Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 45

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Fremdsprache als dritte Fremdsprache unterrichten würden, noch immer ein Knüppel in den Weg gelegt. Das wissen Sie sehr wohl. (Zwischenruf des Abg. Mag. Schender. )

Ein weiterer Grund, Herr Kollege Schender, ist, dass die skandinavischen Länder auch in puncto Leistungsbeurteilung vorbildlich sind, weil sie nicht so viel Wert auf die individuelle Zensur, auf die Zensur um jeden Preis legen. Jede Woche eine Schularbeit, jede Woche einen Test – das machen sie dort nicht!

Die Finnen legen zum Beispiel Wert auf Gruppenarbeit, auf Gruppenbenotung, und sie lassen wie andere skandinavische Länder, Herr Abgeordneter Khol, in bestimmten Jahren – manchmal nur in der Grundschule, manchmal über die Grundschule hinaus – die Leistungsbeurteilung durch Noten überhaupt entfallen. Können Sie sich das überhaupt vorstellen? Das ist aber so in den skandinavischen Ländern! (Beifall bei den Grünen.) Das ist sicher mit ein Grund, warum dort im Schulsystem mehr Kreativität entwickelt werden kann als in einem durchreglementierten System.

Ein weiterer Punkt: Fest steht, wir haben ein stark gegliedertes Schulsystem. Ich weiß schon, in Österreich ist es folgendermaßen: Auf dem Land ist die Hauptschule die Gesamtschule, und in der Stadt ist es das Gymnasium. Und da gibt es die Freiheitlichen, die sagen, diese Entwicklung in Österreich ist uns etwas zu gesamtschulartig, da müssen wir noch mehr gliedern; wir bräuchten noch eine Realschule, wir bräuchten wieder die Sonderschule. Dann wären die Freiheitlichen und vielleicht auch Teile der ÖVP damit zufrieden, wohin sich das Schulsystem entwickelt.

Das ist doch die Debatte, die Sie in den letzten Jahren geführt haben. Das sind die Vorschläge, die man immer wieder von Ihrer Seite hört. Das ist aber der falsche Weg und die falsche Perspektive, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! (Beifall bei den Grünen.) Nehmen Sie die Erfahrungen eines positiven und eines uns, wie ich meine, in dieser Frage überlegenen Schulsystems an! Nehmen Sie aber auch die Kritik an!

Meine Damen und Herren! Wir haben nie behauptet, dass das österreichische Schulsystem ein schlechtes, ein in Grund und Boden zu verdammendes Schulsystem ist. Wir haben diese Kritik nie angebracht. Sie wissen genau, das waren in der Vergangenheit immer die Freiheitlichen, die jetzt Schwierigkeiten haben, in der Bildungsdebatte ihren Platz zu finden. (Abg. Haigermoser: Gib Ruhe! Setz dich nieder!)  – Wir haben immer gesagt: Reformen ja, es wäre etwas zu machen, und es wäre etwas notwendig.

Nehmen Sie zum Beispiel die Kritik der PISA-Studie an, wonach wir bei den MigrantInnen-Kindern das schlechteste Land sind, wonach bei den MigrantInnen-Kindern die größten Anstrengungen von Österreich zu unternehmen sind!

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte um den Schlusssatz!

Abgeordneter Karl Öllinger (fortsetzend): Und vor allem: Die Bildungspolitik dieser Bundesregierung ist dazu mit Sicherheit nicht geeignet. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Haigermoser: Nicht genügend, setzen!)

10.07

Präsident Dr. Heinz Fischer: Ich erkläre die Aktuelle Stunde für beendet.

Einlauf und Zuweisungen

Präsident Dr. Heinz Fischer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 GOG auf die im Sitzungssaal verteilte schriftliche Mitteilung.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite