Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 146

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Ministerium in Ihrer Gegenwart in den Mund zu nehmen, und wollten es ersetzt haben durch „Herausforderung“. – Jetzt habe ich Sie herausgefordert mit zehn Fragen, und Sie scheinen damit ein Problem zu haben (Beifall bei den Grünen und der SPÖ), weil Sie diese nicht sehr konkret, teilweise sehr oberflächlich beantwortet haben. Auf Grund dessen muss ich mich jetzt herausgefordert fühlen, und nun beißt sich die Katze in den Schwanz. Ich hoffe, dass wir das auflösen können.

Soll es wirklich heißen: Geh zu Jubiläumsfeiern der Bundesregierung, geh in das Personen­komitee für Schüssel, dann wirst du für einen Menschen der österreichischen Gesellschaft gehalten, der in verantwortungsvoller Position steht, und das ist ein Grund dafür, dass man dich nominieren kann!?

Glauben Sie wirklich, dass man durch die Teilnahme an diesen Feiern schon den wissen­schaftlichen Blick geschärft hat, Wahlwerbung zu betreiben? Gibt es auch außerhalb des Personenkomitees von Schüssel anständige – sage ich jetzt den Freiheitlichen zuliebe –, tüchtige und kluge Menschen? Gibt es auch außerhalb des Raiffeisensektors Bankdirektoren, die man nominieren könnte? – Anscheinend nein.

Gibt es MedienspezialistInnen, die nicht dem unabhängigen ORF vorstehen und dann in den Rat nominiert werden? Gibt es Medienspezialisten, die gut sind, die nicht von der ÖVP in den Publikumsrat des unabhängigen ORF nominiert und dann Universitätsräte wurden? Wie steht es mit Lindner und dem unabhängigen ORF?

Wodurch haben sich Mitarbeiter von Haupt und Reichhold qualifiziert, Universitätsräte zu werden? Behandeln sie dort die Sektoren Pensionen, Weltraumforschung oder Ambulanz­gebühren? Ich weiß es nicht.

Wie konnte man die verärgerte FPÖ trösten, nachdem so viele ÖVPler und ÖVPlerinnen oder der ÖVP nahe stehende Personen nominiert wurden? Wirklich nur durch die Nominierung von Mitgliedern schlagender Burschenschaften? Ich weiß nicht, wie sehr Säbelschläge ins Gesicht und auf das Haupt das Denkvermögen erhöhen. Ich glaube eher, dass sie den zerebralen Stoffwechsel in den Keller fahren, und das halte ich nicht für günstig. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Nun komme ich zu den erwähnten „Olympioniken“. Der ehemalige Wissenschaftssprecher der FPÖ und Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses im Parlament Graf ist „Olympionike“ und hat auch, scheint mir – ich habe so etwas nicht nur läuten gehört; es war zumindest in der Stärke einer Pummerin –, Vorschläge gemacht. Graf wird im „Spiegel“ zitiert:

„Die heutigen Staatsgrenzen sind willkürlich gezogen; das deutsche Volkstum muß sich frei in Europa entfalten können.“

Das wird der Reputation der österreichischen Universitäten im internationalen Kontext „unge­heuer“ gut tun! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Oder ist es ein freiheitlicher Beitrag zur Südosterweiterung der EU? – Ich weiß es nicht, ich glaube aber nicht.

Wer sich unter Burschenschaftern bewährt hat, wird Graf im „Spiegel“ zitiert, der wird es auch in der Politik schaffen. – Sie (in Richtung der auf der Regierungsbank sitzenden Bundesministerin Gehrer) geben ihm Recht, Sie haben es in der Politik geschafft.

Jetzt werde ich Ihnen ganz kurz noch etwas über die „Olympia“ sagen. In einem Einla­dungsflugblatt steht geschrieben – jetzt versuche ich, schnell zu lesen, denn davon sollten Sie sich keinen Satz entgehen lassen (Abg. Dr. Van der Bellen: Langsam!), ja, langsam schnell –:

„Jede Menge Sturm und Bier, solang die Kehle kann.“ – Das ist fast schon ein Jambus. – „Musikberieselung ohne den geringsten Anspruch auf Botschaft und Kunst. Spaß mit rassistischen oder wenigstens unappetitlichen Männerwitzen. Vitamin- und ballaststoffarme


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