19.34

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Da­men und Herren im Plenum, auf der Galerie und in den Medien! Kiffen ist doch super! High sein, breit sein, stoned sein – wunderbar! Cannabis löst alle Probleme! (Zwi­schenruf des Abg. Scherak.) Mit Cannabis führen Sie ein sorgenfreies Leben! Konsu­mieren Sie nur genügend Cannabis und schon sind Sie von allen Krankheiten geheilt und wieder ein gesunder Mensch. Großartig! – Das sagt Primarius Yazdi in seinem Buch „Die Cannabis-Lüge“ (ein Exemplar des Buches in die Höhe haltend). Primarius Yazdi ist der Vorstand der Drogenabteilung und der Gesamtpsychiatrie des Kepler Uni­versitätsklinikums.

Der bekannteste Wirkstoff der Hanfpflanze ist Tetrahydrocannabinol, kurz THC ge­nannt, und der derzeit wichtigste Cannabismarkt der Welt ist Amerika. Amerika errich­tet große Hanfplantagen und baut Hanf mit immer höherem THC-Gehalt an. Stellen Sie sich vor: In den Sechzigerjahren, in denen die Droge so en vogue war, hatten wir einen THC-Gehalt von circa 3 Prozent. Beim Hanf von diesen Hanfplantagen in Amerika liegt der THC-Gehalt nun bei 40 Prozent. Auch bei uns wird zunehmend Hanf angebaut und Hanfgeschäfte schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Gefahr dabei ist, dass in den Produkten, die in den Hanfshops angeboten werden, der THC-Gehalt nicht klar ersicht­lich und nicht klar gekennzeichnet ist.

Sie wissen, dass man Cannabis in Form von Marihuana oder Haschisch konsumiert, meist wird es mit Tabak gemischt, man weiß aber nicht, dass der so gesunde und gute Joint gegenüber der bösen Zigarette wesentlich mehr krebserregende Inhaltsstoffe ent­hält, weil Haschisch und Cannabis bei einer höheren Temperatur verbrennen und da­mit mehr krebserregende Stoffe freisetzen. Der Konsum erfolgt auch über Wasserpfei­fen und über Lebensmittel – über Cookies, Muffins und so weiter. In der Regel stellt sich nach dem Cannabiskonsum etwas ein, das wir ja gerne hätten, nämlich Entspan­nung, Wohlbefinden und ein gewisser Glückszustand.

Langjähriger, regelmäßiger Konsum von Cannabis führt allerdings zu Konzentrations­störungen und zu Aufmerksamkeitsdefiziten, er macht Probleme beim Lernen, er wirkt vor allem auf das sich entwickelnde kindliche Gehirn besonders stark ein, er erhöht das Herzinfarktrisiko, und – männliche Kollegen aufgepasst – er vermindert die Spermien­beweglichkeit und -güte und ist damit auch ein Problem bei der Fortpflanzung. Natür­lich ist er auch für das ungeborene Kind unglaublich ungesund. So, wie man sagt, dass Zucker Diabetes befeuert, kann man sagen, dass Haschisch Psychosen befeuert.

Fazit: Mag Cannabis kurzfristig ein subjektives Glücksgefühl, Leichtigkeit, Heiterkeit und so weiter erzeugen, stellt es aber langfristig eine große Gefahr dar. Es entwickelt ein zerstörerisches Potenzial für den einzelnen Menschen und auch für die gesamte Gesellschaft. Laut österreichischem Drogenbericht lag im Jahr 2015 die Quote der Can­nabiskonsumenten bei 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung. 9 Prozent entwickeln eine Suchterkrankung, vor dem 18. Lebensjahr werden 17 Prozent süchtig.

Ich darf noch einmal Dr. Yazdi zitieren, der in seinem Buch schreibt: Mit Kopfschütteln verfolge ich seit Jahren die Berichte in den Medien über das – als was es so gerne be­zeichnet wird – Naturheilmittel Cannabis. Hier zeigt sich einerseits die erschütternde Ah­nungslosigkeit in weiten Teilen unserer Gesellschaft und andererseits, wie sehr be­stimmte Interessengruppen ganz bewusst Lügen verbreiten und die Wahrheit einfach bei­seitelassen. – Zitatende.

In der Medizin ist es ganz wichtig, die Cannabis-, THC- und Cannabidiol-Konzentration von Medikamenten zu kennen und genau zu definieren. Zugelassen sind derzeit meh­rere Medikamente, die gewisse Wirkungen haben. Sie haben eine in vielen Studien nachgewiesene Wirkung bei Epilepsie, sie haben eine nachgewiesene Wirkung bei Schmerzen und Übelkeit nach Chemotherapie, eine gewisse, wenn auch nicht sehr große Wirkung bei Spastizität, bei spastischen Krämpfen und im Einzelfall eben auch bei neuropathischen Schmerzen, also bei von Alkohol ausgelösten Nervenerkrankun­gen.

Meine Damen und Herren, warum erzähle ich all das? – Weil man, wenn man über Cannabis spricht, wissen sollte, wovon man spricht. Wir haben aufgrund dieses um­fassenden Wissens gemeinsam einen Vierparteienabänderungsantrag erstellt und un­terzeichnet, sind also gemeinsam zu dem richtigen Ergebnis gekommen. Und dieses Ergebnis ist, dass ein zukünftiger Einsatz von cannabishaltigen Arzneimitteln im Rah­men der Patientenversorgung entsprechende medizinische, rechtliche, organisatori­sche und ökonomische Rahmenbedingungen voraussetzt. Bis zum 1. Jänner soll ein Bericht der Gesundheitsministerin über den therapeutischen Einsatz von Cannabispro­dukten vorgelegt werden – dazu ersuchen wir Sie –, der als Grundlage die Ergebnisse der Ausschussbegutachtung sowie die Erfahrungen in Deutschland unter Einbindung aller österreichischen Gesundheitsinteressenvertretungen und aller Gesundheitsstake­holder hat.

Cannabis zu verharmlosen ist gefährlich. Man sollte die Inhaltsstoffe der Hanfpflanze ohne Mythen beforschen und dann gezielt einsetzen. (Beifall bei der FPÖ und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

19.40

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächster ist Abgeordneter Smolle zu Wort ge­meldet. – Bitte. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)