17.12

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kollegin­nen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Wir haben ja in dieser Woche eine Menge debattiert und gestritten, und dabei ist es ums Geld, ums Budget gegangen. Die Diskussion um die Außenpolitik ist, Gott sei Dank, etwas gesitteter, und ich möchte jetzt über Lebens- und Zukunftsperspektiven echter Menschen sprechen.

Der Entschließungsantrag von ÖVP und Grünen betreffend eine substanzielle Auf­stockung der humanitären Hilfe und der Mittel der bi- und multilateralen Entwicklungs­zusammenarbeit spricht von Armutsbekämpfung, sozialer und politischer Stabilität und von Lebensperspektiven. – Das sind die richtigen Worte. Ich danke auch dafür. Auch die Schwerpunkte der ADA sind in Ordnung: Wasserversorgung, Hygiene, Klima­schutz, Landwirtschaft, Gleichstellung. Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen.

Aber: Eine Toilette ist eine wichtige Angelegenheit, doch ein Klo allein ist halt noch keine Perspektive. Auch die Intensivierung der Landwirtschaft ist wichtig: Wenn Fa­milien mit weniger Arbeitskräften aber mehr Lebensmittel produzieren, was tun dann die jüngeren Geschwister? Bei all diesen Überlegungen fehlt mir etwas; unter anderem auch hinsichtlich der Freundschaftsgruppen: Ich freue mich darauf, Herr Kassegger, wenn dann – hoffentlich bald – auch die Freundschaftsgruppe für das südliche Afrika konstituiert wird. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

In der Covid-Krise ist ja auch ein Aspekt Afrikas einer breiten Öffentlichkeit bekannter geworden, nämlich dass es der Kontinent der jungen Menschen ist, wo 60 Prozent der Menschen unter 24 Jahre alt sind. Diese jungen Menschen wollen halt nicht nur im Dorf leben; sie wollen nicht, dass man ihnen eine Ziege vor die Hütte stellt und sagt: So, das ist jetzt Armutsbekämpfung!, sondern sie wollen eine Transformation in ihrem Leben, und deshalb steigen so viele von ihnen aus den Dörfern, die schon fließendes Wasser und Toiletten haben, in irgendwelche Schinakeln, riskieren ihr Leben und ver­suchen in Europa eine neue Perspektive zu finden. Das tun sie, weil sie um unsere Modernität wissen, und die finden sie halt nicht am Hof der Großeltern.

Junge Menschen verstehen Technologie, und es ist kein Zufall, dass so viele kreative Handyapplikationen in Afrika entstehen. Wenn es an Infrastruktur fehlt, nutzen die Menschen eben ihre Kreativität, um aus dem, was da ist, etwas zu machen, das sie brauchen. Diese Kreativität muss man fördern, damit eine neue Gründerzeit in Afrika entsteht, die jungen Menschen auch eine Perspektive bietet. Dann brauchen sie auch keine Schlepper mehr und finden Arbeitsplätze und Zukunft vor Ort.

Wir begrüßen die Erhöhung der Wirtschaftsentwicklungsgelder, regen aber auch an, dass diese Erhöhung nicht in ein Mehr von Gleichem mündet, sondern dass man auch in der ADA an neue Projekte denkt, und zwar nicht nur in Wien, sondern auch vor Ort. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Stögmüller.)

17.15

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Martin Engelberg. – Bitte.