Die Erzeugung von Atomenergie ist für mich persönlich eine Technologie, eine Form der Energieproduktion, die ich als leider noch legale Form des Verbrechens betrachte. Es ist für mich einfach nicht vorstellbar, dass Atomenergie beherrschbar und damit verantwortbar ist. Sie ist daher kategorisch abzulehnen.
Spätestens ab dem Zeitpunkt des katastrophalen Unfalles in Tschernobyl wurde uns vor Augen geführt, welch enormes Leid über Generationen hinaus für Leib und Leben verursacht wird. Dabei sind die exorbitanten wirtschaftlichen Schäden noch gar nicht berücksichtigt. Atomenergie ist schlicht und einfach Raubbau an den Chancen der zukünftigen Generationen über Jahrhunderte hinaus und daher aus meiner Sicht kein weiteres Diskussionsthema.
Wenn jetzt die tschechische Regierung versucht, das AKW Temelin mit aller Gewalt in Betrieb zu nehmen, dann muss sich Tschechien der Tatsache bewusst sein, dass sie damit einem technischen Dinosaurier Leben – gefährlichstes Leben – einhaucht und damit in Österreich auf strikte Ablehnung stoßen wird.
Weltweit wird mittlerweile über den Ausstieg aus der Atomenergie nachgedacht, und es wird auch in diese Richtung gehandelt. In unserem Nachbarland, der Bundesrepublik Deutschland, wurde vor kurzem ein derartiger Ausstieg beschlossen. (Abg. Schwarzenberger: In 32 Jahren!) Bedauerlicherweise wird dieser nach dem Umfaller der Grünen in der Bundesrepublik einen Zeitraum in Anspruch nehmen, den mancher von uns unter Umständen bedauerlicherweise gar nicht mehr erleben wird.
In Bezug auf die ablehnende Haltung gegenüber der Atomenergie hat Österreich weltweit das höchste Maß an Glaubwürdigkeit, das ein Land überhaupt aufbieten kann – Kreisky sei Dank! Im Zuge einer Abstimmung hat die österreichische Bevölkerung die Atomenergie kategorisch abgelehnt und aus Zwentendorf ein zwar langfristig wirtschaftliches Atomkraftwerk gemacht, es aber auch zum teuersten Mahnmal gegen Atomenergie gemacht. Die einzige Kettenreaktion, die Vernunft gibt, ist eine Kettenreaktion der Bewegung der Bevölkerung, der Bürger, indem sie einfach in einem Meinungsbildungsprozess erkennen, dass das der falsche Weg ist. Daran haben wir alle zu arbeiten.
Österreichs Energiepolitik ist im Gegenzug dazu auf Nachhaltigkeit, auf ehrliche Nachhaltigkeit aufgebaut. Dazu gehört die seriöse Nutzung unserer Wasserkraft in sinnvollem Umfang. Und ein beachtlicher Teil der österreichischen Energie wird mittlerweile aus Biomasse erzeugt. Wir sind in diesem Bereich europaweit Spitzenreiter.
Diese Chancen kann man in Zukunft noch wesentlich intensiver nutzen. Aber es wird an uns allen liegen, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, um das auch in der Praxis umzusetzen. Wir haben auf der einen Seite ein höchstes Maß an Glaubwürdigkeit. Wir haben Paradebeispiele, mit denen wir unter Beweis stellen, dass es in dieser Form bereits geht. Es geht nur darum, dies auch gemeinsam zu tun und umzusetzen.
Was ich bedauere, sind Vorwürfe einer Komplizenschaft, mit denen österreichische Unternehmen und österreichische Verantwortliche bezichtigt werden, wenn – das ist ja allgemein bekannt – in erster Linie ein französischer Staatskonzern regstes Interesse an Temelin hat und damit unter Beweis stellt, wer in Europa für diese falschen Technologien eintritt. Die Aufgabenstellung, die Energiepolitik neu auszurichten, ist nicht nur eine für Österreich – hier sind wir Vorreiter –, sondern diese Aufgabenstellung muss in erster Linie im europäischen Raum ein Thema sein. Frankreich ist diesbezüglich ein katastrophales Schlusslicht, weil es europaweit, wenn nicht sogar weltweit, den höchsten Anteil an Atomstrom hat.
Es gilt hier, europaweit Richtlinien dafür vorzugeben, was im Zuge technischer Standards notwendig ist, und darüber hinaus klarzustellen, welche Haftungen aktiv werden, wenn Störfälle passieren. Allein das würde in Zukunft so manche Investoren auf den richtigen Weg bringen, denn zurzeit gibt es keine Versicherungen oder ähnliches für derartige Kraftwerke.