Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 140. Sitzung / Seite 71

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Damit wird die Frage der Zukunft der ländlichen Entwicklung, dritte Achse – Diversifi­zierung, ländlicher Raum –, berührt.

In diesem Zusammenhang ist Folgendes schon bemerkenswert: Für die Spanische Hofreitschule gibt es ein eigenes Gesetz, das die Substanzerhaltung, die Sicherstel­lung durch den Bund regelt – während es für das umfassendste Agrarprogramm, das wir in Österreich haben, in das die meisten Mittel hineinfließen, nämlich jenes der zwei­ten Säule der Agrarpolitik, der gesamten ländlichen Entwicklung – das sind in Zukunft jährlich 1 Milliarde € an Fördermitteln in Österreich –, keine einzige Rechtsgrundlage gibt, die gesetzlich durch dieses Parlament beschlossen wird. Es gibt kein Rahmenge­setz für die ländliche Entwicklung! Nicht einmal der Strategieplan, der auf europäischer Ebene vorgesehen ist, wird hier in diesem Haus vorgelegt und von Sozialpartnern, Interessenvertretungen et cetera öffentlich begutachtet. Er wird nicht hier beschlossen, sondern in Ihrem Ministerium, Herr Bundesminister.

Dieser schwarze Pakt, den Sie vor kurzem vorgestellt haben (Abg. Grillitsch: Grüner Pakt!) – ein wirklich ein tiefschwarzer, pechschwarzer Pakt! (Abg. Grillitsch: Grüner Pakt! Grüner Pakt! – Das tut dir weh, gell?) –, ist bisher ein kurioses Produkt. Sie ha­ben zu Recht öffentliche Dialogforen durchgeführt. (Abg. Grillitsch: Der „Grüne Pakt“ tut dir weh, gell?) Wir haben an diesen Dialogforen teilgenommen. Das nächste wird am 13. März sein. (Abg. Grillitsch: Das ist der „Grüne Pakt“, ..., Kollege Pirklhuber!) Im letzten öffentlichen Dialogverfahren, das Sie hiezu organisiert haben, wurde die na­tionale Strategie zerfleddert, sage ich. Zerrissen wurde sie von den Teilnehmern, weil zum Beispiel die Frauenförderung nicht enthalten ist (Abg. Wittauer: Was hat denn das mit den Stuten zu tun?), die im europäischen Strategieplan drinnen ist, weil zum Beispiel die Nachhaltigkeitskriterien von Göteborg wenig klar und präzise umgesetzt sind, weil dazu keine Ziele formuliert sind (Abg. Grillitsch: Kollege Pirklhuber, du sagst schon wieder die Unwahrheit!), keine klaren Zielvorgaben, wohin es in der ländlichen Entwicklung in den nächsten sieben Jahren von 2007 bis 2013 gehen soll. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Grillitsch: Kollege Pirklhuber, ... die Unwahrheit!)

Das Einzige, was Sie bisher öffentlich gemacht haben, war, zu sagen, die Schieflage müsse verhindert werden – was immer das bedeuten mag. Sie haben nicht gesagt, welche Ziele, welche expliziten Ziele in Bezug auf die Umwelt wir mit dem Agrarum­weltprogramm verfolgen. In einem Punkt gibt es Konsens: Natürlich, die Bergbauern sollen geschützt werden, und die Ausgleichszulage soll gleich bleiben – keine Frage.

Aber im Kern, noch einmal: Ein so wesentliches Programm auf Basis einer Sonder­richtlinie, das ist nach jetzigem Stand – und das ist sehr gut auch durch Erkenntnisse des Verfassungsgerichtshofs belegt – nicht mehr ausreichend, Herr Bundesminister. Sie sollten es ja wissen. Bei der Betriebsprämienverordnung haben Sie ja im Aus­schuss zugegeben, dass das ein Flop ist und dass Sie da offensichtlich im Markt­ordnungsgesetz noch nachbessern werden müssen. (Abg. Jakob Auer: Das war eine selektive Wahrnehmungsfähigkeit!) Die Tierprämienverordnung ist gefallen; das wissen wir, Sie haben das schon verlautbart. (Abg. Jakob Auer: Das war eine selektive Wahr­nehmungsfähigkeit!)

Kollege Auer, der Verfassungsgerichtshof sagt klar: Wenn die Europäische Union meh­rere Umsetzungsmöglichkeiten im Rahmen der europäischen Gesetzgebung erlaubt, dann reicht der Verordnungsweg nicht aus. Diese Feststellung des Verfassungsge­richtshofes ignorieren Sie (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll) – wieder! Sie ignorieren sie wieder in diesem zentralen Bereich der ländlichen Entwick­lung, und es ist unglaublich, Herr Bundesminister, wie Sie wieder in den nächsten Fett­napf mitten hineinfallen! (Beifall bei den Grünen. – Ironische Heiterkeit des Bundes­ministers Dipl.-Ing. Pröll.)

 


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