Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 50

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Reformbedarf in den Vereinten Nationen. Aber trotzdem muss man, soweit es geht, auf diese Sanktionierung durch den UNO-Sicherheitsrat Wert legen, weil es sonst keinen Parameter für derartige Militäraktionen gibt. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP und der SPÖ.)

Wenn wir schon über die Begründungen von derartigen Aktionen diskutieren, dann, glaube ich, sollten wir auch alle zur Kenntnis nehmen, dass es nicht die Verletzung von Menschenrechten ist, die ein derartiges Droh- und dann auch Einsatzpotential ins Laufen bringt, sondern dass es leider – man kann das oder sollte das auch kritisieren und bedauern, aber es ist so, das ist die Realität – wohl in der Regel Wirtschaftsinteressen oder politische Interessen sind.

Dann ist es auch nicht verwunderlich, warum man nicht ein gleiches Maß gegenüber allen Nationen und Staaten und Regimen anlegt, die Menschenrechte verletzen, die den Weltfrieden gefährden, die sich nicht an UNO-Resolutionen halten. Das führt dann zur mangelnden Glaub­würdigkeit auch von jetzt diskutierten Aktionen, wenn man auf der einen Seite mit einer großen Armada die Einhaltung von UNO-Resolutionen unterstützt, auf der anderen Seite aber wie etwa bei Nordkorea, wo nicht der Verdacht besteht, dass es in diesem Land Massenvernichtungs­waffen gibt, die den Weltfrieden gefährden, sondern wo wir uns dessen sicher sind, wo sich dieses Regime sogar damit brüstet, dass es jederzeit auch einen atomaren Schlag gegen die demokratische Welt und gegen andere Staaten richten kann, anders reagiert, nämlich mit Wirt­schaftslieferungen und mit Unterstützungen.

Das Problem der Glaubwürdigkeit besteht auch, wenn es darum geht, auch im Nahen Osten klare Konsequenzen anzudrohen oder durchzusetzen – es müssen ja nicht militärische sein –, wenn Länder dort UNO-Resolutionen missachten, wenn Menschenrechtsverletzungen gesche­hen, wenn das Recht auf Selbstbestimmung dort nicht eingehalten wird. Davon hört man wenig.

Ich hoffe nur, dass man für den Nahen Osten, wenn man schon militärische Aktionen durch­führt, auch ein Konzept für die Zukunft hat, für den Irak, aber auch für alle anderen Länder in dieser Umgebung, und dass die Idee für die Zukunft nicht die Durchsetzung des Kampfes gegen die so genannte Achse des Bösen darstellt, wo ein Land allein entscheidet, wer zu dieser Achse des Bösen gehört, und bei diesem Gut/Böse-Schema vergisst, dass vielleicht auch unter den eigenen Verbündeten, gerade auch in dieser Region, Länder mit dabei sind, die die Men­schenrechte wesentlich stärker missachten und missbrauchen als Länder, die zu dieser Achse des Bösen gehören. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP und der SPÖ.) Auch hier, glaube ich, sollten wir Konzepte für die Zukunft verlangen.

Wenn wir über die sicherheitspolitischen Konsequenzen diskutieren, dann ist auch notwendig festzustellen, dass wir nicht zurückkehren können zu einer isolierten Betrachtung von Sicher­heitspolitik, sondern ganz im Gegenteil, dass wir alles in unserer Kraft und Macht Stehende tun müssen, um ein Signal für eine kooperative Sicherheitspolitik zu setzen, damit es wirklich aus­geschlossen ist, dass ein Land alleine, wie stark es auch sein mag, darüber entscheidet, ob, wann und wie mit militärischen Mitteln eigene politische Interessen durchgesetzt werden. Das ist keine Frage eines Antiamerikanismus, dagegen würde ich mich wirklich zur Wehr setzen, und das muss man auch all jenen sagen, die versuchen, diese Gefühle in Europa oder vielleicht auch in Österreich zu wecken. Aber es muss eine klare Konsequenz aus dieser Situation für die Zukunft geben, in einer Kooperation auch mit den Vereinigten Staaten.

Wir müssen auch Ländern wie etwa der Türkei klar sagen, dass es nicht zulässig sein kann, zuerst zu spielen mit Überflugsrechten und mit der Möglichkeit, vom eigenen Territorium aus Aktionen zu setzen, was anscheinend als Druckmittel eingesetzt wurde, um dann eigene Interessen etwa im Nordirak durchzusetzen. Auch das ist kein Verhalten, das wir von einem demokratischen Land, das auch Mitglied in der europäischen Staatengemeinschaft werden will, erwarten, sondern ganz das Gegenteil von dem. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Es wird hier großen Diskussions- und Reformbedarf geben. Es wird notwendig sein, über die Strukturen der UNO zu diskutieren, wenn wir wollen, dass sie wieder handlungsfähig wird, und


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