Meine Damen und
Herren! Das können wir nicht gutheißen, es kann insbesondere nicht im Interesse
eines kleinen Staates wie Österreich liegen, dem zuzustimmen. Wir brauchen
Regeln, an die sich alle halten. Ich frage mich schon, Frau Außenministerin, Herr
Bundeskanzler, weil Sie heute auch diesen Ausdruck verwendet haben: Was heißt
in diesem Zusammenhang: Österreich ist in der Mitte? – Österreich ist
sicher nicht in der Mitte zwischen Ratifizierung und Nicht-Ratifizierung des
Kyoto-Protokolls, nehme ich an. Österreich ist nicht in der Mitte, hoffe ich,
zwischen Ratifizierung und Nicht-Ratifizierung des Internationalen
Strafgerichtshofs. Und Österreich kann nicht in der Mitte sein zwischen der
Beachtung der Regeln des internationalen Völkerrechtes und ihrer Nicht-Beachtung!
(Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Insofern hat mich
dann wieder die Resolution, die Beschlussfassung des österreichischen
Nationalen Sicherheitsrats vom Montag dieser Woche beruhigt. Ich halte diesen
Beschluss des österreichischen Nationalen Sicherheitsrats für eine sehr gute
Arbeitsgrundlage für die künftige österreichische Außen- und
Sicherheitspolitik, damit lässt sich arbeiten. Ich möchte nur, bevor das
verloren geht, ausdrücklich darauf hinweisen, dass in dieser Resolution vom
Montag, die von allen Vertretern aller vier Parteien einstimmig beschlossen
wurde, auch ausdrücklich davon die Rede ist, die türkische Regierung in aller
Deutlichkeit daran zu erinnern, dass sie einen Einmarsch auf das irakische
Staatsgebiet unterlassen möge – in ihrem eigenen Interesse, würde ich
hinzufügen, falls der türkischen Regierung an einem Beitritt zur Europäischen
Union noch gelegen sein sollte.
Das Zweite: Im
Beschluss des Nationalen Sicherheitsrats heißt es gegen Schluss: „Hinsichtlich
der auf nationaler Ebene“ – also österreichischer Ebene – „zu
treffenden Maßnahmen empfiehlt der Rat der Bundesregierung“ unter anderem,
„irakischen Flüchtlingen, die im Gefolge der Kampfhandlungen nach Österreich
kommen, ,vorübergehenden Schutz‘ im Sinne der Richtlinie der Europäischen Union zu gewähren ...“, und so
weiter.
Also: „irakischen
Flüchtlingen, die im Gefolge der Kampfhandlungen nach Österreich kommen“. –
Vorläufig werden es nicht viele sein, denn wie sollen sie denn kommen? Derzeit
ist es so, aber es könnte sein, dass es noch zu einem größeren Flüchtlingsstrom
kommt.
Ich muss schon
sagen, Herr Innenminister Strasser, ich verstehe das nicht: Am 20. März
schreiben verschiedene Flüchtlingsorganisationen, darunter der Evangelische
Flüchtlingsdienst und „SOS-Mitmensch“, an Sie einen Brief, in dem Sie gebeten
werden, dass sich Österreich nach § 9 des Asylgesetzes dazu bereit
erklärt, Flüchtlingen unbürokratisch Asyl zu gewähren – vorübergehend,
nehme ich an, ist gemeint, nach dem Muster der seinerzeitigen Aufnahme von
bosnischen Flüchtlingen –, mit der Notwendigkeit, ihnen Unterkunft,
medizinische, psychologische und vor allem auch altersgerechte Betreuung
zukommen zu lassen. Am selben Tag gibt es eine APA-Aussendung dahin gehend,
dass Innenminister Strasser die Asylverfahren von Irakern aussetzt – viel
mehr ist dieser Meldung nicht zu entnehmen.
Ich hoffe doch,
dass es in diesem Hause nicht nur einen Vier-Parteien-Konsens gibt, was das
Papier des Nationalen Sicherheitsrats angeht, sondern auch, was die konkrete
Flüchtlingspolitik in Österreich betrifft, falls es, was wir noch nicht wissen,
aber befürchten müssen, im Rahmen des Krieges zu größeren Flüchtlingsströmen
kommen sollte. Dann muss sich Österreich doch seiner humanitären Aufgaben, ich
würde sagen: Pflichten bewusst sein und entsprechend handeln und darf sich
nicht hinter irgendwelchen Paragraphen zurückziehen. – Ich danke Ihnen. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
11.49
Präsident Dr. Heinz Fischer:
Zu Wort gelangt
Herr Klubobmann Herbert Scheibner. 15 Minuten. – Bitte.
11.49
Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Ich möchte in dieser sehr ernsten Situation, aber auch ernsten Debatte mit etwas Positivem beginnen, nämlich dem Konsens – das sollte man herausstreichen –, den wir alle in Österreich, vor allem auch alle politischen Gruppierungen, in der Beurteilung dieser Frage haben. Wir alle wissen, dass