Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll1. Sitzung / Seite 31

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Glauben Sie mir, Herr Kollege Graf, ich habe mit Leuten auch dort aus Seibersdorf gesprochen, da hat es etliche gegeben, die sich aus guten Gründen davor gefürchtet haben, welches Regime in Seibersdorf unter Ihrer Ägide aufgezogen wurde. (Oh-Rufe.) Sie können der Meinung sein, das alles ist unerheblich. Ich sage es nur, ich kann den Kollegen Graf nur an dem beurteilen, was er tut, und eines, was er tut und was er gesagt hat, ist, er ist Mitglied der Burschenschaft „Olympia“, eines Lebensbundes, den er auch in dieser Situation nicht aufkündigen will und wo man natürlich auch unter­schiedliche Meinungen haben kann, so wie man auch beim ÖAMTC zu Beschlüs­sen des ÖAMTC unterschiedlicher Meinung sein kann.

Nur eines, Herr Kollege Graf, sei an dieser Stelle schon gesagt: Der ÖAMTC zeichnet sich nicht durch Anstreifen am NS-Gedankengut aus – da habe ich noch nie etwas gehört –, der ÖAMTC ist ein ganz normaler Verein, während man, wenn man Mitglied einer Burschenschaft und „alter Herr“ sein will, bestimmte Initiationsriten durchlaufen muss bis hin zur Pflichtmensur schlagen in Ihrer Burschenschaft. Es ist also nicht so, dass es irgendein Verein wäre.

Gerade wenn wir – und da mag Kollege Kickl Recht haben – über Burschenschaften reden, dann kommt ein solches Rollo herunter. Über Burschenschaften und insbe­sondere über schlagende Burschenschaften kann man geteilter Meinung sein. (Abg. Mag. Stefan: Sie müssen ja nicht beitreten! – Abg. Strache: Karl Marx und Ferdinand Lasalle waren zum Beispiel Mitglieder!)

Ich sage Ihnen aber, Herr Kollege Kickl – und das richte ich vor allem auch an die Adresse der Abgeordneten von ÖVP und SPÖ –: Die Burschenschaft „Olympia“ ist innerhalb der Deutschen Burschenschaften nicht irgendein Mitgliedsbund, sondern befindet sich am rechtsextremen Rand innerhalb der Deutschen Burschenschaften, derentwegen etliche Burschenschaften ausgetreten sind, weil es ihnen gereicht hat, dass NS-Gedankengut von der „Olympia“ und anderen Burschenschaften verbreitet wurde. (Beifall bei den Grünen.)

Ich sage Ihnen noch etwas – jetzt insbesondere an Ihre Adresse, Herr Kollege Strache –: Bei der Burschenschaft „Olympia“ war im Jänner 2008 ein gewisser Jörg Hähnel, seines Zeichens NPD-Funktionär, eingeladen, und dieser wurde vor drei Tagen in Berlin verurteilt, weil er den Mord an Rosa Luxemburg gutgeheißen hat. Sie gehen hier heraus und zitieren zustimmend einen schönen Satz von Rosa Luxemburg: „Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden“. – Ich weiß nicht, was dieser Herr Hähnel auf der Bude der „Olympia“ gesagt hat! Und ich weiß auch nicht, ob Herr Frank Rennicke auf der Bude der „Olympia“, wo er zwei Mal eingeladen war, eventuell auch folgendes Gedicht vorgetragen hat, dessen Titel „Ohne Adolf geht nichts mehr“ lautet: 

„Landauf, landab, im kleinen wie großen,

wirst du immer aufs Neue auf ‚Adi‘ gestoßen.

Ihn hat die Welt früher kaum so gekannt

wie heute, nachdem er schon lange verbrannt.

Und hängt dir der Rummel zum Halse heraus,

der Zirkus mit Adolf, der stirbt nicht mehr aus.

Gewöhn dich daran, und fällt es auch schwer,

denn ohne Adolf läuft heute nichts mehr.“

Rennicke hat auch das „Hess-Lied“ gedichtet: „Mit Rudolf Hess ist uns ein Held gebo­ren, er ist uns Lehrer, Vorbild und Garant ...“ und so weiter. (Abg. Strache: Was haben diese Unterstellungen mit Dr. Graf zu tun?)

Das sind die Leute, die auf der Bude der „Olympia“ eingeladen werden, mit denen die Burschenschafter und die „alten Herren“ der „Olympia“ ihre Lieder gemeinsam singen!


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite