Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 181. Sitzung / 161

wünscht sich hier im flachen Land sicher keinen immens teuren Ausbau der ÖBB, sondern ganz intensiv die Herstellung besserer Straßenverbindungen. Viele Wirtschaftsbetriebe mit Zweigwerken oder Filialen in Tschechien beklagen die chaotischen Verkehrsverhältnisse zwischen Ende der Mühlkreis Autobahn und Wullowitz. – Zitatende.

Herr Würflingsdorfer trifft, wie ich meine, mit diesem Leserbrief den Nagel auf den Kopf. Denn es gibt kein "entweder Straße oder Schiene", sondern nur ein Sowohl-Als-auch.

Wir haben in der letzten Sitzung die GSD-Studie beraten, und ich möchte auch heute dem Herrn Bundesminister und seinem Ministerium diesbezüglich sagen, daß mit dieser Studie verantwortungsvoll vorausgeschaut wurde, um die Entwicklungen abzusehen, die jedenfalls auf uns zukommen werden, ob wir das wollen oder nicht. Die Empfehlung, den Kopf in den Sand zu stecken und "Management by Vogel Strauß" zu betreiben, wäre hier absolut falsch! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Die GSD-Studie hat festgestellt, daß das Verkehrsaufkommen immens zunehmen wird, daß es sich verdoppeln wird und daß sowohl Schiene als auch Straßensystem – und da insbesondere das höherrangige – ausgebaut werden müssen. Wir können nicht fragen: Wollen wir das? Wollen wir das nicht? Wünschen wir uns das? Wünschen wir uns das nicht? Haben wir damit Freude oder haben wir keine Freude?, sondern wir müssen verantwortliche und verantwortungsbewußte Vorschau und Politik betreiben, indem wir diesem Trend und dieser vorausgeplanten und voraussehbaren Entwicklung Rechnung tragen.

Daher wird heute mit der Novellierung des Bundesstraßengesetzes der zweite Schritt vollzogen und definiert, welche höherrangigen Bundesstraßen aufgrund dieser GSD-Studie ausgebaut werden sollen.

Meine Damen und Herren! Die Alternative Schiene – damit meine ich nicht die "alternative Schiene", sondern die Alternative Schiene – ist eine notwendige Ergänzung und ein wichtiger Teil im Gefüge des Gesamtverkehrs und des Gesamttransportes.

Meine Damen und Herren! Aber bevor die Akzeptanz in Richtung mehr Transport auf der Schiene möglich ist, gehört natürlich die Infrastruktur ausgebaut. Es gehört nicht nur geworben, wie wir es jeden Tag hören, sondern es gehört vor allem etwas getan! Wenn beispielsweise ein Frächter, der für Mercedes Benz fährt, von Neumarkt am Hausruck bis Stuttgart mit seinem LKW im Durchschnitt sieben Stunden braucht, aber dann, wenn er die "rollende Landstraße" benützt, 21 Stunden unterwegs ist oder wenn gar, wie man hört, die Transporte von Graz nach Stuttgart, von Mercedes-Werk zu Mercedes-Werk, 48 Stunden auf der "rollenden Landstraße" brauchen, dann ist das zum momentanen Zeitpunkt wirtschaftlich nicht vertretbar, und es wäre wirtschaftlich ein Unsinn, die Alternative Schiene zu wählen.

Meine Damen und Herren! Daher gehört da nicht mit Werbeargumenten geworben. Der Slogan "Schiene statt Verkehrslawine" bringt keinen einzigen weiteren LKW auf die Schiene. Ich habe zumindest keinen weiteren gesehen. Vielleicht sollte sich der Herr Verkehrsminister einmal, wenn er wieder einen LKW wegzaubert, in diesen LKW hineinsetzen und, wenn er weggezaubert wird, schauen, wo er landet. Sicher nicht auf der Schiene, denn dort ist die Anzahl der LKW nicht größer geworden.

Die Schweizer haben einen Versuch gemacht. Der betreffende Artikel ist in der gestrigen Ausgabe der "Presse" nachzulesen, meine Damen und Herren. Darin heißt es: "Schweiz: Kein Verzicht auf das Auto. Anti-Stau-Kampagne wurde ein Flop." – Da wollte man mit einer sündteuren Kampagne in Zürich dem Verkehrsstau begegnen. Die Schweizer Bundesbahnen haben in diesen sechs Tagen nur 120 Karten verkauft. Kein einziger Pendler ist auf die Bahn umgestiegen. (Abg. Mag. Kukacka: Nicht einmal die Grünen!)

Meine Damen und Herren! Nicht einmal in der Schweiz geht so etwas! Daher würde ich dem Herrn Verkehrsminister empfehlen, er soll die Kampagne, die er macht – "Schiene statt Verkehrslawine" –, die vielleicht originell ist, aber letzten Endes überhaupt nichts bringt, sein lassen und diese Millionen lieber dem Herrn Wirtschaftsminister geben, damit er vielleicht die eine oder


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