12.11

Abgeordneter Efgani Dönmez, PMM (ohne Klubzugehörigkeit): Hohes Präsidium! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherin­nen und Zuseher zu Hause! Zweifelsohne ist die Bevölkerungsentwicklung in Afrika ei­ne der größten Herausforderungen für Europa in den nächsten Jahren und Jahrzehn­ten. Seit 1960 hat sich Afrikas Bevölkerung versechsfacht, bis 2050 wird sie sich noch­mals auf 2,5 Milliarden verdoppeln. 1960 lebten in Europa 900 000 Afrikaner, heute le­ben 9 Millionen Afrikaner in Europa. Bis 2050 werden es 150 Millionen bis 200 Millio­nen Afrikaner in Europa sein. Das erfährt man, wenn man das Buch des Journalisten und Wissenschaftlers Stephen Smith liest, der sich sehr intensiv mit Afrika und mit die­ser Thematik beschäftigt hat.

Was sind die Gründe dieser Fakten, die er recherchiert hat? Erstens – viele der Vor­redner haben es richtig angesprochen –: Es gibt ein rasantes Bevölkerungswachstum, in Kombination damit, dass 80 Prozent der Afrikaner unter 30 Jahre alt sind. Gleich­zeitig gibt es nur 5 Prozent an über 60-Jährigen. Wenn man die afrikanische Kultur und Gesellschaft, so vielschichtig sie auch ist, kennt, dann weiß man, dass die ältere Ge­neration einen sehr großen Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen hat; man muss sagen hatte, denn die Alterspyramide stellt alles auf den Kopf. Da wächst eine junge Generation heran, die kaum Perspektiven hat.

Somit bin ich schon bei der wirtschaftlichen Entwicklung: Wirtschaftliche Entwicklung und wirtschaftliche Zuwachsraten gibt es in Afrika de facto nur auf dem Papier. Man braucht nur logisch zu denken, dann weiß man, was ein rasantes Bevölkerungswachs­tum – über 80 Prozent davon jung, überwiegend männlich – in Kombination mit kaum bis geringen Zukunftsperspektiven an Dynamik für diese Gesellschaften und gleichzei­tig aber auch an Herausforderungen für Europa bedeutet.

Der kürzeste Weg ist nun einmal jener nach Europa, und daher wird, was auf dem afrikanischen Kontinent passiert, uns in Europa unmittelbar betreffen und berühren. Deshalb ist es wichtig, dass dieser Afrikagipfel abgehalten wird. Viele der VorrednerIn­nen haben es gesagt, wir müssen die Ursachen bekämpfen, aufgrund derer sich Men­schen auf den Weg machen.

Wir werden nicht alle Probleme lösen können, aber eines ist ganz klar: Mit der Ent­wicklungshilfe – so wie wir sie bisher gemacht haben und nach wie vor machen –, so gut sie auch gemeint ist, werden die Probleme nicht gelöst werden. Im Gegenteil, wir werden die Probleme noch viel mehr verschärfen. Wir müssen weg von dieser ent­würdigenden Entwicklungshilfezusammenarbeit, hin zu einer wirtschaftlichen Koope­ration auf Augenhöhe. Und es gäbe in Österreich, in Europa sehr viele innovative Fir­men, die erstens Personal brauchen, Fachkräfte brauchen und die auch neue Märkte erobern möchten.

Unsere Aufgabe als Politiker wäre und ist es, diesbezüglich intelligente Lösungen an­zubieten und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass österreichische Betriebe beim Eintritt in den afrikanischen Markt gleichzeitig junge Leute, die sie für den Ar­beitsmarkt dort benötigen, aber auch Fachkräfte, die wir benötigen, ausbilden, und da gäbe es Kooperationen. Es gibt in Afrika, in Nigeria, eine Region, die Biafra heißt; dort lebt eine überwiegend christliche Mehrheit und dort gibt es eine Universität, von der auch Priester und Pfarrer nach Österreich entsendet werden. Wir könnten Firmen beim Ansiedeln dort behilflich sein, damit sie die Leute ausbilden und qualifizieren.

Tang, The African Network of Germany, hat erhoben, dass nur aus Deutschland von Afrikanern jährlich – jährlich! – 1,2 Milliarden Euro an ihre Familien im Herkunftsland gesendet werden und dass das natürlich Pulleffekte sind. Dass auch afrikanische Län­der ein geringes Interesse daran haben, viele Menschen zurückzunehmen, wenn sie selbst nicht wissen, was sie denen anbieten sollen, liegt auch klar auf der Hand. Wir müssen damit, landwirtschaftliche Produkte hochsubventioniert nach Afrika hinüberzu­schiffen und damit dort die Märkte zu zerstören, aufhören. Wir müssen auch damit auf­hören und die Diskussionen ehrlich darüber führen, dass Afrika nicht der Mistkübel Eu­ropas ist, wo wir unseren ganzen Elektronikschrott hinverfrachten. Wir müssen danach trachten, dass die Menschen eine Lebensgrundlage haben und so wenig wie möglich Druck haben, ihre Herkunftsländer zu verlassen. – Danke. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und FPÖ.)

12.16

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.