Auch die Fachhochschule muß sich ungehindert entwickeln können. Wir wissen jetzt schon von Tendenzen, daß in den Fachhochschulen gesagt wird: Wenn alle andere das Bakkalaureat vergeben, dann wollen wir das auch, denn sonst haben wir einen gewissen Wettbewerbsnachteil.
Herr Minister, Sie haben von klaren Strukturen gesprochen, Sie haben gesagt, Sie wollen klare Strukturen in unserem Bildungssystem schaffen. – Gerade diesen Weg beschreiten wir damit sicher nicht, ganz im Gegenteil: Es werden neue Titel geschaffen!
Wir sind ja Weltmeister im Erfinden neuer Titel, erst vor kurzem haben wir den "Master of Advanced Studies" erfunden, den es im amerikanischen Sprachraum gar nicht gibt, der dort überhaupt nicht eingeführt ist! Und jetzt erfinden wir wieder einen neuen Titel, der weder mit dem europäischen System kompatibel ist noch den Absolventen in ihren Karrierebestrebungen im eigenen Land faktisch nützen wird. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Dafür haben wir den "Oberlandesgerichtsrat" abgeschafft!)
Herr Minister! Sektionschef Höllinger hat gesagt – ich zitiere aus der Zeitung "Der Standard" von gestern –: Wenn wir dieses Bakkalaureat einführen, dann gehen wir mit der Lebenszeit der jungen Menschen sorgfältiger um. – Zitatende.
Ich denke, es ist umgekehrt: Was Sie vorhaben, ist kontraproduktiv. Denn es werden zwar vielleicht jüngere Absolventen produziert, aber dadurch, daß ihnen die Breite und Tiefe der Ausbildung fehlt, werden sie den Anforderungen, die die Zukunft an sie stellt, wahrscheinlich nicht in dem Maße gewachsen sein, wie es gefordert wird.
Einige Worte noch zum Akkreditierungsgesetz. Der Titel ist etwas großspurig gewählt. Es wird im Titel von der Akkreditierung von Privatuniversitäten gesprochen. Volluniversität wird sich keine akkreditieren lassen. Wir bekennen uns zum Wettbewerb – und daher auch unser vorliegender Antrag –, stellen uns aber einen anderen Weg vor.
In Amerika und im anglikanischen Sprachraum ist es so, daß nicht der akademische Grad über die Berufslaufbahn und über den Erfolg entscheidet, sondern die Universität, an der man diesen Grad erworben hat. Genau das ist die Aufgabe, und zwar die ausschließliche Aufgabe des Akkreditierungsrates, nämlich die Sicherung des Qualitätsstandards.
Gerade diese Sicherung des Qualitätsstandards kommt unserer Meinung nach in der Besetzung des Akkreditierungsrates, wie sie jetzt geplant ist, nicht in ausreichendem Maße zu tragen, erstens, weil die Konkurrenten, nämlich die Vertreter der Professorenschaft, darin übergewichtig vertreten sind und quasi über die Akkreditierung ihrer Konkurrenz entscheiden können, und zweitens, weil wir glauben, daß die Unabhängigkeit des Vorsitzenden vom Ministerium in dieser Tätigkeit nicht ausreichend gewährleistet ist.
Wir sehen noch ein weiteres Problem bei dieser Vorlage. Wenn sich zum Beispiel einige erstklassige österreichische Professoren, die mit dem staatlichen Universitätsbetrieb nichts mehr zu tun haben und ihre eigene Fakultät gründen wollen, zusammenschließen und eine typisch österreichische Privatuniversität aufbauen, so sind sie nach diesem Gesetz angehalten, ausländische Titel zu vergeben. Wir halten das schlichtweg für eine Diskriminierung der Inländer gegenüber den Ausländern! (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Herr Minister! Auch mit dem Nachweis der Ausstattung hinsichtlich Raum, Personal und Sachanlagen bei der Erstakkreditierung wird es Schwierigkeiten geben. Denn was wird ein Akkreditierungswerber, der ein Gebäude, seinen Raum, alles Nötige gemietet hat, Leute engagiert hat, machen, wenn ihm die Akkreditierung möglicherweise versagt wird? An wem kann sich dieser Akkreditierungswerber schadlos halten? – Dies ist eine Frage, die offen im Raum steht.
Auch das Förderungs- und Subventionsverbot ist einerseits löchrig wie ein Schweizer Käse, andererseits stellt sich die Frage, warum eine erstklassige österreichische Privatuniversität nicht auch am sonst so reichlich fließenden Förderfüllhorn partizipieren kann.