19.27

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Prä­sidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Stärkung des öffentlichen Personennah- und -fernverkehrs in Österreich ist eine bewusste Schwerpunktsetzung dieser Bundesregierung. Wir wis­sen, der Verkehrssektor ist einer der größten CO2-Verursacher, und um unsere Klimaziele erreichen zu können, müssen wir mehr Personen von der Straße auf die Schiene bekommen.

Um das zu erreichen, braucht es im Wesentlichen zwei Schwerpunkte, nämlich eine attraktive Bahninfrastruktur und darauf aufbauend ein attraktives Angebot für die Bahnkunden. Zur Infrastruktur ist zu sagen, wir investieren mit 14 Milliarden Euro bis 2023 so viel in die Schieneninfrastruktur wie nie zuvor und bauen aus meiner Sicht die Netze für die Zukunft gut aus. Auf der anderen Seite brauchen wir ein Ticket-Vertriebssystem, so kundenfreundlich wie nur möglich. Damit bin ich beim zu besprechenden Bericht des Rechnungshofes, nämlich bei der Prüfung des Ticket-Vertriebssystems der ÖBB-Personenverkehr AG.

Seit 2005 hatten die ÖBB das Ziel, ein Ticket-Vertriebssystem aufzubauen, das auf der Höhe der Zeit ist, das einfach und verständlich für die Kundinnen und Kunden ist. Laut Bericht des Rechnungshofes sind dafür in der Projektzeit – die Projektzeit dauerte von 2005 bis 2017 – Kosten in Höhe von 131 Millionen Euro angefallen. Für uns alle ist das natürlich ein hoher Betrag, aber man darf nicht übersehen, dass der technische Fortschritt in diesem Zeitraum beachtlich war, gerade was die Mobiltelefonie betrifft. Wir wissen alle, dass die Funktionen eines Handys aus dem Jahr 2005 nicht vergleichbar sind mit den Möglichkeiten eines Handys heute. Dieser Fortschritt machte auch laufend Umplanungen notwendig, es gab neue Anforderungen an die Technik.

Sehr geehrte Damen und Herren! Beinahe jede Österreicherin und jeder Österreicher fährt zumindest einmal im Jahr mit der Bahn, und fast jeder hat persönliche Anfor­derungen an das Ticketsystem – sei es die Strecke, sei es die Tarifstufe, sei es der Vertriebskanal. Ein System zu entwickeln, das für alle Österreicherinnen und Öster­reicher passt, ist eine große Herausforderung.

Eine Herausforderung ist natürlich auch, und das hat der Rechnungshof – aus meiner Sicht zu Recht – entsprechend kritisiert, die Vielzahl der Tarife in Österreich; man kann durchaus von einem Tarifdschungel sprechen. Damit bin ich auch bereits beim Blick in die Zukunft und einer wichtigen Empfehlung des Rechnungshofes: Je komplexer die Tarifstrukturen und je unterschiedlicher die Regelungen der einzelnen Verbünde sind, umso kostspieliger ist die Abbildung in Vertriebssystemen.

In Österreich haben wir die Tarifstruktur der ÖBB. Wir haben sieben Verkehrsverbünde und natürlich die Mobilitätsdienstleister in den Städten. Ziel muss es sein – und der Rech­nungshof hat das auch entsprechend formuliert –, ein möglichst einheitliches Tarifmodell zu bekommen. Deshalb sind die laufenden Planungen für ein einheitliches Tarifmodell für ganz Österreich absolut zu begrüßen. Länder, Verkehrsverbünde, die ÖBB und die städtischen Verkehrsunternehmen arbeiten unter dem Projekttitel ÖV 2020, also Öffentlicher Verkehr 2020, wie es im Regierungsprogramm entsprechend vorgesehen ist, bereits intensiv an einem einfachen, transparenten und österreich­weiten Tarifmodell.

Der Rechnungshof hat auch festgestellt, dass der ÖBB-Ticketshop das umfangreichste Ticketvertriebssystem ist, das in Österreich bislang für den Erwerb von Tickets im öffentlichen Verkehr angeboten wurde. Diese technische Plattform könnte dann in weiterer Folge auch die Grundlage für ein österreichweites ÖV-Ticketsystem sein, wobei der Rechnungshof eine neutrale Eigentümerstruktur empfiehlt. Eines ist jeden­falls klar: Es muss einfacher werden, sich ein Ticket zu kaufen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Abschließend: Der Rechnungshof hat in seinem Bericht wichtige Punkte im Sinne der Kundinnen und Kunden aufgezeigt, die vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und den ÖBB bereits aufgenommen wurden.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir müssen im Sinne der Bahnfahrer und der Steuerzahler die Vertriebssysteme der öffentlichen Verkehrstickets noch transparenter und noch einfacher gestalten. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

19.33

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Herr Abgeordneter Kollross ist zu Wort gemel­det. – Bitte, Herr Abgeordneter.