Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll47. Sitzung / Seite 71

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rend wir vom Bauernbund euch verschaukeln. Danke, liebe Bauern, dass ihr so schön ruhig bleibt, wenn wir einen nach dem anderen von euch zusperren.

„Bauernbund hat Märchenstund’“ – das ist das Motto des heutigen Tages. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Höfinger: Herr Kollege, das ist falsch!)

Das ist ein Ausbund an Schönfärberei und Selbstdarstellung. Wie „effizient“ und „aus­gewogen“ ist doch die Grillitsch’sche und Pröll’sche Agrarpolitik: So „ausgewogen“, dass es nach über 217 000 Betrieben im Jahr 1999 im Jahr 2005 gerade noch ein biss­chen über 189 000 gibt. So „ausgewogen“, dass in sechs Jahren fast 30 000 Bauern­höfe zusperren mussten; das sind 13 Betriebe täglich. 30 000 Bauernhöfe sind das, die heute nicht mehr bewirtschaftet werden, die maximal noch für den Blumenschmuck-Wettbewerb dienlich sind, um nicht so offensichtlich als trostloses Mahnmal schwarzer Bauernbundpolitik zu dienen. Das ist eine Entwicklung, die erschreckend deutlich Ihre sogenannten Erfolge zeigt. (Abg. Höfinger: Ihre Rede ist erschreckend!)

Sie haben null Konzept, null Ideen für die Bauern dieses Landes, außer für die 4 Pro­zent von Großgrundbesitzern und Landadeligen, denen Sie 20 Prozent aller Förderun­gen in den Rachen schmeißen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Dass dem gegenüber aber 30 Prozent der österreichischen Bauern nur 4 Prozent die­ser Förderung erhalten und somit sprichwörtlich zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel haben, ist Ihnen in Ihrer Eitelkeit komplett egal.

Warum legen Sie denn die Agrarförderungen nicht offen? Herr Minister, haben Sie Angst davor? Haben Sie Angst davor, Herr Bundesminister, dass da eine modulierte Bauernregel in Kraft tritt, die da lautet: Pickt der Minister an der Mauer, war der Bauer richtig sauer? (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit bei der SPÖ.) Trauen Sie sich nicht, die nackten Tatsachen auf den Tisch zu legen? – Vielleicht nicht in Form von Ziffern und Zahlen.

Aber andererseits ist es Ihnen nicht zu blöd, nackte Tatsachen in Form eines Jungbau­ernkalenders auf den Tisch zu knallen. „Fleischeslust siegt über Geldesfrust“ ist das Motto des Bauernbundes. Und so versuchen Sie, die anständigen Bauern hinters Licht zu führen. (Abg. Höfinger: Wissen Sie zum Grünen Bericht auch etwas?)

Mit Halbnacktfotos versuchen Sie, angeblich das Image des Bauernstandes aufzu­polieren und das Selbstwertgefühl dieser Leute zu stärken. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Haben Sie ihn sich gekauft?) Wissen Sie, was in Wahrheit das Selbstwert­gefühl dieser Menschen stärkt? Nicht, dass Sie vielleicht große Augen beim Durchblät­tern dieses Kalenders machen, sondern die Sicherheit eines fairen Einkommens, die beweist, dass die tägliche Schwerarbeit, die diese Menschen leisten, Ihnen etwas wert ist.

Herr Kollege Grillitsch, nun ganz kurz zu Ihnen. Sie haben gerade heute den Koali­tionspartner aufgefordert, sich dafür zu entschuldigen, dass er den Bauernbund als „ständestaatliches Konstrukt“ bezeichnet hat. (Abg. Grillitsch: Genau!)

Wissen Sie, Kollege Grillitsch, mit den Entschuldigungen ist das so eine Sache, denn wenn ich daran denke, was Sie und Ihr Bauernbund den Landwirten alles angetan haben, dann ist es hoch an der Zeit, dass Sie sich dafür entschuldigen, dass seit 1999 13 Betriebe pro Tag zusperren. 13 Entschuldigungen pro Tag, über 4 600 Entschuldi­gungen pro Jahr. Fangen Sie am besten gleich an, damit Sie irgendwann einmal fertig werden. (Abg. Sieber: Die Zahlen sind falsch! – Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Da klatschen nicht einmal die eigenen!) – Es klatschen eh Sie dafür.

Die österreichische Agrarpolitik muss ein großes Ziel haben. Sie mit Ihrer Politik ge­fährden die Unabhängigkeit und Nahrungsmittelsicherheit in Österreich. Die Agrarpoli-


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