Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 74

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keinen freien Hochschulzugang haben; das haben wir heute schon zur Genüge hier gehört.

Ein kurzes Wort zu meinem Vorredner, der meinte, den Ärztemangel beheben zu kön­nen, indem man eine weitere Universität baut. – Wir brauchen einfach mehr Studien­plätze, dann haben wir keinen Ärztemangel, und nicht eine weitere Universität, die ge­nau nichts bringt, wenn wir weiterhin Zugangsbeschränkungen haben. (Abg. Mag. Dar­mann: Das ist vollkommen widersinnig!)

Aber nun zu Herrn Kollegem Broukal, weil ich glaube – und ich war auch davon über­zeugt –, dass Ihnen das bisher immer ein ernstes Anliegen gewesen ist; ich war aber heute doch eher überrascht, als Sie gesagt haben, es sei „unabweichlich“, dass wir in der Medizin Zugangsbeschränkungen haben. Sie haben ja zwei weitere Studienrich­tungen rekommandiert.

Jetzt sage ich Ihnen etwas, Herr Kollege Broukal: Das nützt den jungen Menschen, die in Österreich gerne Medizin studieren würden, überhaupt nichts, dass Sie das als un­abweichlich bezeichnen.

Wenn Sie heute in Österreich ein junger Mensch sind, jemand, der kurz vor der Matura steht, der Medizin studieren möchte (Abg. Broukal: Eingeführt hat die Zugangsbe­schränkungen die FPÖ!), so haben Sie in Österreich eine Möglichkeit: Sie setzen sich diesem EMS-Test aus. Da können Sie sich vorab an der Med-Uni Wien beispielsweise informieren. Da steht dann groß: Vorbereitung auf den EMS-Test, wie viel das kostet et cetera. Und man muss sich vorbereiten – auch das steht drinnen –, Vorbereitung ist notwendig.

Es gibt professionelle Vorbereitungskurse. Da müssen die Eltern einmal zwischen 700 € und 1 000 € für einen solch professionellen Kurs hinlegen. Da fallen schon die Ersten raus, weil die Eltern sagen, das können sie sich nicht leisten.

Wenn man die Chance hatte anzutreten und es nicht geschafft hat, dann bleibt vielen Studenten nur noch die Möglichkeit, ihren Traum aufzugeben und eben nicht Medizin zu studieren, in eine andere Studienrichtung zu wechseln oder etwas völlig anderes zu machen. Wenn man reiche Eltern hat, ist das anders, dann kann man nämlich ins benachbarte Ausland gehen, vor allem nach Ungarn, Tschechien oder in die Slowakei, und kann dort sehr wohl Medizin und auch Zahnmedizin studieren, allerdings – und das ist natürlich nur für ganz wenige möglich – muss man im Semester 5 500 € oder im Jahr eben in etwa 11 000 € bezahlen.

Und das ist genau die Problematik, vor der wir hier stehen. Wir bilden auf der einen Seite jede Menge Studenten, die aus dem Ausland zu uns kommen, aus, aber wir neh­men es in Kauf, dass unsere eigenen jungen Leute ins Ausland gehen, dass sozusa­gen soziale Kriterien ausschlaggebend sind, dass aber eine gewisse soziale Schicht natürlich frei wählen kann, was sie studiert, weil es sich die Eltern leisten können. Für die soziale Unterschicht bleibt jedoch nichts übrig. Der kleine Bub zu Hause, dessen Vater vielleicht ein kleiner Arbeiter ist, ein kleiner Angestellter ist, hat dann das Nach­sehen, hat Pech gehabt.

Das ist genau die Problematik, vor der wir hier stehen, mit der wir uns überhaupt nicht identifizieren wollen und auch nicht können, denn wir wollen den freien Hochschul­zugang für alle haben. (Abg. Broukal: Sie haben die Zugangsbeschränkungen einge­führt!) Und deshalb haben wir auch heute diesen Entschließungsantrag eingebracht. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir haben das nicht beschlossen. Das ist ein Irrtum, auch wenn Sie es jetzt noch ein paar Mal wiederholen. Sie wissen ganz genau, dass wir das hier nicht beschlossen ha-


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