Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 32

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Laut Weltbank ist Österreich nach der Schweiz, Dänemark, Schweden, USA und Deutschland das 7. reichste Land der Welt. Verglichen mit diesem Reichtum ist die AkademikerInnenquote beschämend niedrig - als einziges der sieben reichsten Länder der Welt liegt Österreichs AkademikerInnenquote unter dem OECD-Schnitt. Für die zukünftigen Herausforderungen der Globalisierung – Stichwort: Wissensgesellschaft – ist das eine denkbar schlechte Ausgangslage.

Nachdem sich die Zahl der Studierenden in den letzten 40 Jahren vervierfachte, die Anzahl der HochschullehrerInnen jedoch nur um den Faktor 1,9 stieg, hat sich das Betreu­ungsverhältnis (Studierende/Lehrende) und damit wohl auch die Qualität des Unterrichtes verschlechtert. Laut Statistischem Taschenbuch des Wissenschafts­minis­teriums kommen in Österreich ca. 20 Studierende auf einen Lehrenden. Damit liegt Österreich in negativem Sinne deutlich über dem OECD-Ländermittel von 15 Studie­renden pro Lehrkraft. Darunter liegen etwa Schweden mit 9, Japan mit 11 sowie Finnland und Deutschland mit 12 Studierenden pro Lehrer/in.

Überdurchschnittlich an der Bildungspolitik der Regierung ist lediglich, dass es in Österreich (wie sonst nur noch in Deutschland) eine OECD-weit einzigartige und über­proportional hohe soziale Selektion Studierender gibt: Der OECD-Bildungskoordinator Andreas Schleicher kritisiert denn auch, dass die soziale Zugehörigkeit hierzulande stärker über die Teilhabe an höherer Bildung entscheidet als die individuelle Leistung. Die sogenannte „Kolland-Studie“ des Bildungsministeriums über „Auswirkungen der Einführung von Studiengebühren auf die Studienbeteiligung und das Studierverhalten“ belegt diesen Zusammenhang.

Österreich braucht mehr und nicht weniger Studierende, um den Anschluss an die europäische Spitze zu finden. Die Grünen treten daher für einen Ausbau der Studien­plätze von 200.000 auf 300.000 ein. Laut OECD betragen die Ausgaben pro Studieren­der in Österreich durchschnittlich rund 7.000.- €. Daher würden die Kosten für die mittelfristige Anhebung der Studienplätze um 100.000 etwa 700 Millionen - € jährlich betragen.

Bereits im Juni 2001 hat Ministerin Gehrer in Zusammenhang mit der Einführung eines neuen Dienstrechts an den Universitäten die Besetzung von 500 „Vorziehprofessuren“ versprochen. Dieses nach wie vor nicht eingelöste Versprechen harrt dringend einer Umsetzung.

Studienplätze für ÖsterreicherInnen in Gefahr

Die Regierung hat Zugangsbeschränkungen an den österreichischen Universitäten ein­geführt. Faktum ist, dass nicht nur die AkademikerInnenquote, sondern auch die Hoch­schulübertrittsquote, also die Zahl der Übertritte von MaturantInnen an die Unis, in Österreich weit unter dem europäischen Schnitt liegen. Dies mit Zugangsbeschrän­kungen zu beantworten ist kontraproduktiv. Österreich braucht nicht weniger, sondern mehr Studierende, um den Anschluss an die europäische Spitze zu finden. Dazu bedarf es eines klaren politischen Bekenntnisses mit einem entsprechenden Univer­sitäts-Budget.

Die OECD-Kennzahlen belegen, dass die Hochschulzugangsquote, also die Übertritts­raten von MaturantInnen in den tertiären Bildungssektor, in Österreich geringer sind als in vergleichbaren Staaten. So hat Österreich ein Hochschulzugangsquote von lediglich 35 %, während im OECD-Ländermittel 53 % eines Maturajahrganges an einer Uni­versität oder FH studieren. In Island, Neuseeland, Schweden, Finnland und Polen sind es sogar über 70 %. Kurz: In der OECD studiert jeder zweite, in Österreich nur jeder Dritte.

 


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