Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 93

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Das ist eine unheilige Dreieinigkeit, die wir gezwungen sind, wiederholt anzuprangern. (Beifall bei den Grünen.)

Schauen wir uns noch einmal die Chronologie an: Die Lehman Brothers erhielten von Ihnen, Herr Bundesminister, im Juni den Zuschlag für die Konzepterstellung und dann auch für die Umsetzung. Jetzt ist es bereits März. An sich sollten sie im vergangenen Dezember das Kon­zept vorlegen und im Jänner ans Werk gehen. – Bis jetzt kam noch immer von Ihnen die Ant­wort: Es ist unentschieden, wie verkauft werden soll.

Bitte sagen Sie mir heute einmal, wie verkauft werden soll! Sagen Sie mir heute auch, warum jetzt noch KPMG und CA-ID zusätzlich mit an der Konzepterstellung und an der Verkaufsab­wicklung beteiligt sein sollen, wo doch ohnehin die Lehman Brothers als Billigstbieter oder Best­bieter, wie immer Sie das bezeichnen wollen, zum Zug kamen! Warum braucht man denn jetzt eine Hilfestellung, und wie viel kostet das zusätzlich?

Mir sagten Sie in der Anfragebeantwortung, die Lehman Brothers erhalten 5 Millionen € für die Planerstellung und 5,23 Millionen € für den Verkauf. Was bekommen jetzt die KPMG und die CA-ID noch zusätzlich? – Das sind doch Summen, die Ihren Erlös wieder massiv mindern! Ich meine, da geht es ja nicht um ein Peanuts-Geschäft, sondern da geht es im Endeffekt wirklich um Milliarden! (Neuerlicher Beifall bei den Grünen. – Abg. Eder: Wer verdient daran?) – Da schneiden wieder internationale Investoren doppelt mit!

Und wie schaut die Zukunft für die MieterInnen aus? – Womöglich gibt es eine WGG-Änderung, eine Änderung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes, indem man vom burgenländischen Richtwert abgeht und zum jeweils aktuellen Richtwert des Marktes hingeht. Das war schon überall in den Zeitungen zu lesen, und Herr Kollege Tancsits hat es wiederholt angekündigt.

Das würde womöglich auch eine Steigerung der Mieten beinhalten, wenn dies rückwirkend geltend gemacht würde. Natürlich wäre das ein massiver Systembruch, aber ich möchte von Ihnen, Herr Bundesminister, Klarheit darüber haben, dass Sie diesen Systembruch nicht beab­sichtigen, dass die Mieten gleich bleiben werden. Bis jetzt haben Sie, Herr Finanzminister, das immer erklärt, auch in allen Anfragebeantwortungen. Aber wie wollen Sie an Investoren verkau­fen, die eine höhere Rendite erwarten, als das, was jetzt durch die Mieteinnahmen gewähr­leistet ist?

Unser Konzept wäre: Behalten, den sozialen Grundstock ausbauen und bewahren, und gleich­zeitig – was Sie auch immer wieder gemacht haben; Sie haben ja durchaus Rücklagen entnom­men, bis an die 310 Millionen €, glaube ich – Rücklagen entnehmen. (Abg. Eder: Hat er schon alle entnommen!) Sie haben ja auch immer wieder Gewinne eingestreift. Im vergangenen Jahr waren es, so glaube ich, 90 Millionen €, die praktisch ins Budget geflossen sind. Die Kuh, die man melkt – unseres Erachtens muss man sie nicht unbedingt melken –, kann man doch nicht noch zusätzlich verkaufen – noch dazu in einer derart schlechten Wirtschaftslage. Man wird nur schlechte Werte erzielen, und diese schlechten Werte vermindern die zukünftigen Einkünfte.

Herr Finanzminister! Vom Nulldefizit haben Sie sich ohnehin schon verabschiedet. Bitte verab­schieden Sie sich auch vom Verkauf der Bundeswohnungen – ein einziges Debakel!

Beantworten Sie mir zum Schluss noch die Frage: Welche Provisionen hat Ihr Berater, Herr Ernst Karl Plech, erhalten? Welche Provisionen hat ein Herr Muhr erhalten, der in engem Kon­takt zu den Lehman Brothers steht und immer wieder für die Lehman Brothers Aufträge akqui­riert? – Das sind ganz konkrete Fragen, die ich gerne noch beantwortet haben möchte. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

15.11


Präsident Dr. Heinz Fischer: Damit ist die Begründung erfolgt.

Wir gehen jetzt in die Debatte ein. Jede Fraktion hat eine Redezeit von 5 Minuten.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite