Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 82. Sitzung / Seite 27

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Weiters sagen Sie, die Opposition jammere die Universitäten krank und verweigere den Universitätsangehörigen das positive Feedback, das sich diese verdienen wür­den. – Ein solches verdienen sich die Universitäten übrigens wirklich! Ausdrücklich möchte ich von dieser Stelle aus betonen, dass wir wissen, dass sich viele Universi­tätsangehörige, und zwar in allen Berufsgruppen, wirklich sehr bemühen, auch an­gesichts der wirklich schwierigen und verzweifelten Situation das Beste daraus zu machen. Diese Leute trifft wahrlich keine Schuld! Ganz im Gegenteil! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Aber, Frau Bundesministerin, so sehr ich das gerne glauben würde beziehungsweise so sehr das die Situation sein sollte, die ich mir für die Universitäten, die ich mir für die Studierenden wünschen würde: Leider ist die Situation an den Universitäten eine ganz andere – und Sie wissen das auch, denn auch Sie bekommen entsprechende Briefe. Studierende werden ja wohl manchmal – davon gehe ich aus – die Gelegenheit haben, mit Ihnen über ihre Situation zu sprechen. Sie müssen also wissen, Frau Bundes­ministerin, dass die Situation an den Universitäten anders ist! Aber das ist in Ihrer Ver­antwortung! Das haben Sie uns in Ihrer Liste an Verantwortungen aufzulisten „verges­sen“!

Daher ein kleiner Nachtrag: Es gibt eine Homepage der Österreichischen Hochschüler­schaft, der Studentenvertretung, auf der Studierende unter dem Titel „Ich will studie­ren“ schildern, wie schwierig die Situation an den Universitäten ist. Ich möchte Ihnen empfehlen, sich diese Homepage anzuschauen, und gebe Ihnen jetzt – auf Grund der Kürze der Zeit – nur ein paar wenige Eindrücke wieder.

Im Institut für Romanistik beispielsweise muss man drei Stunden vor dem Computer warten, bis man sich für ein Seminar anmelden kann, dann schnell den richtigen Zeit­punkt erwischen – und wenn man Pech hat, ist kein Platz mehr frei! (Abg. Mag. Don­nerbauer: Das war vor 20 Jahren schon so!) – Das war vor 20 Jahren nicht so, das wissen Sie genau! (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Vor dem Audi Max müssen die Studierenden bei Vorlesungen, die um 8 Uhr in der Früh beginnen, eine Stunde vorher herumsitzen, damit sie dann die Chance auf einen Sitzplan haben.

Die Dolmetschstudenten schreiben, dass für Hunderte Studienanfänger zwei Pflicht­übungen angeboten werden: mit 25 bis 30 Plätzen. – Jahrelanges Warten ist die Folge!

Die Ernährungswissenschafter schreiben, dass für 2 600 Studierende lediglich ein Pro­fessor zur Verfügung steht.

Was ist Notstand sonst, wenn nicht solche Verhältnisse?! Selbstverständlich ist das die Folge einer sehr schwierigen finanziellen Situation, in die Sie, Frau Bundesministerin, die Universitäten in den letzten Jahren gebracht haben.

Was die Medizin-Universitäten anlangt, gibt es für die Studierenden dort, und zwar durch eine Umstellung, eine Situationen, die geradezu zum Verzweifeln ist. Die Zahl der Prüfungsangebote, der Prüfungstermine ist halbiert worden. Die Studierenden lernen für Prüfungen, sind vorbereitet, müssen sich jedoch sagen: Hoffentlich habe ich Glück und bekomme tatsächlich einen Termin! Wenn sie keinen bekommen und warten und warten, bis sie vielleicht doch einmal einen Prüfungstermin bekommen, ob­wohl sie längst ihren Prüfungsstoff gelernt haben, dann sind das jene Studierenden, in Bezug auf welche wir immer von Ihrer Seite her hören mussten, dass die Studierenden in Österreich viel zu lange an den Universitäten seien, sie daher Studiengebühren ein­führen müssten, damit die jungen Leute schneller studieren!

Jetzt sind die Studiengebühren eingeführt – die Bedingungen werden jedoch immer schlechter und schlechter! Man weiß nicht, wofür die Leute zahlen! Sie zahlen länger,


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