Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 154. Sitzung / Seite 197

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19.20.25

Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst einmal möchte ich den Aktivistin­nen und Aktivisten des Vereins „Coole Schule“ ganz herzlich gratulieren. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) Florentine Frantz und Igor Mitschka sind auch hier. Herzlich willkommen im Hohen Haus! Ich bin wirklich tief beeindruckt von eurem Engagement, eurem Ideenreichtum und überhaupt von eurer politischen Reife. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch wenn es sich hier wohl um ganz besonders begabte junge Leute handelt: Sie sind der lebende Beweis dafür, wie genau junge Menschen wissen, was sie wollen – und das oft besser und mehr, als manchen von Ihnen in der Politik lieb ist. Die Vorschläge, die ausgearbeitet wurden, sind wohl durchdacht und setzen direkt an den wunden Punkten des derzeitigen Schulsystems an. Sie sind mit einer Portion gutem Willen auch praktisch umsetzbar.

Ein ganz wichtiges Anliegen ist den Schülerinnen und Schülern die Demokratisierung der Schule. Schülerinnen und Schüler aller – und nicht nur die der höheren – Schul­stufen sollten KlassensprecherInnen wählen dürfen, die dann ihrerseits Schul­sprecherIn­nen beziehungsweise über diese die LandesschulsprecherInnen und Bun­desschulsprecherInnen wählen dürfen.

Sehr gut gefällt mir auch die Idee des Schulparlaments, welches sich aus den Klas­sensprecherInnen sowie Eltern- und Lehrervertretungen zusammensetzen soll. Das Besondere und Reizvolle an diesem Vorschlag ist, dass bei diesem Gremium – im Gegensatz zum derzeitigen Schulgemeinschaftsausschuss – die Schülerinnen und Schüler die Mehrheit beziehungsweise jedenfalls ein Vetorecht haben sollen. Dieses Schulparlament soll natürlich echte Entscheidungsbefugnisse haben.

Auch die weiteren Vorschläge des Vereins „Coole Schule“ sind wirklich vertretenswert: der Einsatz neuer Lehr- und Lernmethoden, mehr Projektarbeit, mehr praxisorientierter Unterricht, Exkursionen. – Der Frontalunterricht im 50-Minuten-Takt wird einfach als nicht mehr zeitgemäß erachtet. Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich mehr reformpädagogische Methoden und, um optimal aufs Leben vorbereitet zu werden, auch neue Unterrichtsfächer und mehr Zeit fürs soziale Lernen.

Englisch sollte schon in der Volksschule unterrichtet werden, was natürlich auch sinnvoll ist, weil wir wissen, dass die sprachliche Aufnahmefähigkeit gerade in jungen Jahren am größten ist.

Individuelle Förderung, auch Angst- und Stressbewältigung sollten einen ganz beson­deren Stellenwert haben – statt Druck durch das Androhen von Klassenwieder­holun­gen.

Ganz wichtig erscheint mir die Forderung nach verstärkter psychologischer Betreuung an den Schulen, gerade angesichts der immer häufigeren Gewaltakte an den Schulen und der zunehmenden Suchtproblematik.

Die jungen Menschen brauchen ganz einfach eine Andockstelle, nicht nur für schu­lische, sondern auch für menschliche Probleme, und das natürlich nicht anstelle, sondern in Ergänzung zum Elternhaus. Gerade in der wichtigsten Lebensphase werden die jungen Menschen der Schule nicht nur zur Wissensvermittlung, sondern auch zur Persönlichkeitsvermittlung anvertraut.

Ganzheitliches Lernen erfordert natürlich auch entsprechende Rahmenbedingungen. Neben einer verbesserten Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer werden auch neue Unterrichtszeiten gefordert, Nachmittagsbetreuung und die Möglichkeit einer kosten­losen Ganztagsschule – natürlich mit Erholungsphasen und Essen.

 


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