Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 33

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Das, was Sie soeben gemacht haben, ist der Versuch – und ich bin sehr enttäuscht darüber, dass das gerade von Ihnen, einem Mediziner und Humanisten kommt –, Köpferollen zu betreiben. (Abg. Öllinger: Das mit den Staatsgrenzen? Das ist falsch zitiert? Das steht aber so im "Spiegel" drinnen!) Ich halte das in dieser Situation für eine menschenverachtende Jagd (ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen – Beifall bei den Freiheitlichen), bei der Sie, mit keinem Beispiel unterlegt, versuchen, einen anderen Abgeordneten, der von diesem Volk in Österreich frei gewählt ist, von seinen Pflichten und Rechten abzuhalten. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten der SPÖ und der Freiheitlichen.)

Ich teile Ihnen mit: Sie haben richtig zitiert! – Ich bin anlässlich einer deutschen Wiedervereinigungsfeier befragt worden, wie es um die Grenzen in Europa nach 1945 steht, und ich habe einen Sachverhalt wiedergegeben. Freiheit der Kunst und auch der Forschung ist es, dass man einen Sachverhalt auch in Zukunft immer richtig wiedergeben darf.

Es ist nun einmal so, dass nach dem Jahre 1945 die Grenzen in Europa willkürlich gezogen wurden. Das ist ein Sachverhalt, ein Tatbestand gegenüber dem Jahre 1938. An dieser Aussage kann ich nichts Bösartiges finden. Oder haben Sie vergessen, dass es eine DDR und eine Bundesrepublik Deutschland gegeben hat? (Abg. Öllinger: Bis wohin geht das deutsche Volkstum?) Ist das keine willkürliche Aktion nach 1945 gewesen? Würden Sie es anders interpretieren? Hätten Sie es lieber, wenn diese Grenzen nicht gezogen worden wären? Hätten Sie das lieber gehabt? (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Dr. Stummvoll. ) Und wenn ich mich zu einer Volkstumsfrage artikuliere (Abg. Öllinger: Von der Maas bis an die Memel!), indem ich sage, das deutsche Volkstum muss sich in Europa frei entfalten dürfen – Argumentum weiter – genauso wie jede andere Nationalität, so entspricht das nur meinem Grundverständnis von Gleichheit, Solidarität, Gerechtigkeit in ganz Europa! (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wenn Sie es anders verstehen wollen, wenn Sie das deutsche Volk sich nicht frei in Europa entfalten lassen wollen (Abg. Öllinger: Wer gehört denn dazu?), dann ist das für mich eine Form des Rassismus – das sei Ihnen ins Stammbuch geschrieben! (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Dr. Bruckmann. )

Es gibt in Europa keine Diskriminierung von Völkern, also auch nicht des deutschen Volkes. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren! Das ist mein Verständnis, Sie haben ein anderes Weltbild. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Sie sind ein junger Parlamentarier (Abg. Dr. Grünewald: Bitte?) und haben noch nicht so viel gelernt. In ein paar Jahren werden Sie es vielleicht besser rüberbringen können. Heute war es ein Rohrkrepierer, das sage ich Ihnen! (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Grünewald: Manches, was Sie meinen, möchte ich nicht lernen!)

Immerhin behandeln wir heute die Wissenschaftspolitik, und diese möchte ich auch im entsprechenden Budgetkapitel etwas näher beleuchten. (Abg. Mag. Schweitzer  – in Richtung des Abg. Dr. Grünewald –: Ziemlich schief gegangen, die Geschichte!) Wenn Sie schon zwischenrufen und immer wieder auf meine Korporation verweisen (Abg. Öllinger: Die war verboten!), dann sage ich Ihnen klar und deutlich – und ich habe es hier schon öfter gesagt –: Ich stehe als Burschenschafter in der guten Tradition eines Theodor Herzl, Victor Adler, Pernerstorfer oder auch eines Lassalle und eines Wilhelm Exner, der ein Vertreter meiner Burschenschaft ist und nach dem heute noch die Universität benannt ist. Das möchte ich Ihnen nur ins Stammbuch schreiben. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Nach wem von Ihren Gesinnungsfreunden ist eine Universität benannt? Ein Gesinnungsfreund von Ihnen ist Herr Schily, Innenminister Deutschlands, auch Burschenschafter, aber in dessen Tradition befinde ich mich nicht mehr, das sage ich Ihnen auch mit aller Deutlichkeit! (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Der ist Ihr Gesinnungsfreund! (Abg. Öllinger: War die "Olympia" nicht verboten nach dem NS-Verbotsgesetz? – Abg. Dr. Partik-Pablé  – in Richtung Grüne –: Befassen Sie sich doch mit dem Sachverhalt!)


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