14.35

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Da viele verschiedene Anträge unter einem Punkt debattiert werden, möchte ich mich auf den Entschließungsantrag von Kollegin Holzinger-Vogtenhuber zur Aufwertung der persönlichen Assistenz beziehen.

Ich möchte mit Ihnen heute eine Art Gedankenreise machen, damit auch Sie ver­stehen, was es bedeutet, persönliche Assistenz in Anspruch zu nehmen, und was es eben auch bedeuten kann, wenn man als Mensch mit Behinderung keine Möglichkeit hat, persönliche Assistenz zu bekommen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Behinderung! Vielleicht sitzen Sie im Rollstuhl, vielleicht haben Sie eine halbseitige Lähmung aufgrund eines Schlaganfalls. Sie brauchen in der Früh Hilfe beim Anziehen, bei der Dusche, auch bei der Essens­zubereitung. All diese Tätigkeiten übernehmen im Moment Familienmitglieder, ent­weder Ihre Eltern oder vielleicht sogar Ihr Partner oder Ihre Geschwister. Ihre Eltern und Ihr Partner müssen aber arbeiten gehen, wie jeder andere, sie sind tagsüber nicht da. Das heißt, morgens hilft Ihnen Ihre Mutter aus dem Bett und den ganzen Tag über sitzen Sie dann zu Hause und warten, bis wieder Menschen kommen, die Sie unter­stützen können. Sie werden immer unglücklicher, unzufriedener mit Ihrem Leben. Sie wissen nicht, ob Ihr Leben überhaupt noch lebenswert ist und Sie bekommen immer mehr Depressionen. Sie haben die persönliche Assistenz mittlerweile schon beantragt, aber warten immerhin schon ein Jahr darauf, um eben die Zusage zu bekommen, weil die Warteliste so lang ist und so viele Menschen mit Behinderung sich persönliche Assistenz wünschen.

Nun machen wir einen Sprung in die Zukunft, vielleicht drei Jahre oder vier Jahre später: Sie haben nun Unterstützung durch persönliche Assistenz. Sie sind viel unter­wegs, sind viel selbstbewusster geworden, und das Schönste daran: Sie haben die Möglichkeit bekommen, sich zu bewerben, und Sie haben einen Job gefunden. In der Früh gehen Sie mit Ihrer Assistentin zu Ihrem Job, sie begleitet Sie dorthin, und an Ihrem Arbeitsplatz können Sie die meisten Dinge sehr selbstständig erledigen, da der Arbeitsplatz für Sie adaptiert wurde.

Persönliche Assistenz kann also das Leben verändern – sie hat auch mein Leben verändert, ich selbst lebe auch mit persönlicher Assistenz, ohne diese Hilfe könnte ich heute nicht hier stehen, eine Rede halten und meinen Job ausüben.

Sie sind jetzt ein Teil der Gesellschaft, Sie können ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben führen. Sie können selbst für Ihren Unterhalt sorgen und sich Dinge leisten.

Ich hoffe, ich konnte damit ein bisschen aufzeigen, was persönliche Assistenz ist, dass persönliche Assistenz Leben verändern kann und Leben zum Positiven verändern kann.

In letzter Zeit wird auch viel über das Thema der Pflege debattiert. Ich möchte schon noch einmal betonen, dass die Pflege für ältere Menschen etwas ganz anderes ist als die persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderungen. Darauf müssen wir auf jeden Fall Rücksicht nehmen. Deshalb unterstützen wir von der Volkspartei den vorlie­genden Entschließungsantrag. Hinzu kommt auch, dass wir dem Abänderungsantrag der Kollegin Holzinger-Vogtenhuber zur Rückerstattung der NoVA von Menschen mit Behinderungen zustimmen werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

14.39

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tanja Graf. – Bitte.