Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 31

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mit der ganz einfachen Frage beschäftigen: Worüber reden wir überhaupt an den Universitäten? (Beifall bei den Grünen.)

Ist Patriotismus ein genetisches Produkt, oder ist er Produkt einer Erziehung? Liegt er im Großhirn, in behaarten Männerbrüsten, oder lokalisiert er sich ausschließlich im rechten Vorhof des Herzens? Ist er ein Produkt der Biologie? Ein Phänomen des Geistes oder eines der Textilindustrie, die sich der Khol’schen Krawatte – allerdings nicht heute – bemächtigt hat? (Beifall bei den Grünen.)

All das wird die Forschungsförderung beflügeln. So richtig spannend wird die Zukunft der Universitäten, wenn ich mir unseren Wissenschaftsausschuss und dessen Vorsitzenden anschaue.

Ich habe mir erlaubt, eine Mappe mit Inhalten in den Farben Rot-Weiß-Rot, die Sie lieben – und ich auch –, zu konstruieren. (Der Redner hält eine entsprechende Mappe in die Höhe.) In dieser Mappe sind andere Farben verborgen – Herr Klubobmann Khol, Sie kennen sie –, das sind nicht jene des österreichischen Patriotismus. Ich werde einen wichtigen Proponenten dieser Farben aus einem "Spiegel"-Artikel, 24/1997, zitieren. Das ist nach Königgrätz – gestern haben wir gehört, es ist alles so weit zurück, man soll da aufpassen; aber für 1997 gilt das nicht.

"Martin Graf, 37, ein Parteigenosse Haiders und Mitglied im österreichischen Parlament, formuliert es konkreter: ‚Die heutigen Staatsgrenzen wurden willkürlich gezogen; das deutsche‘" Volk ",muß sich frei in Europa entfalten können.‘" – Okay, wunderbar – für den österreichischen Wissenschaftsausschuss im Parlament halte ich den Begriff "wunderbar" für ungeeignet.

In diesem schwarz-rot-goldenen oder -gelben Büchlein wird über fünf Seiten gegen das Verbotsgesetz gewettert. Und zwar: "Olympia" wider Gesinnungsjustiz. – Einer der harmlosen Sätze darin lautet: Weil das politische Establishment eine bestimmte, sich auf historische Ereignisse beziehende Überzeugung nicht duldet, wird jeder, der diese Überzeugung äußert, mit Freiheitsstrafen bedroht und zu unverhältnismäßig hohen Strafen verurteilt.

Ich glaube schon, dass das so etwas wie eine Strategiedebatte sein kann, eine Debatte über die Budgetierung dessen, was in Österreich an Gesinnung, an Zeitgeschichte und anderen Dingen erforscht werden soll. Aber man ist ja nicht kleinlich. Man ist großzügig, man ist europäisch und beschränkt sich jetzt nicht auf politologische Statements, sondern es werden alle Wissenschaftsdisziplinen en passant abgehandelt.

Fangen wir einmal mit dem Kapitel "Kunst – Volksbrauchtum" an – ich habe es herauskopiert, weil es so leichter zu lesen ist –: Was wünschen wir an unseren Einstandsabenden? "Musikberieselung ohne den geringsten Anspruch auf Botschaft und Kunst". – Kunst, wunderbar! – "Spaß mit rassistischen oder wenigstens unappetitlichen Männerwitzen". – Volkstum, Brauchtum, auch ein Kapitel, das an Universitäten vertreten wird! – "Entspannend oberflächliche Unterhaltung, unreflektierter Vorurteile voll; Selbstlob, Schulterklopfen, Lebensfreude". – Kein Problem.

"Kein Mitgefühl" – passen Sie auf! – "mit Würmern". – Auch die Zoologie wird bemüht. Fazit: Wir sind für die "Förderung der psycho-sozialen Gesundheit". – Na, Mahlzeit, Gesundheitspolitik! – "Wir sind normal geblieben unterm Schutt der Zeit, an uns sind Umerziehung, Trauerarbeit und Betroffenheit, doch auch Konsum, soziale Dünkel und Moderne fast völlig spurenlos vorbeigezogen". – Na, Bedauern; aber lustig ist es auch nicht!

Dann kommen noch ganz tolle Sachen: "Bist Du häßlich, fett, krank oder fremd im Lande, bist Du von Sorgenfalten, Weltschmerz oder linksliberaler Gesinnung gepeinigt, trägst Du alternative Schicki-Kleidung oder gar ein Flinserl im Ohr, studierst Du" – jetzt kommen wir ins Studienrecht – "Publizistik, Politologie oder Theologie oder gar nicht, hast Du den Wehrdienst verweigert oder eine Freundin, die weder schön noch still ist, kurz: bist Du auf irgendeine Weise abnormal oder unfröhlich, dann bleib lieber zu Hause, Du würdest sowieso nicht eingelassen werden."


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