Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 82. Sitzung / Seite 31

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ihr Studium arbeiten müssen. Das hat, wie mehrere Studien belegen, dazu geführt, dass Studierende Semester verlieren, zusätzliche Zeit brauchen.

In weiterer Folge, jetzt, kann man nicht einmal dann studieren, wenn man die Studien­gebühren bezahlt hat. Man wird nämlich nicht in die Lage versetzt, sein Studium abzu­schließen, weil man in sehr vielen Fällen – und auch da will ich nicht um die Zahl strei­ten, ob das tausend oder mehrere tausend sind; aber jedenfalls in sehr vielen Fällen – keinen Praktikumsplatz bekommt. Sie alle kennen sicher Leute, die dadurch ein, zwei oder sogar drei Semester verlieren. Das ist einfach keine Seltenheit mehr!

Und das ist nicht nur bildungspolitisch, sondern auch wirtschaftspolitisch, volkswirt­schaftlich ein Desaster: Denn das, was Sie da machen, ist, intellektuelles Kapital in Österreich in irgendwelchen Schleifen zu parken, wo diese Menschen nie mehr her­auskommen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es ist einerseits ein individuelles Problem für die Betroffenen, weil sie nicht nur Stu­diengebühren zahlen müssen, sondern auch viel länger keine Arbeit haben, das heißt, es muss dafür gesorgt werden, meistens seitens ihrer Eltern, dass sie erhalten werden, oder sie müssen eben in der Zwischenzeit arbeiten gehen. Das ist für die Leute persönlich und für ihre Bildungschancen ein Problem!

Es ist aber andererseits auch volkswirtschaftlich ein Problem, wenn diese Leute so viel länger studieren. Österreich hat, wie Sie ohnehin wissen, im OECD-Vergleich sehr hohe Hochschulkosten, was mit der Studiendauer zusammenhängt – diese verlängern sie jetzt aber noch weiter, was bedeutet, dass die Kosten für die Hochschulstudien noch mehr steigen –, aber die Ressourcen, die sie in Gestalt von AkademikerInnen eigentlich daraus gewinnen könnten, liegen brach.

Wir haben eine ganz niedrige Akademiker- und Akademikerinnenquote, die mit Ihren Maßnahmen und mit Ihren Sparmaßnahmen weiter sinken wird. Das trifft in erster Linie die Frauen, aber nicht nur diese. Auch da liegen Ressourcen brach, die wir in Öster­reich dringend brauchen würden. Insgesamt liegt die Bildungserwartung unserer Kinder und Jugendlichen weit unter dem OECD-Durchschnitt, was ebenfalls sowohl für die bildungspolitische als auch für die volkswirtschaftliche Situation nichts Gutes erwarten lässt! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Diskussion darüber zurück­kommen, woher das Geld für das so genannte Notprogramm der Universitäten genom­men wird. – Sie, Frau Ministerin, sagen: 68 Millionen € würden vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung, also aus dem Forschungsbudget genommen.

Natürlich ist die Universität für Lehre und Forschung zuständig. Und sehr oberflächlich betrachtet könnte man sagen, es werden damit Forschungsgelder vom Rat in Richtung Universitäten verschoben. – Das ist aber sehr oberflächlich! Was Sie hier wirklich machen, ist, Gelder, die für Investitionen in die Zukunft, für Forschungsprojekte ge­dacht waren, umzuschichten in den Grundbetrieb (Abg. Dr. Brinek: Für Labors!) der Universitäten. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Brinek: Aber nein!)

Wissen Sie, was mir dazu einfällt? Das ist genau dasselbe, wie – weil wir heute schon bei der Landwirtschaft waren – wenn Sie mühsam, mit Ihrem letzten Geld, Saatgut kaufen – und wir haben uns sehr bemüht, in Forschung und Entwicklung Geld zu in­vestieren; das gestehe ich zu, dass Sie da einiges hineingesteckt haben! –, aber dann, was machen Sie dann? – Statt das zu säen und eine Zukunftsinvestition zu tätigen, essen Sie das Saatgut auf! Sie schieben es einfach in die Grundversorgung hinein. (Abg. Dr. Brinek: Falsch! Falsch!) Und die Investitionen in die Zukunft bleiben auf der Strecke! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


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