Die Einführung der Studiengebühren hat dazu geführt,
dass wir nachher um 45 000 Studierende weniger hatten. (Abg. Dr. Brinek: Am Papier! Aktiv Studierende!) Das
werden Sie ja wohl zugestehen. – Jetzt feiern Sie es als einen riesigen
Erfolg, dass es danach einen Wiederanstieg gegeben hat. – Nun, bis zu
einem gewissen Grad kann man es in den Kurven immer wieder beobachten, dass
sich, wenn es einen sehr starken Rückgang gibt, dieser Trend durchaus auch
wieder umkehren kann. Sie aber bezeichnen das als einen Erfolg!
Ich verstehe jedenfalls eines nicht: Wenn diese
Zielsetzung, mehr Studierende haben zu wollen, ernst gemeint ist, dann verstehe
ich es nicht ganz, dass man 45 000 Studierende weniger als Erfolg
verkaufen will! Es wird schwer funktionieren, auf diese Weise die Quoten
wirklich anzuheben. (Abg. Dr. Brinek: Es geht um die aktiv
Studierenden ...!)
Weil immer von den Scheininskribenten gesprochen wird,
muss man diesbezüglich auch einmal Folgendes sagen: Die Vorteile, die es für
solche einmal gegeben hat, sind ja sukzessive abgebaut worden. Was ist denn
davon übrig geblieben? – Ein verbilligtes Essen in der Mensa, vielleicht
ein verbilligter Eintritt in die Museen. Dafür zahlt man pro Semester in etwa
15 € als Beitrag an die ÖH – das kann man dann gegeneinander
aufrechnen, um zu sehen, was übrig bleibt. Wo sind denn diese Benefits, von
denen Sie immer reden, als hätte es sie noch gegeben? Wo sind die
Freifahrten? – All das ist abgeschafft worden! Sie reden hier also von
Scheininskribenten, denen es offensichtlich Spaß macht, zweimal im Jahr mit
dem Zahlschein zur Bank zu gehen, um einzuzahlen, weil das offenbar ein
Gesellschaftsspiel ist. Von diesen gab es nicht mehr viele, und das wird man
auch erkennen müssen. – Ein paar wird es schon gegeben haben, da gebe ich
Ihnen Recht, irgendwelche Dinge werden schon dafür gesprochen haben.
Aber wenn Sie erklären wollen, dass
45 000 Studierende in Bausch und Bogen Scheininskribenten waren,
dass Ihnen all jene, die über lange Zeiträume studiert haben, die es sich einfach
nicht leisten konnten, neben ihrem Job, neben ihrer Arbeit ein Vollzeitstudium
zu betreiben, und genau die, die sich dann überlegt haben, ob diese
5 000 S im Halbjahr noch zumutbar sind, nichts wert sind (Abg. Dr. Brinek: Stimmt ja nicht!) – und
das bringen Sie zum Ausdruck, wenn Sie diese Zahlen nennen und dabei von dem
„Erfolg“ des Rückgangs sprechen (Abg. Dr. Brinek: Interpretieren Sie die Zahlen!) –,
dann kann ich nur sagen: Unser Zugang dazu ist ein anderer! (Beifall bei den Grünen.)
Mir geht es beim Studium nicht in erster Linie darum,
dass man in Höchstgeschwindigkeit studiert und nach vier Jahren mit seinem
abgeschlossenen Studium aus der Uni herauskommt. Da gibt es auch noch andere
Werte und andere Wertigkeiten. Wenn jemand sagt, ich möchte neben meiner Arbeit
in einem gewissen Ausmaß studieren, dann hat das für mich einen Wert.
Angesichts dessen, was Sie mit diesen Studierenden gemacht haben – dieses
Argument kommt jetzt auch wieder, dass man die Langzeitstudierenden belasten
soll –, muss man sich doch einmal die Frage stellen: Wodurch kommt das
zustande? – In der Regel nicht dadurch, dass es besonderen Spaß macht,
15 Jahre an der Uni zu sein, sondern dadurch, dass einfach die
Rahmenbedingungen so sind.
Kollege Grünewald hat vorher davon gesprochen, dass es
74 Prozent seien, die in Österreich arbeiten müssten, um damit irgendwie
ihr Studium finanzieren zu können. (Abg. Dr. Brinek: Nicht „arbeiten müssen“,
„arbeiten“!) – Oder „arbeiten“; nicht arbeiten müssen, aber
arbeiten. – Unter diesen 74 Prozent wird ein relativ großer Anteil
von Studierenden sein, die Einschränkungen beim Studium, bei der Studienzeit
vornehmen müssen, und auf diese wurde auch nicht Rücksicht genommen.
Sie haben noch eine Zahl genannt, die mir auch bemerkenswert erscheint – das kommt immer wieder –: Bis zu einem Haushaltseinkommen von 60 000 S gibt es Stipendien. – Ich gehe einmal davon aus, dass das durchschnittliche österreichische Haushaltseinkommen unter 60 000 S liegt. (Abg. Dr. Brinek: ... zwei Studierende!) Wenn ich mir das jetzt ansehe, dann müsste das ja, wenn es durch diese neue Maßnahme zu solch einer Verbesserung gekommen ist, zu einem Explodieren der Stipendien und der Stipendienzahlen geführt haben. Tatsächlich kam es zu einem Anstieg von 12 auf 14 Prozent, also zu einer zweiprozentigen Steigerung. – Also irgendetwas kann bei diesen Zahlen so auch nicht stimmen. Wäre es nämlich so, wie Sie es