Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 57

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wir den Mantel des Schweigens über diese außerordentliche Peinlichkeit, die Sie hier geliefert haben.

Meine Damen und Herren! Ich werde mich in meinem Redebeitrag mit dem Sport beschäftigen, und es tut mir daher Leid, dass die Frau Vizekanzlerin nicht da ist. Ich weiß schon, sie ist möglicherweise beim Herrn Bundespräsidenten. Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn sie im Hohen Haus anwesend wäre, denn ich glaube, es macht keinen Sinn, beim Herrn Bundespräsidenten zu sein, solange Herr Haider seine Beschimpfungen und die Verunglimpfungen von Menschen im In- und Ausland nicht einstellt. Da wird es nichts nützen, wenn Frau Riess-Passer beim Herrn Bundespräsidenten zu Gast ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Ausgliederung der Bundessportheime ist eigentlich ein sehr erfolgreiches Projekt. Es geht da um ganz traditionelle Einrichtungen mit klingenden Namen, etwa die Südstadt, Schielleiten, Faakersee. Einerseits gibt es jetzt ein modernes Management, ein modernes Marketing, streng nach betriebswirtschaftlichen Kriterien, zum anderen einen Förderungsbereich, einen Bereich der Sportpolitik. Und auch der Rechnungshof meint, dass die Ausgliederung insgesamt positiv zu bewerten ist – und das will schon etwas heißen bei den gestrengen Prüfern.

Der Prozess ist vorbildlich abgelaufen. Er wurde mit einer Unternehmensberatung, der Infora, abgewickelt, und es hat diverse Teilnehmer aus verschiedensten Bereichen gegeben, die daran mitgearbeitet haben. Ein Herr Ministerialrat Wagner zum Beispiel aus dem Bundesministerium für Landesverteidigung oder Herr Mag. Martin Holzinger von der Gewerkschaft öffentlicher Dienst oder Frau Mag. Lammert, Verwaltungsakademie des Bundes. Ich habe mitgearbeitet als Mitglied des Sport-Ausschusses. Herr Ministerialrat Loicht, Bundesministerium für kulturelle Angelegenheiten, und auch zwei Herren aus dem Rechnungshof, nämlich Herr Dr. Muckenhuber und Herr Ing. Mag. Schlicker, haben sich beteiligt. Abgeordnete anderer Parteien, meine Damen und Herren, haben sich nicht beteiligt an diesem ganzen Prozess. Die FPÖ hat, statt konstruktiv mitzuarbeiten, in dieser Zeit einen Antrag gestellt, die Bundessportheime zu verscherbeln, zu verschleudern.

Meine Damen und Herren! Das ist Ihr Antrag aus dem Jahr 1997, mit dem Sie eben eine so genannte "echte Privatisierung" der Bundessportheime verlangen. (Abg. Dr. Grollitsch: Was heißt "verscherbeln"?) Ja, meine Damen und Herren – Sie stehen ja als Unterzeichner auf diesem Antrag, Herr Dr. Grollitsch –, haben Sie sich keine Gedanken gemacht, wie das mit den Trainerkursen dann sein wird, mit den Lehrwarten, mit der Aus- und Fortbildung, ob man Trainerkurse für den Behindertensport privat abwickeln kann? Was ist mit den Schulkursen – Schwerpunkt Leistungssport – oder mit Kursen der Institute für Sportwissenschaften? Das müsste Ihnen doch zu denken geben! Was ist mit Auswahlmannschaften für die Dachverbände? Kann man all das privat organisieren? – Egal! Das war der FPÖ alles einerlei. Populistisch hat es gepasst. Da gibt es einen Abgang von 150 Millionen Schilling, daher die Forderung: Privat, alles verscherbeln, alles verschleudern!

Im Rechnungshofausschuss – und jetzt komme ich noch einmal zu Ihnen, Herr Dr. Grollitsch – hat die Lesart der FPÖ dann schon ein bisschen anders ausgeschaut. Es passt ohnehin, wie es gemacht wurde, hat es geheißen, und mit einem treuherzigen und kuhäugigen Blick hat man gesagt: Wir haben diesen Anstoß seinerzeit geben müssen, das war eben notwendig.

Meine Damen und Herren von der FPÖ! Herr Dr. Grollitsch! Distanzieren Sie sich also jetzt von diesem populistischen FPÖ-Antrag des Jahres 1997, mit dem man ohne Rücksicht auf sportpolitische Notwendigkeiten die Bundeseinrichtungen verscherbelt hätte! (Beifall bei der SPÖ.)

Noch eine ganz andere Distanzierung wird für die FPÖ notwendig sein, nämlich von einer Aussage der Frau Vizekanzlerin im Sportausschuss, wo sie doch tatsächlich gemeint hat, das Herz des Sports seien nicht die Funktionäre, sondern die Sportler.

Meine Damen und Herren! Zählen die Funktionäre nichts, die Funktionäre mir ihrem ehrenamtlichen Einsatz, die den Sport überhaupt erst ermöglichen? (Abg. Fischl: Danke, Herr Kollege!) Was ist, Herr Kollege Fischl, mit der Pensionistin, die die Dressen der Fußball-Buben wäscht? Was ist mit dem Lehrer, der in seiner Freizeit die Tischtennisplatten aufstellt? Was ist


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