21.01

Abgeordnete Mag. Maria Smodics-Neumann (ÖVP): Herr Präsident! Werte Kollegin­nen und Kollegen! Liebe Zuseher! Ich darf die Diskussion wieder zu den beiden Tages­ordnungspunkten zurückbringen und darf Sie einladen, mit mir ein Experiment zu machen und ein bisschen eine andere Sicht der Dinge zu erfahren.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass eine Gleichstellung dann funktioniert, wenn wir uns alle in unserer Unterschiedlichkeit so akzeptieren, wie wir sind – egal welchen Geschlechtes wir sind. Das würde ich gerne einmal vorausschicken, denn das ist wichtig für dieses Experiment. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir sind uns alle einig, dass die Kinder, wenn sie in die Schule kommen, nach ihren Stärken und Schwächen, nach ihren Talenten gefördert werden sollen. Da machen wir keine Unterschiede, sondern wir wollen sie fördern, damit sie den richtigen Beruf finden, für den sie mit Leidenschaft brennen. Irgendwann kommt dann die Berufswahl, und dann heißt es auf einmal: Na ja, auch wenn du jetzt mit Leidenschaft Verkäuferin bist, Verkäuferin ist aber kein wertvoller Job!, oder vielleicht: Schneiderin – so wie ich es bin – ist kein wertvoller Job!

Ich habe heute den Begriff der atypischen Arbeitsverhältnisse gehört. Also mit Verlaub, was ist ein atypisches Arbeitsverhältnis? – Dezidiert aufgezählt: In atypischen Arbeits­ver­hältnissen sind Teilzeitbeschäftigte, Einpersonenunternehmer, freie Dienstnehmer. Also bei aller Wertschätzung: Das lasse ich mir jetzt eigentlich nicht sagen. Ich habe als Einpersonenunternehmen in einem typischen Frauenberuf begonnen, bin das dritte Kind in einer Familie mit konservativer Rollenaufteilung, Baujahr 1970. Glauben Sie mir: Bei uns hat es wirklich die klassische Rollenverteilung gegeben. Trotzdem habe ich einen anderen Weg gewählt – einen selbstbestimmten –, und ich bin unglaublich gerne in einem klassischen Frauenberuf.

Nehmen wir doch also alle so, wie sie sind, und lassen wir ihnen auch die Leidenschaft, auch wenn es ein Beruf ist, den der eine oder andere nicht als wertvoll empfindet! Da meine ich: Werten wir nicht, sondern akzeptieren wir einander so, wie wir sind, damit wir eine Gleichstellung erhalten! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zwei ganz wichtige Instrumente dazu – inhaltlich schon von meinen Vorrednerinnen sehr gut ausgeführt –: die geschlechtsspezifischen Auswirkungen zu ermitteln und auch die Forcierung der Gendermedizin. All das werden Informationen sein, die uns dabei weiter­helfen, wie wir in Zukunft Arbeitsverhältnisse, wie wir in Zukunft Arbeitswelten ge­stalten können. Da können auch ganz, ganz wichtige Dinge und neue Dinge entstehen, die einer Gleichstellung ganz, ganz besonders entgegenkommen werden.

Deswegen lade ich Sie ein: Bewerten Sie nicht die Unterschiedlichkeit der Geschlechter, nehmen Sie sie zur Kenntnis, dann sind wir bei der Gleichstellung einen ganz be­deutenden Schritt weiter! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.04

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kucher – ein Feuerwerk! – Bitte.