mehr an der Außengrenze der Union sondern hat seinen Platz in der
Mitte Europas eingenommen, auf diese Weise einen zusätzlichen
Sicherheitsgürtel gewonnen.
Eine gute wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den neuen
Mitgliedstaaten und eine positive Zukunftsperspektive für die Menschen in
diesen Ländern sind die beste Grundlage zur Bekämpfung von Armut und
sozialer Ungleichheit, eine der wesentlichen Ursachen dafür, dass
Menschen anderswo ihr Glück suchen. Die Erweiterung der Union hat sich
schon jetzt in einem erkennbaren Rückgang der grenzüberschreitenden
organisierten Kriminalität aus den beigetretenen Ländern ausgewirkt.
Die nun mögliche verstärkte polizeiliche Zusammenarbeit auf der
Grundlage des Schengen-Systems ist ein echter Sicherheitsgewinn für
Österreich.
Am 24. und 25. März 2007, fünfzig Jahre nach der Unterzeichnung
der Römischen Verträge, treffen einander die Staats- und
Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen Union in Berlin, das
lange ein Symbol für die schmerzliche Trennung Europas war und nach dem
Fall des Eisernen Vorhangs zum Symbol für die Wiedervereinigung geworden
ist.
In diesen Tagen soll daher auch die Weitsicht und der Mut derjenigen geehrt
werden, die nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft den europäischen
Einigungsprozess und damit eine Wende in der Geschichte unserer Länder
eingeleitet haben, darunter Jean Monnet, Robert Schuman, Konrad Adenauer und
Alcide de Gasperi.
Auch wenn Österreich erst 1995 beigetreten ist, so hat die
europäische Integration dennoch schon vorher zu einer guten Entwicklung in
Österreich beigetragen, ebenso wie Österreich als Stätte des
Dialogs zum Brückenbauer geworden ist zu den Menschen in den vor kurzem
beigetretenen Staaten.
Mit der Erweiterung von zunächst sechs auf nunmehr 27 Staaten wurde
die Wiedervereinigung des Kontinents ermöglicht, der über
Jahrhunderte durch Nationalismus, Kriege und den Geist der Herrschaft über
andere Völker geteilt war. Viel zu lange schienen Kriege wie ein Schicksal
Europas. Sie haben die Ausbreitung menschenverachtender totalitärer
Regime gefördert, die Millionen von Menschen in Tod und Leid gestürzt
haben. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ist die Europäische Union
für beinahe 500 Millionen Menschen ein Raum des Friedens, der Freiheit,
der Sicherheit und der Herrschaft des Rechts als Grundlage für Wohlstand
und für eine chancenreiche Zukunft geworden.
Das europäische Integrationsprojekt war und ist das Versprechen
Europas alle totalitären Herrschaftssysteme und Ideologien für alle
Zeiten zu überwinden. In diesen Tagen wird daher auch der Mut und die
Aufopferung derjenigen gewürdigt, die Jahrzehnte lang gegen die
Diktaturen in Spanien, Portugal und Griechenland und die sowjetische und
kommunistische Unterdrückung in den Ländern Mittel- und Osteuropas
Widerstand geleistet haben. Sie haben die Werte aufrechterhalten, für die
auch wir eintreten.
Die Europäische Union gründet als Wertegemeinschaft auf
Demokratie, Freiheit und den unveräußerlichen Menschenrechten. Sie
ist als Zusammenschluss aus freiem Willen der Völker getragen vom Geist
der Versöhnung und der Solidarität. Heute ist die Europäische
Union die Antwort auf die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts:
die Globalisierung, die Bedrohungen unserer Sicherheit und die Bewahrung
unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Angesichts globaler Herausforderungen braucht es ein handlungsfähiges
Europa auf der Grundlage von regionaler und kultureller Vielfalt. Die
verschiedenen Minderheiten in Europa sind ein wertvoller Teil dieser Vielfalt.
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite