Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 72. Sitzung / Seite 32

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Sie wissen, dass man heute ja mindestens 180 Beitragsmonate braucht. Früher waren Kindererziehungszeiten da nicht miteinzurechnen, weil sie nur Ersatzzeiten waren. In Hinkunft – und das ist geradezu revolutionär; das gibt es in keinem anderen Land der Welt – wird diese Zeit als pensionsbegründend miteingerechnet. Ich finde, es ist toll, dass Österreich hier ein Beispiel setzt, wie man weltweit mit dem Thema Kinder-, Familien- und Pensionssolidarität umgehen soll. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Die gesamte Familien- und Kinderstrategie ist eingebettet in eine sehr umfassende gesellschaftspolitische Konzeption: Wir investieren ja nicht nur – und dies trotz härtestem Sparzwang – 9 Milliarden Schilling mehr für das Kindergeld und für die Erhöhung der Kinderbeihilfe, sondern wir investieren ja auch – trotz Sparzwang – 7 Milliarden Schilling mehr in die Bildung und Ausbildung unserer Jugend, und das halte ich für ganz wesentlich – plus 7 Milliarden Schilling in die Forschung! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Jeder siebente Budgetschilling wird in diesem und im nächsten Jahr für die Bildung der jungen Menschen in Österreich ausgegeben. Das ist mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern und anderen Industrieländern. Darauf können wir gemeinsam stolz sein: 110 Milliarden Schilling Qualitätsinvestition! (Weiterer Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir wissen, dass wir in diesem Bereich manches gegenüber früher verbessern müssen und durch die neuen Technologien aufholen müssen. Wir haben trotz Rückgang bei den Geburten jetzt erstmals wieder in absoluten Zahlen mehr Lehrlinge. Durch eine IT-Offensive erhöhen wir die Ausbildungsqualität bei jungen Menschen enorm. Es wird etwa die Zahl jener Universitätsabsolventen, die einen IT-Abschluss haben, innerhalb von zwei Jahren von 800 auf 4 200 steigen – dank der Bildungsministerin. Die Zahl der Schulabgänger mit IT-Qualifikation wird in den nächsten zwei Jahren von 20 000 auf 30 000 steigen. Ich halte das für sehr wesentlich, damit wir unser Ziel, in der Wirtschafts-, aber auch in der Familien- und Sozialpolitik an der Spitze zu bleiben, auch wirklich erreichen können.

Meine Damen und Herren! Ich freue mich besonders, dass gestern Abend in den Parteiengesprächen offensichtlich ein parteiübergreifender Konsens für die Schulpartnerschaft und für die Verhaltensvereinbarungen zustande gekommen ist. Ich sage Ihnen auch ganz offen, warum: Wir müssen ehrlich, offen und auch selbstkritisch der Realität ins Auge sehen. Österreich ist hier keine Insel der Seligen mehr.

An einer vor kurzem in Paris durchgeführten Konferenz über die zunehmende Gewalt an den Schulen haben jeweils 250 Schülervertreter, Lehrervertreter und Elternvertreter teilgenommen. 45 Prozent der Schüler in Paris und Umgebung sind laut internen Umfragen bereits Opfer von Beschimpfungen, Schlägen und Erpressungen geworden. 77 Prozent haben angegeben, selbst Zeuge von Gewalttaten gewesen zu sein. Knapp 40 Prozent der Opfer haben sich aus Angst vor Rache oder weil sie die Zwischenfälle als nicht wichtig eingestuft haben gescheut, ihre Angreifer gegenüber den Lehrern anzuzeigen.

Eine solche Konferenz ist wichtig. Ausreden, was im Zusammenwirken, in den Familien und bei den Schulen nicht klappt, ist für mich ganz wesentlich und hat nichts, aber auch schon gar nichts mit der Rückkehr zur Pädagogik der Biedermeierzeit zu tun. Das ist ein lebenswichtiges Thema. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir müssen daher diese offene Aussprache an den Schulen mit Vereinbarungen, die auch für die Eltern, für die Lehrer und für die Schüler verbindliche Ziele festsetzen, unbedingt ernst nehmen.

In einer Studie – auch über die öffentlich-rechtlichen Medien, zum Beispiel Fernsehen –, die vor einiger Zeit gemacht wurde, wurde festgehalten, dass pro Stunde sieben schwerwiegende Gewalttaten gesendet werden. Jeder, der glaubt, dass diese Flut von Aggression nicht irgendwann einmal auf das Verhalten einer Gesellschaft durchschlägt, ist naiv – oder schlimmer noch: Er verschließt die Augen vor der Realität. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)


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