21.03

Abgeordnete Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuseherinnen und Zuseher vor den Fernsehbildschirmen, wenn Sie dort noch sind! Frauen und Männern die gleichen Chancen einzuräumen, das verstehen wir unter Chancengleichheit, und das ist nicht nur unser verfassungsmäßiger Auftrag, sondern es ist auch im Regierungsprogramm verankert.

Daran müssen wir tagtäglich arbeiten, und ja, es besteht kein Zweifel, dass wir da schon im Kindergartenalter anfangen müssen. Wenn du, liebe Kollegin Cox, daher in deinem Antrag schreibst, dass wir wollen, dass sich Kinder und Jugendliche frei ent­falten können, sodass sie ihren eigenen Interessen und Berufswünschen nach­gehen, dann kann ich das als Mensch, als Mutter und als Unternehmerin nur zehnmal unterschreiben (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ) – als Mensch, weil es die Menschenwürde erfordert, als Mutter, weil ich es auch für meine eigenen Kinder möchte, und als Unternehmerin, weil ich hoffe, dass wir damit auch mehr Mädchen die Chance geben, sich auf eine Arbeit als Technikerin, Forscherin oder IT-Expertin vorzubereiten, denn wir wissen, das sind alles nicht nur spannende Jobs, sondern sie sind auch hoch angesehen und meistens gut bezahlt.

Ich habe aber dennoch so manches Problem mit deinem Antrag, liebe Frau Kollegin, denn was du darin forderst, ist eigentlich Bürokratie. Den Minister und sein Team aufzufordern, etwas zu erarbeiten, was es gibt, nämlich einen Leitfaden zu schreiben, den wir haben. Wir haben es heute schon gehört: Der Grundsatzerlass „Reflexive Ge­schlechterpädagogik und Gleichstellung“ ist auch in den Schulen für Kindergarten­pädagogik anzuwenden und betrifft dort nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch die Schülerinnen und Schüler. Das sind eben die zukünftigen Elementarpäda­goginnen und hoffentlich auch die zukünftigen Elementarpädagogen. – Es wäre näm­lich einmal der erste Beitrag für eine geschlechtersensible Pädagogik, wenn wir mehr männliche Pädagogen hätten; aber das nur am Rande. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Wir brauchen aber keine Bürokratie, sondern das, was wir brauchen, ist Tun. Mir ist es daher wichtiger, dass sich das Ministerium mit der Überarbeitung der Lehrpläne beschäftigt, mit der Reform der Polytechnischen Schule und mit der Erarbeitung einer Forschungsstrategie. Ich glaube nämlich, das bringt uns, unsere Gesellschaft und Österreich definitiv weiter. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Rosenkranz.)

In Bezug auf die Geschlechtersensibilität müssen wir natürlich auch in den Familien und in der Gesellschaft ansetzen, denn es bringt nichts, wenn wir zwar in den Kinder­garteneinrichtungen geschlechtersensibel erziehen, aber zu Hause den Mädchen eine Schminkpuppe und den Burschen nur einen Chemiebaukasten schenken. Da müssen wir unsere Gesellschaft definitiv weiterentwickeln, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Dem zum Trotz möchte ich aber noch eines sagen: Meine Töchter ziehen nun einmal gerne ein rosa Kleid an, und das ist in Ordnung so. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Da lasse ich mir auch nicht durch so manchen Genderwahn Gegenteiliges vorwerfen. Mir ist es nämlich wichtig, dass alle unsere Kinder zu selbstbewussten und selbstbe­stimm­ten jungen Menschen erzogen werden und wir sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung so stärken, dass sie nicht mehr an irgendwelche Erwartungshaltungen glauben, die sie erfüllen müssen, dann kann nämlich auch die glitzerbegeisterte Prinzessin eine Tech­nikerin oder eine Physikerin werden und der motorsportbegeisterte Bursche ein Kinder­gartenpädagoge, und genau das soll unser Ziel sein. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei der FPÖ. – Abg. Heinisch-Hosek: Super! Ja, ja!)

Dazu brauchen wir aber nicht mehr Vorschriften und mehr Bürokratie. Wir brauchen eine ernstgemeinte, proaktive Zusammenarbeit aller männlichen und weiblichen Päda­gogen, der Eltern und der Gesellschaft, um echte Veränderung zu bewirken. Dazu lade ich Sie alle ein. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

21.07

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Schandor ist zu Wort gemel­det. – Bitte.