Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / 66

Meiner freiheitlichen Ansicht nach ist die Aufgabe der Kulturpolitik allerdings nicht, sich Staatskünstler zu halten, sondern dafür zu sorgen, daß die kulturelle Vielfalt aufrechterhalten wird, auch wenn sie nicht sozialistischen Vorstellungen entspricht. Weiters soll die Bevölkerung den Zugang zur Kunst ermöglicht bekommen, anstatt ihnen gewissermaßen zu verstehen zu geben: Ihr haltet die Pappen und zahlt schön brav, von Kunst versteht ihr ohnehin nichts!

Meine lieben Freunde! Das wäre eure Aufgabe, nämlich jenen, die zahlen, auch zu ermöglichen, diese Kultur zu verstehen! (Beifall bei den Freiheitlichen.) Man sollte das Interesse an der Kunst fördern, aber nicht jedem sagen: Du hast ja keine Ahnung, du hast höchstens den röhrenden Hirsch an der Wand hängen, das ist deine Art von Kunstverständnis. – So geht ihr doch mit der Bevölkerung um, die das bezahlen muß, was ihr für die Staatskünstler ausgebt. (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir hätten dann vielleicht eine offenere Kulturdebatte, wenn man interessierte, kritische Kunstkonsumenten mittels einer vernünftigen Kunstpolitik heranbilden würde. Das würde ich mir wünschen von richtig verstandener Kunst- und Kulturpolitik seitens der SPÖ und allen denen ... (Abg. Morak: Die wollt ihr doch gar nicht!)

Herr Kollege Morak! Sie können dann auf das, was ich gesagt habe, eingehen, ich würde mich sehr darüber freuen. Ich bin überzeugt davon, wenn Sie ehrlich sind, werden Sie mir in vielen Bereichen zustimmen müssen. Ich hoffe darauf, daß Sie das tun.

Herr Kollege Morak! Die Ereignisse der letzten Monate haben einmal mehr gezeigt, daß zwischen dem, was uns als Kunst verkauft wird, und der breiten Öffentlichkeit eine große Kluft entstanden ist. Es sollte uns doch zu denken geben, Frau Kollegin Konrad, wenn die Leute scharenweise kommen und Initiativen unterschreiben wollen, die sich gegen Kolig und Co richten. Es ist nicht so, daß das niemanden interessiert hat, im Gegenteil: In Scharen sind sie gekommen und wollten ihren Unmut einmal zum Ausdruck bringen.

Ich habe gerade mit einigen Bediensteten gesprochen, die zugehört haben, als Kollege Stadler einiges vorgelesen hat, diese haben nur mehr den Kopf geschüttelt. Das ist noch die wahre Rückmeldung von gesundem Menschenempfinden. Die Menschen können mit dem, was Sie fördern, was Sie der Öffentlichkeit glauben machen wollen, daß es Kunst ist, absolut nichts anfangen. Sie sind verzweifelt darüber, daß Sie das noch mit dem Steuergeld, das diese Leute zu zahlen haben, finanzieren. Ich sage Ihnen: Tun Sie etwas, damit Sie diese Kluft verringern können! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.42

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet hat sich nun Herr Staatssekretär Dr. Wittmann. – Bitte, Herr Staatssekretär.

12.42

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Peter Wittmann: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Kunstbericht 1996 folgt einer neuen Systematik. Ich glaube, daß diese Systematik für die Zukunft beibehalten werden soll. Es führt zu einer Vereinheitlichung der statistischen Angaben in ganz Österreich, und die Einheitlichkeit dieser Statistiken hat sich auch für die Bundesländer sehr bewährt. Ich glaube, daß es ein sehr detaillierter und umfassender Bericht geworden ist. Ich nehme sehr gerne zur Kenntnis, daß er in dieser Form goutiert wird – zumindest von den meisten der hier anwesenden Abgeordneten. (Abg. Dr. Schmidt: Formal!) – Nicht inhaltlich, aber formal, habe ich jetzt zur Kenntnis genommen.

Der Kunstbericht selbst ist eine Momentaufnahme der Kunstförderung in diesem Lande und zeigt eindeutig – wir wollten das auch transparent machen –, welche Schwerpunkte er setzt, welche Schwerpunkte wir in Zukunft zu setzen versuchen und wie wir diese Schwerpunkte zu unterstützen beziehungsweise zu gewichten versuchen.

Wir haben, um jetzt auf die Debattenbeiträge einzugehen, es uns zur Aufgabe gemacht, nicht nur den Bericht zu verändern, sondern auch in der Kunstverwaltung Akzente zu setzen. Wir ha


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