Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 65

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jenen Bildungspolitikern in diesem Hohen Haus, die wichtige Leute auch auf internationaler Ebene, die sich mit Bildung und mit Schulinnovation beschäftigen, persönlich kennen lernen konnten. Ich möchte heute einige von diesen Leuten zitieren, wenn es darum geht, für diesen Antrag, der die Erziehungsvereinbarungen umfasst, zu argumentieren.

Da gibt es einmal John Elliott, den du sicher bei seinen mehrfachen Auftritten in Klagenfurt kennengelernt hast. Er hat, bezugnehmend auf ein Experiment, das seinerzeit in Summerhill gelaufen ist und das du sicherlich aufmerksam verfolgt hast – da gibt es sicherlich einiges zum Nachdenken –, unter anderem auch gesagt, in unserer Gesellschaft erfolge eine Verschiebung von einer so genannten Verantwortungsethik zu einer Entfaltungsethik. Er hat aber auch den Zusatz angefügt, man könne auch sagen, zur Hedonisierung der Gesellschaft.

Dann hat er weiter ausgeführt, dass inzwischen Fakt ist – wahrscheinlich auch dank sozialistischer oder linker Gesellschaftspolitik, die ja relativ weit fortgeschritten war –, dass immer weniger Lehrer, immer weniger Eltern, aber auch immer weniger Kinder mit dieser Entwicklung zurechtkommen.

Es war Peter Posch, den du auch sehr gut kennst, der anlässlich einer seiner großen Geburtstagsfeiern – ich glaube, er wurde 60; wie du weißt, war Peter Posch einer der ersten Berater aller sozialdemokratischen Unterrichtsminister – gesagt hat, der Respekt der Jugendlichen vor vorgegebenen Regelungen, die für das Zusammenleben in einer Klassen- beziehungsweise einer Schulgemeinschaft einfach notwendig sind, sei heute wesentlich geringer als noch vor zehn oder 20 Jahren, und dadurch wird auch das Ergebnis minimiert. Ziel sei es aber, dafür zu sorgen, dass es Rahmenbedingungen in der Schule gibt, dass das Ergebnis ein Maximum sein kann.

Posch hat weiter ausgeführt, dass aus diesem Problem, dass sich immer weniger Jugendliche an die vorgegebenen Regelungen halten, vielfältige Probleme resultieren, die den Schulbetrieb allgemein, vor allem aber Lehrer immer mehr belasten. – Das sind die Worte von Peter Posch.

Meine Damen und Herren! Das Ergebnis ist ja unter anderem auch, dass viele Lehrer über das so genannte Burn-out-Syndrom klagen, weil sie mit den Gegebenheiten, die daraus resultieren, nicht mehr zurechtkommen.

Es hat Schulen gegeben, die dieser Überlegung, die diesem Antrag zugrunde liegt, bereits vorgegriffen haben. In einigen, wenigen Schulen gibt es bereits Regelungen, die vereinbart wurden (Abg. Dr. Antoni: Das ist schlecht!), vor allem auch deshalb, weil – und das ist interessant, Kollege Antoni! – Schülervertreter darum gebeten haben, dass es wieder schulinterne Regelungen für den Ablauf des Unterrichtes geben soll.

Im modernen Unterricht ist es so, dass die Schüler nicht mehr nur Rezipienten sind, sondern Partner in einem Ausbildungsunternehmen; und das haben diese Schülervertreter erkannt, nämlich, dass sie nicht als Rezipienten in die Schule gehen, sondern Partner in einem Ausbildungsunternehmen sind, die von diesem Unternehmen profitieren wollen. (Abg. Dr. Antoni: Partner sind gleichberechtigt!) Die Schüler erkennen mehr und mehr, dass die optimale Ausbildung – Kollege Öllinger, da wirst du mir Recht geben, du kannst das dann mit Nicken andeuten (Abg. Öllinger schüttelt verneinend den Kopf) – dann stattfinden kann, wenn es auch einen klar definierten Ablaufrahmen gibt (Abg. Öllinger: Stimmt nicht!), wenn es einen klar definierten Ordnungsrahmen gibt. (Abg. Öllinger schüttelt abermals verneinend den Kopf.)

Das wollen die Schüler, das wollen die Eltern, das wollen die Lehrer, und mit dieser gesetzlichen Grundlage entsprechen wir genau diesem Wollen.

Die Einstellung: Ich tausche ein Minimum an Leistung für ein schwaches Genügend, die gibt es bei vielen Schülern nicht mehr. Sie wissen, wie wichtig die optimale Ausbildung in der Schule ist, um dann weiterzukommen. Genau dem tragen wir Rechnung, und zwar dadurch, dass mittels dieser Erziehungsvereinbarungen ein Maximum an Leistung erzielt werden kann. (Abg. Dr. Lichtenberger: Sie reden ausschließlich vom "Maximum an Leistung", aber die Herzensbildung bleibt ...!)


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