18.58

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Präsidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich möchte mich wie mein Vorredner Hermann Gahr mit der Lehrpersonenfort- und -weiterbildung beschäftigen, allerdings mit einem speziellen Bereich, nämlich mit den Spitzen­schü­lern.

Sie wissen, Schule ist unglaublich wichtig, und wir haben mittlerweile das Problem, dass die Zahl der Risikoschüler leider Gottes permanent steigt, nämlich die Anzahl der Schüler, die weder lesen noch schreiben noch rechnen können; das ist wirklich alar­mierend. Das ist die eine Seite, auf die ich heute nicht im Detail eingehe.

Die andere Seite ist ebenso alarmierend, nämlich dass die Anzahl der Spitzenschüler permanent abnimmt. Innerhalb der letzten zehn Jahre ist der Anteil der Spitzenschüler in Österreich von 20 auf 15 Prozent gesunken. Der OECD-Schnitt liegt bei 16 Prozent. Auch da erreichen wir also nicht einmal den OECD-Schnitt, und das hat natürlich seine Gründe. Es ist aus meiner Sicht schon alarmierend, dass, während wir zum Beispiel im Jahr 2006 noch circa 18 000 Spitzenschüler im Alter von 15 bis 16 Jahren hatten, zehn Jahre später diese Anzahl in einem alarmierenden Ausmaß auf 12 500 Schüler ge­sunken ist. Es gibt also Tausende Schüler, die schlichtweg nicht die Möglichkeit erhal­ten, ihr Potenzial auszuschöpfen. (Präsidentin Kitzmüller übernimmt den Vorsitz.)

Ich sehe den Grund dafür auch in der Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen. Im Bericht des Rechnungshofes wird unter anderem festgehalten, dass das Ministerium im Zeitraum 2014 bis 2018 verschiedene Leitprojekte und Ressortschwerpunkte ein­geführt hat, die Begabtenförderung allerdings kein Ressortschwerpunkt war. Das heißt, aus Sicht des Ministeriums war das nicht so wichtig. Das Resultat sehen wir.

Weiters hat der Rechnungshof festgehalten, dass bei den bundesweiten Lehrver­anstal­tungen die Begabtenförderung keine Rolle gespielt hat. Man muss sich vorstel­len, das kommt da de facto mit keinem Schwerpunkt vor! Das ist sträflich, weil gerade Lehr­personen natürlich auch mit dieser Thematik konfrontiert werden müssen und auch die Bedeutung der Begabtenförderung erkennen müssen. Das hat nicht stattgefunden.

Weiters hat es im Jahr 2017 eine Studie von Frau Martina Müller gegeben, die auf­gezeigt hat, dass sich die Lehrenden auf den Pädagogischen Hochschulen nicht besonders gut bei der Begabtenförderung auskennen und sich damit auch nicht beschäftigt haben. Das ist ein Riesenmanko, weil gerade die Lehrenden natürlich ihr Wissen und die Fakten in Sachen Begabtenförderung weitergeben müssen und weil sie vor allem die Auszubildenden in Sachen Begabtenförderung sensibilisieren müs­sen. Das ist alles unterblieben.

Unterm Strich ist diese Regierung angetreten, um auf der einen Seite die Zahl der Risikoschüler, die nicht schreiben, lesen, rechnen können, zu reduzieren und auf der anderen Seite natürlich die Spitzenschüler zu fördern, sodass wir zumindest den OECD-Schnitt erreichen.

Was hat die Regierung dazu im Regierungsprogramm festgehalten? – Unter dem Titel „Zieldefinition“ ist festgehalten, dass das bewährte differenzierte Schulsystem erhalten bleibt und auszubauen ist. Konkret bedeutet das, dass auch zukünftig Talente besser zu fördern und zu begleiten sind. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Dabei geht es um folgende Punkte: Es ist eine Begabtenförderungsstrategie zu erar­beiten, inklusive einer Weiterentwicklung bestehender Lehrplanmodelle auch für hoch­be­gabte Schüler. Wir wollen verstärkt das Know-how des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung nutzen. Es ist daran gedacht, Schu­len für besonders begabte Schüler in allen Bundesländern zu errichten und auf Struk­turen in bestehenden Schulen zurückzugreifen und diese auszubauen und auch Pro­gramme zur Talenteförderung auszuweiten.

Das heißt, diese Regierung hat erkannt, dass Schüler unser Potenzial darstellen und dass wir an beiden Enden, nämlich bei den Risikoschülern auf der einen Seite und bei den Spitzenschülern auf der anderen Seite ansetzen müssen, damit wir zumindest zukünftig den OECD-Schnitt in allen Bereichen erreichen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

19.04

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Povysil. –Bitte, Frau Abgeordnete.