Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 177

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16.05.56

Abgeordneter Dipl.-Ing. Karlheinz Klement, MAS (FPÖ): Frau Präsident! Werte Kollegen! Ich bin Kollegin Haubner sehr dankbar dafür, dass sie diesen Antrag eingebracht hat und somit eine Diskussion ermöglicht, die sehr wichtig ist. Wir wissen ganz genau, dass beide Elternteile für die Erziehung der Kinder wichtig sind. Egal, welche Modelle man anstrebt, sie müssen diskutiert werden. Und da stimme ich den Vorrednern voll zu. Natürlich muss es möglich sein, auch in den Ausschüssen eine breite Diskussion zu haben, und was hier an Demokratiepolitik gemacht wird, ist wirklich eine Unglaublichkeit von SPÖ und ÖVP.

Wir werden später auch in der Diskussion zur Familienpolitik erleben, dass es überhaupt keine Ansätze und keine Ideen dieser Regierung mehr gibt. Die sind wirklich in familienpolitischen Bereichen absolut gescheitert.

Wir haben in Österreich zwar die Situation, dass die Kinderrechtskonvention anerkannt ist, die besagt, dass Kinder beide Elternteile brauchen und dass sie ein Recht darauf haben, nur die Umsetzung ist eine andere Frage. Wir wissen auch, dass in Österreich bei den Scheidungsverfahren, bei den Obsorgeverfahren eine unglaublich schlechte Situation gegeben ist, wodurch Kinder benachteiligt sind. Und wir wissen, dass hier dringender Handlungsbedarf gegeben ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Als Österreicher haben wir zwar diese Konvention anerkannt, pro forma anerkannt, aber wir leben sie nicht. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir einiges an Aufholbedarf haben.

Wir brauchen weder einen Papamonat noch einen Mamamonat, wir brauchen eine adäquate und vor allem geschlechtsspezifische Erziehungsarbeit, das heißt, wir brauchen beide, Vater und Mutter, und ich glaube, das sollte der Punkt sein, über den wir diskutieren.

Heute erleben wir leider Gottes, dass wir eine völlig vaterlose Gesellschaft haben. Im Bereich der Familie müssen wir erleben, dass viele, viele Kinder ohne Väter leben. Wir haben 11 Prozent Alleinerzieherinnen. Da fehlen die Väter völlig. Und dann, wenn die Kinder älter werden, geht es weiter: Im Kindergarten, in der Vorschule und später auch in Hauptschulen, Gymnasien fehlen männliche Vorbilder. Das führt dazu, dass Buben, junge Männer völlig orientierungslos sind, und auch da gilt es anzusetzen. Und wir wissen, dass, wenn junge Männer keine Vorbilder haben, sie Fehlleitungen erleben müssen, mitmachen müssen, und vielfach kommt es dann zu Sinnleere, Frustration. Da kommt es auch zu Abgleiten in Sucht, Drogenmissbrauch und Gewalt.

Das sind Dinge, die wirklich dramatisch sind. Das heißt, wir müssen auch bei diesen Punkten ansetzen. Wir müssen danach trachten, den Vater wieder mehr ins Familien­leben einzubinden, um diese Fehlentwicklungen zu vermeiden. Es gibt genug Studien, die genau belegen, dass eben die Vaterlosigkeit dafür verantwortlich ist, dass junge Männer völlig orientierungslos sind und auch gesellschaftlich abgleiten.

Zu den wesentlichsten Inhalten auch von Kollegin Haubner: Es gibt natürlich großen wirtschaftlichen Druck auf Männer. Das müssen wir auch behandeln. Die Idee, Väter mehr einzubauen in Familien, ist gut, aber – und jetzt kommt das große Aber – wir wissen, dass die Vereinbarung von Familie und Beruf gerade bei Männern fast nicht möglich ist. Diese selbstverständliche Forderung bei Frauen, nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die auch zu unterstützen ist, ist bei Männern heute fast nicht umsetzbar, denn bei Männern gibt es in der Regel eben keine 40-Stundenwoche. Es gibt oftmals Zwangsüberstunden, es gibt oftmals Arbeit am Wochenende, oftmals Arbeit auswärts und vor allem das Risiko, wenn man da nicht mitspielt, den Arbeits­platz zu verlieren. (Ruf bei der SPÖ: Bei den Frauen auch!)

 


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