Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 37

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Kümmere dich um deinen eigenen!) Seit gestern, Frau Ministerin, werden Sie uns unsere Besorgnisse über den drohenden Lehrerabbau nicht immer wieder als Panikmache und Angstmacherei vorwerfen können, denn Sie haben gestern in Ihrer zweiten Wortmeldung selbst gesagt, dass es ohne schmerzliche Einschnitte und Eingriffe in die Dienstverhältnisse nicht gehen würde. Sie haben damit unsere Befürchtungen bestätigt, dass es wie in anderen öffentlichen Bereichen auch bei den Lehrern massive Arbeitsplatzverluste geben wird. Da helfen auch die Beteuerungen Ihres Koalitionspartners und der Mitglieder Ihrer Fraktion im Unterrichtsausschuss nichts, die uns von Neueinstellungen und von neuen Dienstposten – beispielsweise in Niederösterreich – berichten, wie das Frau Kollegin Brinek getan hat.

Frau Ministerin! Es bedarf immer wieder eines anschaulichen Beispiels, um Ihnen die wirklich traurige Realität der Umsetzung des neuen Landeslehrer-Dienstrechtgesetzes vor Augen zu führen. Aus diesem Grund bringe ich Ihnen ein neues und durchgerechnetes Beispiel von meinem Standort in der Steiermark, wo bei einem Klassenstand von 40 Klassen die Klassenvorstandsverluste und die Ordinariate mit 40 beziehungsweise mit 26 Stunden genau die Stundenzahl ergeben, die drei Lehrerinnen und Lehrer an meiner Schule brauchen würden.

Frau Ministerin! Es sind das keine jungen Lehrerinnen, es sind das keine Vertragsbediensteten, wie Sie meinen und wie die Kollegen von der FPÖ gemeint haben, die noch keinen Anspruch auf eine ausbildungsadäquate Beschäftigung haben und die man durchaus in anderen Berufsgruppen unterbringen könnte, sondern es sind das Lehrerinnen und Lehrer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Sie haben sich auf die Ausbildung ihres Berufes eingerichtet, und sie haben letztlich den von ihnen gewählten Beruf schon mehr als zehn Jahre ausgeübt. (Abg. Mag. Schweitzer: Warum nimmst du nicht das Vorruhestandsmodell in Anspruch?) – Wart ein bisschen, ich werde es dir gleich sagen, Karli!

Sie haben sich zum Unterschied von dir auch an ihren Schulstandorten niedergelassen. Sie haben dort ihre Hausstände errichtet und ihre Familie gegründet. Wo werden wir die hintun, Frau Ministerin?

In meinem Bezirk werden wir sie nicht unterbringen. Im Land Steiermark werden wir sie auch nicht unterbringen, und ob die benachbarten Bundesländer diese Kollegen aufnehmen können, das frage ich und wage ich angesichts dieser Strukturmaßnahmen für ganz Österreich ganz vehement zu bezweifeln. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Ministerin! Vielleicht werden wir diese Lehrerinnen und Lehrer nach Deutschland in die konservativen Bundesländer bringen, wo auf Grund der langjährig verfehlten Bildungspolitik konservativer Bildungsminister heute akuter Lehrermangel herrscht.

Frau Ministerin! Es bleibt die Frage offen: Haben sich die jungen Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen dies verdient? Eine weitere Frage: Haben es sich die Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen verdient, dass ihnen die jungen Lehrerinnen und Lehrer weggenommen werden, die mit viel persönlichem Engagement vor allem in den Bereichen tätig sind, wo junge Lehrer ganz besonders gefragt sind, wie in den Bereichen Sport, Computertechnik und Kunsterziehung? (Beifall bei der SPÖ.)

Lieber Kollege Schweitzer! Die älteren Kollegen werden Ihr Angebot des Vorruhestandes nicht annehmen wollen, dazu ist es zu unattraktiv, und andererseits fühlen sich die Lehrerinnen und Lehrer Mitte fünfzig noch fit genug, um ihren Beruf auszuüben. Sie verstehen es auch nicht, dass man seitens Ihrer Regierung für sie das Pensionsalter anhebt und sie auf der anderen Seite mit unausgeglichenen Modellen früher in Pension schicken möchte.

Sie wissen von den Kolleginnen und Kollegen der Post und der Bahn und vor allem von den Landesbediensteten im öffentlichen Bereich, welche persönliche Betroffenheit es erzeugt, im schaffenskräftigen Alter von Mitte fünfzig in ein Vorruhestandsmodell geschickt zu werden. Sie haben auch Angst davor, dass Ihnen für den Lehrerbereich ähnliche Modelle einfallen werden wie bei der Post und bei der Bahn, dass dann der Lehrer zwar ohne Beschäftigung, aber doch im Dienststand bis 12 Uhr mittags bei seinem Telefon verharren muss, um für eine eventuelle Vertretung und Supplierung an einer Schule eingeteilt werden zu können.


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