa die vorhandene technik- und naturwissenschaftlich orientierte Skepsis vieler Schüler durch Sachinformation beheben zu helfen. Wir haben einen deutlichen Mangel an entsprechenden Studenten und vor allem Absolventen.

Was die Studien selbst und die Umstiegsmöglichkeiten innerhalb derselben angeht, geht es darum, ein Mindestmaß – wenn Sie so wollen – an Standardisierung und Schnittstellen zu schaffen. Das Baccalaureat, das vorhin in Diskussion gestanden ist, wäre auch eine Möglichkeit dazu.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Frau Abgeordnete Dr. Gredler, bitte.

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Herr Bundesminister! Das Liberale Forum hat bereits vor dem Sommer einen Entschließungsantrag eingebracht, der zum Ziel hat, Studienkommissionen die Kompetenz zur Einrichtung und Gestaltung von Kurzstudien oder Zwischenabschlüssen zu überantworten. Sie, Herr Minister, haben gemeint, daß die Stu


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite