Sie es vor! Wieso sagen Sie die Unwahrheit? Lesen Sie es vor!)
– Frau Bundesministerin! Da bleibe ich doch lieber bei Ihrem Vorschlag. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)Eine weitere Beobachtung: Sie haben gesagt, es gebe überall nur Ablehnung. – Nun, wenn ein solch umfassendes Gesetzeswerk mit mehr als 150 Paragraphen vorliegt, dann ist natürlich immer etwas dabei, das von der einen oder anderen Gruppe kritisiert wird. Deshalb gibt es jetzt erstens die offene Planung und zweitens die Begutachtungszeit. Wir befinden uns noch in der Begutachtungszeit (Abg. Dr. Gusenbauer: Morgen!), sie endet am Freitagabend. Ich bin dafür, dass wir einen Dialog pflegen, statt auf die Straße demonstrieren zu gehen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Khol: So ist es!)
Sie sind als Abgeordneter und Sprecher der Materie, wenn Sie so wollen, noch nicht so lange im Geschäft. Ich bin Zeitzeugin des UOG 1993 (Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler ) und habe auch die Debatte um das UOG 1975 nachgelesen. Sie sollten wissen, dass damals auch der Weltuntergang ausgerufen wurde. Rektoren haben ihren Rücktritt angekündigt; Professoren drohten, die Arbeit niederzulegen; der Mittelbau hat gesagt (Abg. Dr. Khol: Auswandern!): Wir wandern aus! – Und jetzt ist das UOG 1993 das Wunderbare, das man nicht verändern soll.
Die Wissenschaftssprecher waren gestern an der Wirtschaftsuniversität bei einer Diskussion. Rektor Badelt hat dort gesagt: Das, was hier vorliegt, ist schon ein Autonomie-Fortschritt! Wir können uns natürlich noch mehr Freiheit vorstellen, aber noch mehr Freiheit in der Regelung, das heißt Unabhängigkeit vom Ministerium, bedeutet auch mehr Freiheit im Geld-Auftreiben. – Genau das hat auch die Frau Bundesministerin gesagt.
Wer also das Geld der Steuerzahler haben will, das durch das Ministerium treuhändisch verwaltet wird, der muss sich auch bestimmten Kriterien der Kooperation unterwerfen. Das wollen wir so. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Herr Klubobmann Gusenbauer, malen Sie also nicht den Teufel an die Wand (Zwischenruf des Abg. Dr. Gusenbauer ), hören Sie, was die Bevölkerung sagt! Die Bevölkerung sagt zu 82 Prozent – damit liegt dieser Punkt an dritter Stelle aller österreichischen Reformvorhaben –, die Universitäten sollen reformiert werden. Von den direkt Betroffenen, den Maturanten und Universitätsabgängern, sind mehr als 90 Prozent dieser Meinung, und sie nennen auch die Kategorien beziehungsweise Bereiche, die verbessert werden sollen: Abbau der Bürokratie, verstärktes Engagement in Technologie, Schwerpunktbildung in Lehre und Forschung.
Meine Damen und Herren! Die Bevölkerung ist offenbar besser informiert und setzt sich mit dem Vorhaben mehr auseinander als Sie. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich möchte noch einige Worte zu den Ausführungen des Herrn Klubobmanns Van der Bellen sagen. – Herr Klubobmann, ich bin enttäuscht. Herr Professor, Sie haben sich bei der Bewertung der Vorlage offenbar im Jahrhundert vergriffen. Sie sagten: Es ist das 19. Jahrhundert, das sich hier widerspiegelt. – Da fällt mir ein Satz von Bundeskanzler Kreisky ein – Sie wissen, welchen ich meine? –: "Lernen Sie Geschichte, Herr ...!" (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Das würde ich Ihnen auch für die Zukunft raten, dann müssten Sie sich nicht mit dem Begriff legitimieren, den einst Schiller verwendet hat. Bleiben Sie also in diesem Jahrhundert, lesen Sie internationale Experten-Gutachten.
Gestern war der Vorsitzende der bayerischen Rektorenkonferenz in Wien – aber auch andere internationale Experten geben uns Recht – und sagte: Die Universität von morgen, das ist ein liberaler, ein großzügiger, ein kompetenter Vorschlag, der aus dem Ministerium kommt. Er sagte ebenso: Diese Ministerin genießt in unserem Land allerhöchstes Ansehen. – Ich kann mich nur anschließen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
9.29
Präsident Dr. Heinz Fischer:
Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Graf. Gleiche Redezeit. – Bitte.