Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 65. Sitzung / Seite 20

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Wir werden uns über jede Medaille freuen, und sicherlich wird sich wieder der eine oder andere Politiker neben einer Sportlerin/einem Sportler, der eine Medaille errungen hat, „sonnen“. Und das soll er auch tun – wenn er die Grundlagen dafür schafft und die Unterstützung dafür leistet, dass es zum Gewinn solcher Medaillen überhaupt kommen kann.

Ich erlaube mir daher, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass ausnahmslos alle ös­terreichischen OlympiateilnehmerInnen aus dem organisierten Vereinssport kommen, dass mehr als 90 Prozent dieser Vereine ehrenamtlich geführt werden und dass die verantwortlichen FunktionärInnen auch bei erfolgreicher Teilnahme eines ihrer Schütz­linge mit ziemlicher Sicherheit nicht im Rampenlicht stehen werden.

Ich möchte Sie auch daran erinnern, dass dem Parlament bis zur Stunde nicht einmal ein Bundes-Sportförderungsgesetz für das nächste Jahr vorliegt, wie bereits ausgeführt wurde. Das ist beschämend und empörend! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Erfolge unserer SommersportlerInnen werden sich aber nur wiederholen lassen, wenn dem Sport seitens der österreichischen Regierung rechtzeitig die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Hier erinnere ich auch daran, dass Erfolge wie die unserer Schwimmer, Ruderer oder Leichtathleten nur möglich sind, wenn man deren Verbände in die Lage versetzt, lang­fristig zu planen. Um einen Ausdauerspitzensportler hervorzubringen, benötigt man sie­ben Jahre Vorlaufzeit. – Wie soll das gehen, geschätzte Damen und Herren, wenn man von einem Jahr aufs andere wieder um eine Bundessportförderung zittern muss?! Da ist langfristige Planung nicht möglich, und das ist schade für den österreichischen Sport. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich erlaube mir aber auch, darauf hinzuweisen, dass wir bei den Förderungen in den olympischen Sportarten bereits jetzt deutlich hinter vergleichbare Länder zurückge­fallen sind. Nicht zuletzt deshalb erringen wir mehr als 80 Prozent unserer Welt- und Europameistertitel in nichtolympischen Sportarten.

Ich hoffe daher, dass Herr Finanzminister Grasser, der die ehrenamtliche Vereinstätig­keit, wie wir alle wissen, ohnehin sehr schätzt – ich erinnere nur an seinen Verein „New Economy“ und seine Homepage; da weiß er, wie praktisch vielleicht Vereine sein könn­ten –, auch dafür sorgt, dass dem organisierten Vereinssport die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden, um zukünftig auch den Ehrenamtlichen die unterstüt­zende Basis zu geben. (Beifall bei der SPÖ.)

Der wissenschaftliche Nachweis des Einsparungspotentials in unserem Gesundheits­system durch Breitensport-Aktivitäten ist längst erbracht. Es steht außer Streit, dass gezielte Sportausübung eine deutliche Entlastung des österreichischen Krankenver­sicherungswesens bringen kann. Es ist daher nicht einzusehen, warum seitens der Regierung nicht endlich in geeigneter Form darauf reagiert wird. Und der Weg der Turnstundenkürzungen – und dafür sind nun einmal Sie von den Regierungsparteien verantwortlich! – ist mit Sicherheit nicht der Weg in die richtige, sondern der Weg in die falsche Richtung. Die damit verbundenen Kosten für die Volksgesundheit, die wir dadurch provozieren, sind Ihnen zuzuschreiben. (Beifall bei der SPÖ.)

Der allgemeine Befund ist leider schlecht. Der Gesundheitszustand der 10- bis 14-Jäh­rigen im Bereich des Bewegungs- und Stützapparates, wie nachgewiesen wurde, ist schlecht, ist Besorgnis erregend. Die „Klug und Fit“-Studie hat es bewiesen. Bundes­ministerin Gehrer hat als Reaktion Turnstunden gekürzt.

Die Ergebnisse der Musterung – ich bin Mitglied des Landesverteidigungsausschus­ses – zeigen ein ähnlich Besorgnis erregendes Bild: ein beängstigendes Ausmaß an


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