Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 140. Sitzung / Seite 50

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Sie gerade sitzen mögen! Wir behandeln heute wieder das Thema „Gentechnik“ – ein faszinierendes Thema. Wir brauchen gar nicht herumzureden: Das ist für jeden, der Freude am Fortschritt hat, ein Thema mit großen Herausforderungen. Wir alle sind froh, dass die Wissenschaft gerade in Österreich in diesen Bereichen täglich Fortschrit­te feiert, unsere Forschungsstandorte leben davon, aber wir wissen, dass wir diese Be­reiche eingeschränkt haben wollen auf die Medizin und auf all das, was mit der menschlichen Gesundheit in Zusammenhang steht.

Gleichzeitig wissen wir, dass die Gentechnik in der Landwirtschaft, die Gentechnik im Anbau in Österreich von unseren Mitbürgern, von den Kunden und vom Markt nicht geschätzt wird. – Unsere Bauern und wir alle wollen alles tun, um die Gentechnik aus dem Anbau fernzuhalten! (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn wir uns jetzt mit der GVO-Freiheit in der Landwirtschaft beschäftigen, gibt es große Verwirrung, und zwar deshalb, weil diesen Begriff jeder nur halbert, hatschert oder gar nicht definiert. Daher möchte ich zumindest aus unserer Sicht sagen, wovon wir hier wirklich sprechen.

Es gibt beim Zugang zur Gentechnik die normale Landwirtschaft österreichischer Aus­prägung. Das bedeutet, dass wir durch eine Vielzahl von Vorsorgemaßnahmen – Ge­setzen zum Saatgut bis zu Landesbestimmungen, bis zur Durchdringung des Marktes, bis zur Frage, was unsere Großabnehmer überhaupt kaufen wollen – in vielfacher Wei­se sichern, dass die Gentechnik aus dem Anbau ferngehalten wird. Der europäische Rechtsrahmen für die Deklaration gibt unseren Kunden die Sicherheit, dass sie wissen, was sie kaufen.

Es gibt dann weiters die biologische Landwirtschaft, die von vornherein alles aus­schließt, was die Gentechnik in der Produktion braucht. Das heißt, wer sich gentech­nikfrei, absolut gentechnikfrei ernähren will – das umfasst auch Futtermittel, die Medi­zin, Medikamente, Futterzusatzstoffe –, der kann sich biologisch ernähren. Das schät­zen wir sehr, weil das bei uns in Österreich sehr gut funktioniert.

Dann gibt es noch einen Weg dazwischen, der für viele Komplikationen sorgt, eine gentechnikfreie Definition, die entstanden ist, bevor unser Rechtsrahmen zu diesem Thema entwickelt wurde. In diesem Gentechnikfrei-Rahmen, wobei es sich eigentlich um ein Anti-Gentechnik-Pickerl handelt, wird Gentechnikfreiheit so definiert, dass alles, was mit Gentechnik zu tun hat, möglichst vermieden werden soll, egal, woher es kommt. Dieses Pickerl hat das Problem, dass es sehr kontrollintensiv und sehr teuer ist, und es ist halt eine Glaubensfrage, ob bei Soja aus Brasilien auch die entsprechen­den Pflanzenschutzmittel tatsächlich nicht gentechnisch verändert hergestellt wurden. Das ist eben die Problematik bei diesem Zeichen, und deshalb gibt es immer wieder Diskussionen, Diskussionen auch in Ihrem Kreis (in Richtung Grüne), diese Gentech­nikfrei-Definition zu verändern, abzuschwächen, leichter zu machen.

Wir wollen weiter den sauberen Weg gehen, und wir wollen weiterhin eine vernünftige, für die Bauern vorhersehbare Politik haben, die nicht auf Bevormundung setzt, wie Sie das so gerne tun, die nicht auf Entrechtung setzt, sondern auf einen vernünftigen Mix aus praxisgerechten Maßnahmen, der uns dauerhaft dieses Thema vom Hals hält.

Wir wissen, dass die Koexistenz beider Wege nebeneinander in Österreich extrem schwierig wäre, und daher wollen wir aus rein praktischen Gründen die Gentechnik fernhalten. Ich sehe keinen Grund für Emotionen zu diesem Thema, und, Frau Dr. Gla­wischnig, Sie wissen ganz genau, dass unser Weg der gute und der richtige ist.

Kollegem Pirklhuber möchte ich auch noch etwas sagen: Mich hat das wirklich genervt, als Sie in einer gut verlaufenden Sitzung des Landwirtschaftsausschusses, wo wir im Thema eigentlich sehr nahe beieinander waren, plötzlich mit der Forderung aufhorchen


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