14.42

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Bun­desministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und liebe Zu­seher! In den Medien gibt es ja immer das Schlagwort Bad News sind Good News – das sorgt nämlich für Quote. Meine Damen und Herren, in der Umweltpolitik sind Bad News jedoch einfach nur Bad News. Und die schlechten Nachrichten häufen sich halt im Augenblick.

Wir alle wissen, da wir den Biodiversitätsbericht der UNO gelesen haben: Eine Million Arten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Und jetzt gibt es natürlich diese seltenen Nachrichten, die zumindest aus ökologischer Sicht schon aufhorchen lassen sollten, nämlich dass der Wolf, der in Österreich de facto ausgerottet ist, langsam, aber sicher wieder ein paar Pfoten hier in die Wälder setzt. Das ist gerade in Zeiten des Artensterbens eine bemerkenswerte Sache und wir sollten daher sachlich diskutieren – sachlich! –, wie wir damit umgehen.

Was aber passiert stattdessen – man sieht das ja auch heute in dieser Diskussion schon wieder –: Es gibt die einen, die hier sagen: uralte Angst, Feindbilder, der Wolf, alles ist ganz furchtbar und ganz schlecht!, und dann gibt es die anderen, die sagen: Sozialromantik, man darf gegen den Wolf gar nichts unternehmen! Und wie es halt oft so ist: Die Wahrheit liegt in der Mitte. Es ist eine unwürdige und eine sinnbefreite Streiterei, die wir hier zu diesem Themen führen. (Beifall bei den NEOS.) – Danke sehr.

Faktencheck: Ist es also tatsächlich ein realistisches Bedrohungsszenario, dass, wie manche behaupten, Kinder auf dem Schulweg inzwischen Angst haben müssen, weil der Wolf wieder da ist, dass sie wie dereinst das Rotkäppchen vom bösen Wolf angefallen werden? (Abg. Eßl – ein Schriftstück in die Höhe haltend, auf dem ein Wolf abgebildet ist –: Frau Kollegin!) – Es ist es nicht, wie wir aus Erfahrungen aus anderen Ländern wissen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Eßl.) Weder in Italien noch in der Schweiz noch in Polen, wo es beträchtliche Wolfspopulationen gibt, hat es seit 1950 einen einzigen Fall gegeben – es hat keinen einzigen gegeben! (Beifall bei den NEOS.)

Wenn man sich die Studien anschaut, dann kommt man zum gleichen Ergebnis: Kanada, Russland, USA, dort ist die Wolfspopulation sehr, sehr groß. (Zwischenruf des Abg. Eßl, der besagtes Schriftstück noch in die Höhe hält.) – Herzlichen Dank, Herr Kollege! – Es gab dort wirklich keine reale Gefahr für die Menschen.

Zu einer realen Gefahr für die Menschen: Wenn wir hier über Fakten reden wollen, Herr Kollege, dann muss man sich Folgendes anschauen: 2017 waren 3 600 Men­schen im Krankenhaus, weil sie von Hunden attackiert wurden. Ja, tragischerweise sind sogar Menschenleben, Leben von Kindern, zu beklagen gewesen. Deswegen möchte ich hier eben diese sachliche Diskussion zu diesem Thema.

Ich will nichts verharmlosen: Der Wolf ist kein Kuscheltier. Der Wolf ist ein Tier mit einem Jagdtrieb, und um seine Rolle im Ökosystem und die Probleme, die dadurch manchen Viehzüchtern entstehen werden, müssen wir uns kümmern, und das müssen wir ehrlich diskutieren.

Ja, der Wolf wird Schafe reißen und das wird er auch weiterhin machen. Ja, der Wolf wird Wildbestände beeinflussen, und diesen Punkt müssen wir auch lösen. Und der Wolf wird womöglich nicht in jede Kulturlandschaft in Österreich passen, das heißt aber nicht unbedingt, dass wir ganze Bundesländer sofort als wolfsfrei deklarieren sollten. Wir Menschen haben Verantwortung gegenüber anderen Lebewesen, auch wenn sie uns nicht nützlich sind. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Was sollten wir also tun – ganz zum Schluss –: Wir sollten uns ein Beispiel an Ländern nehmen, die da sehr viel Expertise haben, und sinnvolle Regeln aufsetzen, die praxis­tauglich sind, nachhaltiges Wolfsmanagement, Aspekte des Naturschutzes gleicher­maßen wie natürlich auch die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Praxis berück­sichtigen, was auch heißt, dass es klar geregelte Entschädigungsmodelle für Landwirte geben soll.

Wir können diesbezüglich – noch einmal! – auf Erfahrungen von Nachbarstaaten zu­rück­greifen, und das sollten wir auch tun, denn das, was wir brauchen, ist Exper­tenwissen und keine populistische Diskussion.

Und weil es sich halt so schön anbietet, noch ein kleines Wortspiel zum Schluss – und das ist an die Damen und Herren hier in diesem Haus gerichtet –: Der einzige Wolf, vor dem wir PolitikerInnen uns im Augenblick in Acht nehmen müssen, der heißt Armin. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

14.46

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Zinggl. – Bitte.