Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 25

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Die ökonomische Grundlage des Staates ist jedenfalls eine vernünftige Familienpolitik – und das entscheidet darüber, ob wir in unseren materiellen Verhältnissen gesichert weiterleben können. Aber Familie und Familienpolitik ist natürlich viel mehr, denn: Ob eine vernünftige Familienpolitik zum Erfolg führt, das entscheidet auch darüber, wie wir leben. Der Mensch ist darauf angewiesen, dass er unter seinesgleichen lebt; er wird erst Mensch durch den Kontakt mit seinesgleichen. Ich denke, der Begriff „zoon politikon“ ist weitgehend zu verstehen: Wenn der Mensch nicht durch seinesgleichen in die menschliche Kultur, Sprache und so weiter ein­geführt wird, dann droht ihm das grausame Schicksal eines Caspar Hauser.

Insofern ist die Familie – und das macht sie für uns so wichtig – auch der erste Kulturträger. Da unterscheiden wir uns vielleicht schon ein bisschen von den Fraktionen her: Für uns ist Familie die Organisation, die Einheit, in der Kinder, vor allem in den frühen Jahren, am besten ge­deihen können. Natürlich gibt es auch problembehaftete Familien, und selbstverständlich kann es in einem solchen Fall besser sein, dass ein Kind eventuell aus der Familie herausgenommen wird. Dennoch: Die Familie, die gut funktionierende Familie als Ideal – und als Ideal hat sie es an sich, dass man sich dem nur annähern kann – und schlechte Familien, problembehaftete Familien widersprechen diesem Prinzip als Ideal nicht, dass das eben die beste Möglichkeit für Kinder zum Heranwachsen ist.

Auch dieser Satz stimmt: Kinder sind unser wichtigstes Kapital! – oder umgekehrt: Ohne Kinder gibt es einfach gar keine Zukunft! Die besten Bedingungen können uns daher gerade nur recht sein.

Insofern ist es uns auch ganz wichtig – im Unterschied zu anderen vielleicht –, es den Eltern zu ermöglichen, vor allem in den frühen Jahren der Kinder ihre Kinder selbst zu betreuen. Die Eltern sind es ja dann auch, die die Verantwortung tragen und die vor allem das Leid erfahren, wenn etwas schief gegangen ist. Eine noch so engagierte Kindergärtnerin, Krippenbetreuerin, Lehrerin wird sich nicht den Kopf so zerbrechen, wird nicht dieselbe persönliche Betroffenheit und damit dasselbe Engagement zeigen wie eben – so ist es wohl im Regelfall – die eigenen Eltern. Wer die Konsequenz dann zu verantworten und – im schlimmsten Fall – auch zu erlei­den hat, dem muss auch die Möglichkeit gegeben werden, dass er sich, ohne dass dem mate­rielle Hindernisse gröbster Natur entgegenstehen, um seine Kinder in den frühen Jahren jeden­falls selbst kümmern kann. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Diesbezüglich befinden wir uns auch im Einklang mit allen neuesten Forschungsergebnissen. Viele Kinderärzte sagen uns – und beweisen das auch –, dass es für sehr kleine Kinder einen ungeheuer großen Aufwand an Lebensenergie bedeutet, sich in Gruppen mit Gleichaltrigen durchzusetzen, und dass die ideale Voraussetzung, die Gruppentauglichkeit, keine willkürliche Norm ist, sondern dass das Kindergarteneintrittsalter von drei Jahren, das wir haben, ein ver­nünftiges Alter ist, dass aber ein Kind mit darunter liegendem Alter am besten in der Familie aufgehoben ist.

Ein Parlament ist ja auch dazu da, Dinge zu sagen, die nicht unbedingt jeder gerne hört, und daher – Sie wissen es vielleicht, sollten es jedenfalls bedenken –: Die PISA-Studie hat in der Bundesrepublik Deutschland einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den Leistungen, die erbracht werden, und der geringen Dichte an Krippeneinrichtungen gezeigt. (Zwischenruf der Abg. Mag. Trunk.) Das heißt, dass die Bedingungen für sehr kleine Kinder – auch für ihren Erfolg später – in der Familie wesentlich besser sind, als das in größeren Einheiten der Fall ist. Das sollten wir alle bedenken!

Wir wollen niemanden majorisieren, wir wollen niemandem etwas vorschreiben. Ich persönlich bin beziehungsweise – und ich kann da auch für meine Fraktion sprechen – wir sind der Meinung, dass es günstig ist, wenn sehr kleine Kinder eine


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