13.45

Abgeordneter Erwin Preiner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuhörer auf der Galerie – es sind viele Schüler hier! Werte Fernsehzuseher vor den Fernsehapparaten zu Hause! Im Gegensatz zu meinem Vorredner habe ich zur Schule, zur Bildung und zur Pädagogik einen positiven Zugang. Ich denke, das ist in einer gesellschaftlich herausfordernden Zeit auch not­wendig. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich danke daher sehr herzlich allen KollegInnen, allen PädagogInnen für ihre wertvolle pädagogische Arbeit in den Schulen, oftmals auch außerhalb der Unterrichtsstunden.

Das vorliegende Pädagogikpaket 2018 ist meiner Meinung nach über weite Strecken ein Rückschritt, einfach Retrobildungspolitik. Ich zitiere kurz Herrn Kollegen Taschner aus dem Ausschuss. Er hat gemeint, durch die Note wird eine Leistung beurteilt, kein Mensch. Ich habe nicht diesen Zugang, denn eines ist klar: Über die Beurteilung der Leistung, egal ob verbal oder durch die Note, wird immer auch der Mensch, in unserem Fall der Schüler, als Person beurteilt. Das steht außer Diskussion, denn Pädagogik umfasst immer den ganzheitlichen Menschen. Das lehrt uns bereits der Humanismus. (Zwischenruf des Abg. Taschner.) Ich denke, Humanismus ist auch hier im Plenum gefordert. Diesen Humanismus dürfen wir im Sinne der modernen Pädagogik, des mo­dernen Unterrichtens, aber auch im Sinne der Schülerinnen und Schüler nicht verges­sen, Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Sitzenbleiben in der Volksschule löst keine Probleme, sondern schafft Probleme. Ich zitiere hier auch einen Experten aus dem Ausschuss. Dieses Zitat lautet: Sitzenbleiben hat dann Sinn, wenn Schüler besondere Förderungen bekommen. – Zitatende. Dies meint ein Experte aus dem Unterrichtsausschuss. Herr Bildungsminister, ich frage Sie: Wie soll diese besondere Förderung unter dem Aspekt, dass Sie für 2019 die Finanzmittel für die Besoldung der Pflichtschullehrer um 14 Mil­lionen Euro gekürzt haben, aussehen? Da stimmt etwas nicht zusammen. (Beifall bei der SPÖ.)

Weiters erfolgt durch die Umbenennung der Neuen Mittelschule in Mittelschule nur eine Änderung, was das Etikett betrifft. Durch die sogenannte Reform ab der 6. Schul­stufe, was Standard und Standard AHS betrifft, wird meiner Meinung nach der erste und zweite Klassenzug – ehemals, aus dem vorigen Jahrhundert – durch die Hintertür wieder eingeführt, nach dem Motto: Vorwärts, es geht zurück! – Das kann es natürlich nicht sein.

Herr Minister, ich frage Sie: Wie geht es eigentlich mit dem Teamteaching weiter? Wir wissen, dass sich das Teamteaching in der Neuen Mittelschule bewährt hat. Wie schaut es diesbezüglich aus, wenn die Mittelschule in der Praxis umgesetzt wird? Hal­ten Sie das Teamteaching noch aufrecht oder lassen Sie es klammheimlich auslaufen?

Zum Schluss möchte ich noch die sogenannten KEL‑Gespräche ins Treffen führen. Das sind die Kind-Eltern-Lehrer-Gespräche, die sich in der Neuen Mittelschule ausge­zeichnet bewährt haben. Ich halte es übrigens für positiv, dass diese KEL‑Gespräche für die Volksschule und auch für das Polytechnikum verpflichtend ausgeweitet werden. Wie aber schaut es in der AHS‑Unterstufe aus? – Dort gibt es keine diesbezügliche Verpflichtung.

Das gesamte Pädagogikpaket 2018 nimmt die AHS‑Unterstufe fast kein einziges Mal in den Mund. Ich frage mich: Gibt es für die AHS‑Unterstufe eine andere, bessere Pä­dagogik oder überhaupt keine Pädagogik? Ich darf uns in Erinnerung rufen, dass die PädagogInnenausbildung für Pflichtschule und AHS-Unterstufe einheitlich ist, nicht nur was den Inhalt der Ausbildung betrifft, sondern auch was die Besoldung betrifft. (Abg. Mölzer: Das ist ein schwerer Fehler!) Daher müsste es meiner Meinung nach auch eine Verpflichtung für KEL‑Gespräche in der AHS‑Unterstufe geben.

Eines noch zum Schluss: Der Übertritt von der MS in die BMHS ist mit dem Übertritt von der AHS‑Unterstufe in die BMHS alles andere als ident. Hier gibt es überhaupt kei­ne Gleichbehandlung, sondern genau das Gegenteil ist passiert, nämlich Ungleichheit und Diskriminierung den Schülern der MS gegenüber.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Abschließend meine ich, dass das sogenannte Pädagogikpaket 2018 auch die Schulautonomie zu Grabe trägt. Eltern, Lehrer und Schüler haben sich bei Weitem viel bessere Weihnachtsgeschenke verdient als diese Mogelpackung, die jetzt vorgelegt wird, das Pädagogikpaket 2018. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hauser: Unglaublich! So ein Blödsinn!)

13.50

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Salzmann. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.