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Abgeordnete Stephanie Cox, BA (PILZ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Meine Kol­legin Hammerschmid hat gerade das Beispiel erwähnt, das ich hier gerne noch einmal hervorheben möchte, weil ich finde, dass es ein Beispiel ist, das man sich wirklich ein­mal im Detail anschauen sollte, nämlich die London Challenge: Die haben es innerhalb von fünf Jahren erreicht, dass eine Problematik gelöst, eine Herausforderung bewältigt ist, vor der viele Länder, viele Städte stehen. Viele Kinder in diesen Inner-City Schools in London hatten nach Ende der Schulpflicht keine Grundkompetenzen, konnten weder lesen noch rechnen. Im Moment kommt ja oft das Argument, dass diese Grundkompe­tenzen gegeben sein müssen. Das war in London zum Beispiel nicht der Fall, und die konservative Regierung hat im Jahr 2003 beschlossen, dass sie da gegensteuern – und gegensteuern heißt einfach oft, dass man radikale Reformpläne machen muss. In London war das der Fall mit der London Challenge, und es wurde dieser radikale Schritt gesetzt, denn es gab auch Disziplin- und Gewaltprobleme. Von solchen liest man in den Zeitungen in Österreich auch immer wieder.

Der Reformplan, der in London aufgesetzt wurde, bestand aus drei Elementen: Die umfassende Schulautonomie, wie sie von meinem Kollegen Strolz bereits erwähnt wur­de, wurde umgesetzt, und man sieht, das kann Erfolg haben, wenn man es einfach probiert; es sind sicherlich radikale Schritte, zu denen muss man einfach auch den Mut haben. Zweitens erfolgte intensive Elternarbeit, denn es ist ganz wichtig, die Eltern mitzunehmen; die Eltern sind sehr wichtige Personen für die Kinder und Jugendlichen. Der letztlich entscheidende Faktor in diesem Beispiel der Inner-City Schools war dieser Schülerbonus, das Pupil Premium: Für jedes Kind, das aus benachteiligten Verhältnis­sen kommt, gibt es einen Budgetbonus für die Schule. Es ist sehr wichtig, dass es die­sen Budgetbonus gibt – in Österreich spricht man vom Chancen- und Sozialindex –, und manche Inner-City Schools in London haben um 60 Prozent mehr Budget als der britische Durchschnitt. Und das ist wichtig: Man muss in solche Schulen investieren. Dort wird den LehrerInnen auch deutlich mehr gezahlt; dabei geht es um die Entloh­nung, aber auch um die Wertschätzung.

Es braucht genau solche Investitionen, die dazu geführt haben, dass die Disziplin- und Gewaltprobleme schon nach fünf Jahren zum Verschwinden gebracht worden sind. Ein Großteil der Probleme, die diese Schulen hatten, konnte so gelöst werden. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Das funktioniert mit Wertschätzung, Inves­titionen in die Lehrkräfte, mit der Einbeziehung der Eltern und mehr Autonomie. Davon können wir unglaublich viel lernen. Bemerkenswert ist, dass man bereits nach fünf Jahren erhebliche Fortschritte in den Schlüsselbezirken Londons gesehen hat. Vielen dieser Schulen ging es dann einfach besser, sie waren keine Problemschulen mehr wie zuvor und wurden in dieser Rolle durch andere Schulen abgelöst.

Ich bin überzeugt, dass das auch in Österreich geht. Wir müssen da mit mehr Mut ran, wir müssen investieren. Sogenannte Brennpunktschulen in Österreich brauchen extra Ressourcen. Vor allem an Unterstützungspersonal mangelt es vielfach.

Es ist an der Zeit, grundlegende Reformen anzugehen und durchzuführen, Chancen­gerechtigkeit im Bildungssystem zu ermöglichen und langfristig Chancen für alle Men­schen, unabhängig vor allem von ihrer Herkunft, zu eröffnen. Reformen, vergleichbar mit jenen in diesem Beispiel, sehe ich hier im Moment aber leider nicht. Ich bin ge­spannt, was noch kommen wird. Deshalb möchte ich den Antrag von Kollegen Strolz unterstützen, auch weil ich glaube, dass wir mehr Geld, mehr Mut und mehr Zusam­menarbeit mit Eltern und LehrerInnen brauchen. (Beifall bei Liste Pilz und NEOS.)

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