Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 182

Von tausend Leuten! Wir erleben immer wieder, daß die Leute Angst haben. Das ist nicht so einfach, daß Sie im Notfall irgendwo hingreifen und zuerst die Bedienungsanleitung lesen können. Ihr Herz rast, die Hände schwitzen, Sie sind nervös. Das ist ja keine Alltagssituation!

Daher ist das, was Sie vorhin gemacht haben, absolut nicht seriös, nämlich zu behaupten, das wäre so einfach. Es ist eben nicht so einfach! Und es stimmt auch nicht, daß in Amerika überall ein Defibrillator herumhängt. Das stimmt einfach nicht! Ich zitiere – man soll immer genau sein, und darum bemühe ich mich auch –: Die American Heart Association, eine Herz-Gesellschaft, schätzt, daß man 350 000 Menschenleben retten könnte – also 10 000 in Österreich, das hat auch die Gewerkschaft behauptet, nur hat sie nicht zu Ende gelesen –, wenn solch ein Defibrillator überall in Greifweite wäre. – Zitatende.

Eines dieser Geräte allein kostet 35 000 S bis 70 000 S! Wer hat so etwas etwa in diesem Saal? Was wäre, wenn hier jemand umfällt? Die wichtigste Maßnahme der Ersten Hilfe – das wissen Sie ganz genau, und das sollte man immer wieder wiederholen, auch Günther Leiner hat es schon gesagt – ist, die Atemwege freizumachen und eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen. Wenn Sie keine Herzmassage machen, haben Sie genau drei bis fünf Minuten Zeit, danach ist es mit Ihrem Gehirn vorbei. Dann können Sie mit dem Defibrillator noch soviel Herz-Kreislauf zusammenbringen, Sie produzieren einen Apalliker. Das muß man einmal zur Kenntnis nehmen! Dieses Problem wird völlig überhöht dargestellt und so getan, als ob wir in Österreich diesbezüglich auf einem Dritte-Welt-Niveau wären. Das ärgert mich, und ich sage es Ihnen auch, denn ich schätze Sie höher ein. (Beifall bei der ÖVP sowie bei den Abgeordneten Dr. Gredler und Mag. Guggenberger.)

Gleiches gilt für die Bemerkungen der Frau Abgeordneten Motter – ich schätze sie auch sehr – wie etwa Schmalspurvariante, Zeitverzug und so weiter. Ich glaube, wir sollten uns Zeit nehmen, ein ordentliches Gesetz zu machen. Wir sollten aus den Erfahrungen in Deutschland lernen. Der Papst der deutschen Notfallmedizin, Professor Sefrin, hat mir gesagt, die Vorschläge, die die ÖVP eingebracht hat, seien gar nicht so unvernünftig, denn in Deutschland sind durch ein überzogenes Gesetz, aufgrund dessen am wirklichen Bedarf vorbei ausgebildet wurde, Probleme entstanden, die Ehrenamtlichkeit ist heute total zurückgegangen. Wissen Sie, was daraus geworden ist? – Es gibt dort weder die hauptamtliche noch die ehrenamtliche, sondern gar keine Hilfe! Ist das die Alternative? – Ich sage: Nein! (Beifall bei der ÖVP.)

Glauben Sie mir: Ich habe Respekt vor dem Leben, sehr viel Respekt! Auch meine Kollegen in der ÖVP wollen rasche Hilfe, aber wir wollen auch kompetente Hilfe. Und zu unterstellen, daß es uns eigentlich egal ist und nur die großen Organisationen die ÖVP über den Tisch gezogen hätten, ist absurd. Glauben Sie wirklich, daß Günther Leiner und ich oder Frau Abgeordnete Rauch-Kallat so kindisch sind, daß es uns nur um Lobbyismus geht? Jeder Mensch ist mir gleich viel wert, und wenn wir nur einen einzigen retten können, dann werden wir das tun. Wir werden auch der Ministerin bei Vorschlägen, die umsetzbar sind, helfen. Dafür hat sie mein Wort und das Wort der ÖVP! (Beifall bei der ÖVP.)

19.53

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Gredler. – Bitte, Frau Abgeordnete.

19.53

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Vielen Dank, Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Ich glaube, es ist nicht notwendig, sich mit solcher Heftigkeit in einer emotionellen Art und Weise mit diesem Problem auseinanderzusetzen. Wir sind uns darin einig, daß wir wünschen, daß jeder, der einen Herzstillstand hat, so schnell wie möglich kompetente Hilfe bekommt. Und wenn der Defibrillator das beste Gerät ist, das in dieser Situation angewendet werden kann, dann soll man es auch verwenden. Nur, man muß sich dessen sicher sein, was man zu tun hat. Und meine Kritik betrifft die Ausbildungszeit.

Denn es geht nicht darum, zu wissen, auf welchen Knopf man drücken muß, um das Gerät in Gang zu setzen, und an welcher Stelle des Körpers des Patienten diese zwei Elemente anzuwenden sind, sondern darum, ob ich mir ganz sicher bin, daß die Verwendung dieses Gerätes in


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