22.35

Abgeordnete Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Präsident! Hohes Haus! Verehrte Zuseherinnen und Zuseher! Der Rechnungshof hat in seinem Einkommensbericht festgestellt, dass es zwischen Männern und Frauen noch immer relevante Einkommensunterschiede gibt. Das haben wir heute schon einige Male gehört.  Ja, wir haben da noch einiges zu tun.

Schauen wir uns das Thema aber einmal genauer an, um dann auch wirklich die rich­tigen Lösungen zu finden. Vorab möchte ich sagen, dass es keine Lohndiskriminie­rungen gibt (Abg. Heinisch-Hosek: Aber in realiter!), denn in keinem Kollektivvertrag wird ein Unterschied nach dem Geschlecht gemacht. Wir haben keine Lohndiskrimi­nie­rung, sondern wir haben eine Gehaltsschere. Der sogenannte Gender Pay Gap beträgt laut Eurostat knapp über 20 Prozent. Bereinigt nach Berufsgruppe, nach Branche und nach Zugehörigkeit bleiben noch rund 5 bis 10 Prozent übrig. Keine Frage: Die müssen wir wegbekommen. Da gibt es keine Diskussion.

Ich möchte aber auch an den anderen 10 bis 15 Prozent arbeiten, die erklärt werden können: durch unterschiedliche Branchen, durch Berufe und durch Erfahrung. Ich möchte nämlich in keinem Land leben, in dem man für unterschiedliche Leistung das­selbe verdient. (Abg. Heinisch-Hosek: Das Gegenteil ist leider der Fall!) Diese Regie­rung möchte jeder Frau und jedem Mann dazu verhelfen, leistungsgerecht entlohnt zu werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Ich möchte, dass Österreich ein Land wird, wo wir mehr Frauen haben, die diese 10 bis 15 Prozent erklärbaren Differenzen ausgleichen können. Da gibt es zwei Ansatz­punkte: einerseits eine qualifizierte Kinderbetreuung, und zwar in ganz Österreich und länger als von 9 bis 12 Uhr (Abg. Heinisch-Hosek: Wieso kann man das ... machen?) – daran arbeiten wir, aber ja, da gibt es noch einiges zu tun –, andererseits aber natürlich die Berufswahl. 2018 war die beliebteste Branche für weibliche Lehrlinge der Handel, für Burschen war es die Metalltechnik. (Abg. Heinisch-Hosek: Sie regieren ja! Ent­schuldigung! Machen Sie doch was!)

Jetzt frage ich Sie: Wo, glauben Sie, verdient man mehr? Schauen wir uns den weiblichen Anteil der IT-Absolventen an den Unis an, die mit Topgehältern in die ersten Jobs gehen! Da liegt der weibliche Anteil unter 20 Prozent. Es geht aber nicht um mehr Regulierung, es geht um Entscheidungen. Gott sei Dank entscheidet in Österreich jede Frau selbst, welche Karriere sie anstrebt (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP), aber leider fallen die Entscheidungen oft genug zugunsten einer schlecht bezahlten Branche. Daher wäre es der richtige Ansatz, anstatt ständig zu lamentieren, Frau Kollegin (Abg. Heinisch-Hosek: Sie lamentieren! – Abg. Haubner – in Richtung SPÖ –: Sie haben nichts getan!), Frauen zu ermutigen, auch technische Berufe zu ergreifen und in diesem Bereich eine Ausbildung zu absolvieren.

Eine Computersoftware basiert auf Binärzahlen und fragt nicht nach dem Geschlecht des Programmierers. Ein Auto fährt nicht nur gut mit einer Frau am Steuer, sondern kann auch sehr gut von ihr entwickelt werden. Wir sind in der Verantwortung, Frauen in ihrer Entscheidung zu unterstützen, sie aber nicht zu bevormunden. Das ist meine Auffassung und das ist die Auffassung dieser Regierung. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

22.38

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Knes. – Bitte.